Tobias Sarx möchte mit "Kraft, Liebe und Besonnenheit" gestalten
12. Juni 2022
Tobias Sarx ist am Samstag, 11. Juni, mit einem Gottesdienst in der Marienkirche Stralsund in sein neues Amt als Propst eingeführt worden. In seiner Predigt stellte er heraus, dass er dieses im Geiste von „Kraft, Liebe und Besonnenheit“ ausüben wolle.
„Kraft, Liebe und Besonnenheit, das sollten unsere Eigenschaften im kirchlichen Dienst sein. Im Umgang miteinander. Mein Gebet ist, dass mein Propstamt von diesem Geist geprägt ist. Und unsere nächste Kirchenkreissynode genau das ausstrahlt“, sagte der neue pommersche Propst Dr. Tobias Sarx während seiner Predigt in der Stralsunder Marienkirche.
Apostel Paulus als Schlüsselfigur
Zuvor war der 47-jährige Theologe vom Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern der Nordkirche, Tilman Jeremias, in sein leitendes Amt als Propst der Propstei Stralsund im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis eingeführt worden.

In das Zentrum seiner Predigt stellte Tobias Sarx Worte des Apostels Paulus: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ Deutlich sprach der Propst zunächst aktuelle Herausforderungen an: „Allein in den letzten zehn Jahren haben wir nordkirchenweit ein Viertel unserer Mitglieder verloren. Durch den damit verbundenen Verlust vieler Pfarrstellen ist die Gemeindearbeit nicht leichter geworden.
Klare Worte zu neuen Herausforderungen
Pastorinnen und Pastoren müssen heute ein Gebiet abdecken, für das früher drei oder mehr Ordinierte zuständig waren. Eine wachsende Anzahl an Kirchengemeinden hat Schwierigkeiten, überhaupt noch die Mindestzahl an Kandidaten für die anstehende Kirchengemeinderatswahl zu finden.“
Das Bekanntwerden von Missbrauchsfällen in der Kirche trage zudem erheblich zum Vertrauensverlust bei. Der Geist der Furcht gehe um, dass Kirche ein sinkendes Schiff sei, das nicht mehr zu retten ist.
„Mitten ins Herz der Menschen“
Ähnlich sei es damals den Jüngerinnen und Jüngern gegangen, die sich nach Jesu Himmelfahrt allein fühlten, sich versteckten und ängstlich waren. Doch dann sei mit Pfingsten und der Ausgießung des Heiligen Geistes die Veränderung gekommen: „Kraftvoll predigen die Jünger und treffen mit ihrer Predigt mitten in die Herzen der Menschen. An nur einem Tag kommen 3.000 Menschen zum Glauben an Jesus Christus und lassen sich taufen. Ganz ohne kirchliche Infrastruktur, ohne finanzielle Ressourcen, ohne historisch wertvolle Kirchengebäude oder irgendwelche Liegenschaften.“
Nicht kirchliche Strukturen seien das Entscheidende, Hauptsache sei vielmehr, dass wir den Geist Gottes ans Werk lassen und uns selbst nicht so wichtig nehmen, so Tobias Sarx. Wenn die Bibel vom göttlichen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit spreche, so sei nicht die Kraft hierarchischer Machtstrukturen, nicht die Kraft eigener Eitelkeit gemeint.
Gottes Geist heilt Verletzungen
„Gottes Geist ist ein Geist der Kraft, die Verletzungen heilt. Eine Kraft, die Gräben überwindet. Eine Kraft, die transparente Kommunikationsstrukturen nicht scheut.“ Doch erst in der Verbindung mit Liebe und Besonnenheit könne diese Kraft zum Erfolg führen.
Die Jüngerinnen und Jünger entwickelten zu Pfingsten keine Strategien. „Sie absolvierten kein Theologiestudium, bevor sie zum Predigen auf die Straße gingen. Sie ließen sich begeistern. Im wahrsten Sinn des Wortes. Der Bibelvers gibt uns handfeste Prüfkriterien, ob es Gottes Geist ist, der in uns wirkt. Leitet uns ein Geist der Furcht in unserem Versuch, kirchliche Strukturen aufrecht zu erhalten, die schon lange nicht mehr funktionieren? Oder geben wir dem Geist Raum, der Kraft, Liebe und Besonnenheit miteinander verbindet?“
Hoffnung auf wunderbare Zukunft
Tobias Sarx forderte dazu auf, den Geist in unserem Handeln, die Geister, die unser Inneres in Beschlag nehmen, häufiger zu prüfen und zu hinterfragen. „Und da, wo uns gerade gar nichts begeistert, dürfen wir um Gottes Geist beten. Um ein neues Pfingsten. So dürfen auch wir darum beten, dass Gott uns nicht den Geist der Furcht gibt, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Dann, und nur dann, habe ich Hoffnung für unsere Kirche, dass ihr eine wunderbare Zukunft bevorsteht.“
Vor der Predigt des neuen Propstes hatte Bischof Tilman Jeremias während der Einführung gesagt, dass er sich freue zu spüren, wie sehr Tobias Sarx schon in den ersten zehn Tagen seines Dienstes im Kirchenkreis willkommen sei und sich in zahlreichen Begegnungen und Gesprächen einzuarbeiten versuche.
Große Offenheit
„Es ist heute für dich persönlich, für die Propstei Stralsund und für den Kirchenkreis ein bedeutendes Datum. Mit deiner Einführung beginnt ein neues Kapitel. Du bringst dafür nicht nur die nötige pastorale Praxis als Voraussetzung mit, sondern auch einen theologisch-wissenschaftlichen Blick auf unsere Kirche“, so Bischof Jermias.
Sarx bringe „eine große Offenheit für die Menschen in den Dörfern und Städten“ mit. „In einer Zeit, die von den äußeren Bedingungen für unsere Kirche her nicht nur einfach ist, gehst du mit erheblichem Schwung und einem gesunden Optimismus an deine leitende Arbeit. Dazu hilft dir dein Gottvertrauen: Nicht wir sind es, die die Kirche bauen, Gottes Geist ist es.“
Wünsche für gutes Miteinander
Mehr als 160 Gäste, Freunde und Angehörige sowie Vertreter der Kirche waren in die St. Marienkirche gekommen, um an der Einführung des neuen Propstes teilzunehmen. Darunter auch der Demminer Propst Gerd Panknin und der Pasewalker Propst Andreas Haerter. Sie sprachen Sarx Mut für das Amt zu, auf "dass immer Licht da ist, offene und klare Worte, eine Gemeinschaft, in der du dich im Miteinander wohl fühlst", so Haerter.