Advent

Tiere der Krippe hautnah erleben – Weihnachtszeit in der Arche Warder

Tierparkpädagogin Stefanie Klingel mit einem Walliser Schwarznasenschaf im Streichelgehege der Arche Warder.
Tierparkpädagogin Stefanie Klingel mit einem Walliser Schwarznasenschaf im Streichelgehege der Arche Warder.© Philipp Reiss
Die selten gewordenen Poitou-Esel gehören zu den Besucherlieblingen in Warder.
Die selten gewordenen Poitou-Esel gehören zu den Besucherlieblingen in Warder.© Philipp Reiss
Bentheimer Landschafe gehören einer gefährdeten Rasse an. Die robusten Tiere können mühelos mehr als zehn Kilometer pro Tag zurücklegen.
Bentheimer Landschafe gehören einer gefährdeten Rasse an. Die robusten Tiere können mühelos mehr als zehn Kilometer pro Tag zurücklegen.© Philipp Reiss

11. Dezember 2020 von Simone Viere

Eigentlich wollten sie hier in der Arche Warder in Kürze wieder Weihnachten im Stall feiern, mit einem Gottesdienst begleitet vom Rascheln der Tiere im Stroh. Eigentlich. Doch in diesem Jahr ist auch hier vieles anders gekommen als geplant.

Der Tierpark für seltene Nutztierrassen im Kreis Rendsburg-Eckernförde ist weihnachtlich geschmückt, Lichterketten an Zäunen und Tannenbäumen sorgen für eine stimmungsvolle Atmosphäre in der Adventszeit.

Tierparkpädagogin Stefanie Klingel zeigt das Schauhaus der Arche im kleinen Ort Warder, wo sich in den vergangenen Jahren am Heiligen Abend zwischen 700 bis 800 Menschen dicht an dicht auf den Bänken gedrängt haben, um die Weihnachtsgeschichte im Gottesdienst zu hören. Auch der Schleswiger Bischof Gothart Magaard war schon einmal dabei.

Stallgeruch, Kälte und Tiergeräusche 

"Ich glaube, der Termin ist so beliebt, weil man sich die Geschichte der Geburt Jesu in einem Stall hier richtig gut vorstellen kann. Es gibt diese Kälte, den Stallgeruch, die Tiere. Man hört auch mal ein Schaf meckern oder ein Schwein grunzen", beschreibt Klingel die Stimmung. So kann man dem Geheimnis von Weihnachten ganz nah kommen. "In diesem Jahr mussten wir den Gottesdienst schweren Herzens absagen", erzählt die Pädagogin. Denn nur wenige Besucher hätten coronabedingt dabei sein können.

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Die Zwergesel Frauke und Que Cera.© Philipp Reiss

Ein echtes Wechselbad der Gefühle sei das vergangene Jahr gewesen, erinnert sich die 44-Jährige. "Als der erste Lockdown kam waren wir erstmal total geschockt. Wir hatten große Ängste, was das bedeutet. Es hätte ja auch sein können, dass wir das ganze Jahr über geschlossen bleiben müssen", so Klingel.

Überwältigende Hilfsbereitschaft

Doch die Hoffnung hätten sie hier nie verloren. "Die Spendenbereitschaft der Besucher und auch der Bauern in der Umgebung war überwältigend. Wir haben gemerkt, wir sind den Menschen wichtig hier in der Region", erzählt die Tierparkmitarbeiterin.

Neben den Futterspenden oder finanzieller Unterstützung habe sie eine Aktion ganz besonders berührt: "Wir haben hier im Sommer sehr beliebte Angebote für Kindergruppen unter dem Titel ‚einmal Tierpfleger sein‘. Kinder, die uns so kennengelernt haben, haben mitbekommen, dass es uns schlecht geht. Sie haben Kekse für uns gebacken und so Spenden für uns gesammelt. Das fand ich eine wunderschöne Geschichte, dass auch im Kleinen so viel bewirkt werden konnte“, so Klingel, die seit 2007 mit an Bord der Arche ist.

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Tierärztin Anabell Jandowski.© Philipp Reiss

Zum festen Team gehört auch Tierärztin Anabell Jandowski: "Die Tiere haben unter dem Lockdown nicht gelitten", erzählt sie, während sie mit den Poitou-Eseln auf der Koppel kuschelt. "Besucher dürfen hier an enige Tiere Futter verteilen. Die haben das wahrscheinlich schon gemerkt", ergänzt sie. 977 Tiere aus 86 verschiedenen Rassen sind im Tierpark zuhause. "Im Frühjahr, wenn der Nachwuchs geboren wird, sind wir dann schnell bei 1200 Tieren", so die Tiermedizinerin. Auch bei den selten gewordenen Poitou-Eseln hoffen sie wieder auf Nachwuchs im kommenden Jahr.

Werden oft in der Bibel erwähnt: Rinder, Esel, Schafe und Ziegen

Rund 60 Mitarbeitende kümmern sich in der Arche Warder um Tiere und Besucher gleichermaßen. Zu den Aufgaben von Stefanie Klingel gehört es unter anderem, Gruppen durch den 40 Hektar großen und weitläufigen Park zu führen. Dabei hat sie sich auch schon mit dem Thema "Tiere der Bibel" befasst. Das liegt nahe, denn Esel, Schafe, Ziegen und Rinder kommen in dem Buch häufig vor, und auch hier stehen sie zahlreich auf den Wiesen.

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Das Ungarische Steppenrind ist ein sehr ursprüngliches Rind. So ähnlich könnten die Rinder auch an der Krippe ausgesehen haben.

Den wenigsten Menschen sei bewusst, dass "Ochs und Esel in der Weihnachtgeschichte in der Bibel (Lukas 2) direkt gar nicht vorkommen. Sie gehören ja irgendwie selbstverständlich in jede Krippe", so Klingel, bei der zu Weihnachten die Tierfiguren auch nicht fehlen dürfen. In der damaligen Zeit rund um Jesu Geburt hätten besonders Rinder und Esel einen sehr hohen Stellenwert gehabt. "Sie waren sozusagen das Auto von heute, die wichtigsten Lasttiere der Menschen".

Die Weihnachtsgeschichte nach Lukas

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt.

Die Bibel online lesen

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das judäische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, darum dass er von dem Hause und Geschlechte Davids war,  auf dass er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie daselbst waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte. Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.  

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde.  Und des Herrn Engel trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr.  Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.  

Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und da die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen gen Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat.  Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.  

Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über die Rede, die ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. (Lukas 2,1-20)

Biblisch gesehen seien Ochs und Esel Symbole für Treue, Vertrauen und Glauben. Im Alten Testament heißt es "Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt’s nicht, und mein Volk versteht’s nicht", zitiert die Pädagogin aus dem Buch Jesaja. "Man vermutet, es geht genau auf diese Stelle zurück, dass Ochs und Esel heute an der Krippe dargestellt werden. Die Tiere erkennen ihren Herrn, die Menschen nicht", erklärt Klingel. 

Die Hirten auf dem Feld

In der Weihnachtsgeschichte erfahren die Hirten auf den Feldern als erste von der Geburt Jesu. Ihr Beruf zählt zu den ältesten der Menschheitsgeschichte und wird häufig in der Bibel erwähnt. David, Moses, Abraham - sie alle waren Hirten. Auch Jesus selbst bezeichne sich als guter Hirte, der für seine Herde sorgt. "Die Schafe hatten damals eine sehr große Bedeutung für die Menschen. Sie wurden nicht in eingezäunten Weiden gehalten, sondern von Hirten getrieben. Es gab noch viele wild lebende Tiere wie Löwen und Wölfe im Nahen Osten. Die Hirten mussten wirklich gut auf ihre Schafe und Ziegen aufpassen. Es war ein sehr wichtiger, anerkannter und auch ein harter Beruf", erzählt Klingel.

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Das Jakobschaf hat vier Hörner und ein bunt geflecktes Fell.© Philipp Reiss

Zudem seien Schafe auch sehr freundliche Wesen. Zu ihren persönlichen Lieblingstieren in der Arche gehört das Jakobschaf mit seinen vier Hörnen und seinen bunten Flecken. Übrigens, auch sein Name geht auf eine biblische Geschichte zurück: Der Hirte Jakob bekam als Lohn aus der Herde seines Schwiegervaters Laban die gefleckten Tiere, aus denen er dann seine eigene Herde aufbaute. 

Für Besucher ist die Arche Warder täglich ab 10 Uhr geöffnet. Im kommenden Jahr können Sie hier hoffentlich am 24. Dezember auch wieder Gottesdienst im Stall feiern.

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