Straßenmagazin "Hinz&Kunzt": Mehr Power für Obdachlose
06. Oktober 2015
Hamburg. Birgit Müller, Chefredakteurin der Hamburger Obdachlosenzeitung "Hinz&Kunzt", hat dazu aufgerufen, das große Engagement für Flüchtlinge auch auf Obdachlose auszudehnen. "Die Obdachlosen sind nicht ins Hintertreffen geraten - sie waren dort schon, bevor die Flüchtlinge kamen", sagte die 59-jährige Journalistin in Hamburg. Doch jetzt werde "erst so richtig deutlich, was alles möglich ist, wenn eine ganze Stadt sich anstrengt".
Alle brauchten ein Dach über dem Kopf - "menschenwürdig und ohne Wenn und Aber", sagte Müller. Sie räumte ein, zuweilen "ein bisschen neidisch" zu sein: "Warum wird das Thema Obdachlosigkeit nicht mit derselben Power angepackt?" Offenbar fehle der politische Wille, trotz aller Sympathie-Bekundungen. "Das schürt den Verteilungskampf - und so wird eine Gruppe gegen die andere ausgespielt."
"Allen geht es schlecht - den Flüchtlingen und den Obdachlosen"
Hamburg habe 26.000 Flüchtlinge untergebracht - "mehr schlecht als recht, aber immerhin", sagte Müller weiter. Auch viele Obdachlose und Ex-Obdachlose engagierten sich in der Flüchtlingshilfe, zum Beispiel in den Messehallen, in Kirchengemeinden und anderswo. Und wer 26.000 unterbringen könne, der schaffe auch 28.000: "Allen geht es schlecht - den Flüchtlingen und den rund 2.000 Obdachlosen und EU-Wanderarbeitern, von denen gerade niemand mehr spricht."