Hamburger Kirchenbündnis

Transitflüchtlinge in Hamburg: Hilfe für eine Nacht

Felix Wienke und Rebecca Rafatian gehören zum Projektteam der Flüchtlingshilfe in der Neuen Burg
Felix Wienke und Rebecca Rafatian gehören zum Projektteam der Flüchtlingshilfe in der Neuen Burg© Silke Kehl, Evangelische Zeitung

19. November 2015 von Simone Viere

Hamburg. Seit gut einer Woche bietet das Hamburger Kirchenbündnis 200 neue Schlafplätze für Transitflüchtlinge in der Innenstadt an. Zusätzlich zum bisherigen Angebot in der Danziger Straße wird nun das ehemalige Kirchenkreiszentrum Neue Burg bei der Nikolai-Ruine für die Flüchtlingsarbeit genutzt. Besitzer ist der Kirchenkreis Hamburg-Ost, der das Gebäude bis zum 31. März 2016 zur Verfügung stellt.

Jeden Abend um 22 Uhr kommen etwa 200 Flüchtlinge zum Übernachten in die Neue Burg. Im Essensraum gibt es für alle heiße Suppe, Brot und Obst, Tee oder Kaffee und kalte Getränke. Am nächsten Morgen werden die Gäste der Kurzzeit-Unterkunft gegen 7 Uhr geweckt und nach dem Frühstück mit Bussen wieder zum Hauptbahnhof gefahren. An drei Schichten pro Tag sind etwa 40 Ehrenamtliche im Einsatz. Sie bereiten das Essen vor, beziehen Matratzen und Oberbetten in den Schlafräumen und kümmern sich um die Gäste. Auch Ärzte und Dolmetscher für Arabisch und Farsi arbeiten ehrenamtlich in der Neuen Burg mit.

Rund 40 Ehrenamtliche täglich im Einsatz

"Mich hat die tolle Stimmung unter den Helfern echt umgehauen", sagt Rebecca Rafatian. Die 24-Jährige koordiniert gemeinsam mit zwei anderen jungen Menschen die Arbeit in der Unterkunft. Vorher hat sie als Team-Managerin im Verlagswesen gearbeitet und war ehrenamtlich in der Flüchtlingshilfe aktiv. Nun wurde sie vom Kirchenkreis Hamburg-Ost bis Ende März als Projekt-Koordinatorin in der Neuen Burg angestellt – ebenso wie der 26-jährigen Felix Wieneke. Der Musiker hat in den letzten Jahren neben seinem Kulturmanagementstudium ein großes Musik- und Kulturfestivals in Ostfriesland mit organisiert. "Dort müssen wir in kurzer Zeit auf einer Wiese die komplette Infrastruktur aufbauen", sagt er. "Ein bißchen so war es auch hier."

Denn der Kirchenkreis Hamburg Ost, der neben dem Erzbistum Hamburg, dem Caritasverband und der Stadtmission/Hoffnungsorte Hamburg das Kirchenbündnis bildet, hatte entschieden, drei Etagen des alten Kirchenkreisverwaltungsgebäudes Neue Burg für die Flüchtlingsarbeit zu nutzen: Das zwölfstöckige Verwaltungsgebäude stand seit der Nutzung durch den Evangelischen Kirchentag im Jahr 2013 leer. Erst kürzlich wurden noch Brandschutz-Mauern eingezogen, doch dann ging alles sehr schnell, und nun wird das Gebäude bis zum 31. März 2016 für Transit-Flüchtlinge zur Verfügung stellt: Menschen, die aus Syrien, Eritrea oder anderen Staaten nach Deutschland geflohen sind – ohne an der Grenze offiziell registriert zu werden. Die meisten von ihnen wollen weiter nach Schweden, Hamburg ist nur eine Zwischenstation.

Wenigstens kurz zur Ruhe kommen

"Menschen in Not zu helfen ist unser Auftrag als Christen", erklärt Pröpstin Isa Lübbers. Die Unterkunft in der Neuen Burg ist das zweite Angebot des Kirchenbündnisses: Ende September wurde im Haus der kirchlichen Dienste in der Danziger Straße in St. Georg bereits eine Übernachtungsmöglichkeit für knapp 80 Transit-Flüchtlinge geschaffen, an den Wochenenden finden etwa 60 weitere Menschen Platz in einer benachbarten Turnhalle. Finanziert werde die Flüchtlingshilfe aus Kirchensteuern und Spenden, so Pröpstin Lübbers: "Wir rechnen damit, dass die Kosten sich auf rund 500 000 Euro belaufen werden." Für die Unterkunft in der Neuen Burg spendete der Hotel- und Gaststättenverband 280 Matratzen. Perspektivisch können hier knapp 300 Flüchtlinge untergebracht werden.

"Für Frauen und Familien mit kleinen Kindern haben wir kleinere Schlafräume mit fünf bis sechs Matratzen", sagt Wieneke.  Die Begegnungen mit Kindern, die in einem sehr frühen Lebensabschnitt die Flucht aus ihrer Heimat auf sich nehmen mussten, berührten ihn sehr, berichtet der 26-Jährige. "Zum Beispiel hatten wir eine Familie hier, die an der ungarischen Grenze sehr schlecht behandelt worden ist", berichtet er. Zumindest für eine Nacht habe die Familie in der Neuen Burg zur Ruhe kommen können.  Er habe auch länger mit einem Flüchtling gesprochen, der auf der Flucht in Seenot geraten war. "Es war schon eine sehr intensive Erfahrung, so eine Geschichte aus erster Hand zu erfahren."

"Wir freuen uns über jeden Helfer"

Gemeinsam mit Rebecca Rafatian und Dirk Petersen, der zunächst in der Danziger Straße tätig war, bildet Wieneke das Kernteam des Projekts. Mittlerweile wurden anderthalb weitere Stellen durch den Kirchenkreis geschaffen. "Die ehrenamtlichen Helfer kommen aus unserem persönlichem Umfeld und dem Netzwerk des Kirchenkreises", sagt Wieneke. "Wir freuen uns über jeden weiteren Helfer, vor allem über Ärzte, die freiwillig mitarbeiten." Bislang war an drei Abenden ein Arzt in der Neuen Burg tätig. "Viele Flüchtlingen brauchen eine erste medizinische Versorgung, ein Mann wurde sogar ins Krankenhaus eingeliefert."

Weitere ehrenamtliche Helfer gesucht

Wer sich ehrenamtlich in der Neuen Burg engagieren will, kann sich per E-Mail an <link link-email>hilfe@kirche-hamburg-ost.de an das Team wenden. Es gibt drei Schichten: von 17 bis 21 Uhr, von 21 bis 1 Uhr und von 6.30 bis 10 <link>Uhr.

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