Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge: Heime müssen vorbereitet werden
02. Dezember 2015
Rendsburg. Die Kinder- und Jugendhilfe in Schleswig-Holstein steht vor neuen Herausforderungen. Grund ist die stetig wachsende Zahl von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen sowie ein neues Bundesgesetz. Demnach werden die jungen Menschen ab sofort auf Einrichtungen im ganzen Land verteilt, die jetzt auf neue Herausforderungen vorbereitet werden müssen.
So müssen beispielsweise zusätzliche Fachkräfte gefunden und eingestellt werden. Dies wurde bei einem Fachtag des Diakonischen Werks Schleswig-Holstein am Dienstag in Rendsburg deutlich.
In Schleswig-Holstein werden nach Angaben des Sozialministeriums derzeit 2.714 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge von der Kinder- und Jugendhilfe betreut. Bislang waren dafür einige wenige spezialisierte Einrichtungen verantwortlich. Dazu zählen die "IUVO Jugendhilfe" in Neumünster, die Vorwerker Diakonie in Lübeck sowie das Elisabethheim in Havetoft (Kreis Schleswig-Flensburg). Sie verfügen über das fachliche Wissen, Sprachmittler sowie Erfahrungen im Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen.
"Ausreichende Zahl an Sprachmittlern fehlt"
Viele andere Heime und Wohngruppen stehen jetzt vor einer schwierigen Aufgabe, wenn die jungen Flüchtlinge auf das ganze Land verteilt werden. "Ihnen fehlen die Kenntnisse über die neuen rechtlichen Grundlagen und eine ausreichende Zahl von Sprachmittlern", sagte Anke Homann, Geschäftsführerin im Vorstand des Diakonischen Werks. Außerdem müssten die sozialpädagogischen Mitarbeitenden auf die Betreuung von Flüchtlingen vorbereitet werden. Nicht zuletzt fehlten in den bestehenden Einrichtungen ausreichend Plätze.
Petra Opelt, Fachreferentin beim Diakonischen Werk, sieht in der Aufnahme von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen auch eine große Chance: "Die ausländischen Jugendlichen, die zu uns kommen, sind meist hochmotiviert, sie wollen sich qualifizieren und einbringen. Von dieser Haltung könnten andere Jugendliche lernen." Mitveranstalter der Fachtagung mit über 200 Teilnehmern war das Institut für berufliche Aus- und Fortbildung in Rendsburg.
Andere Jugendliche könnten von den Flüchtlingen auch etwas lernen
Nach Angaben von Thomas Friedrich, Referent im Kieler Sozialministerium, muss Schleswig-Holstein nach dem Königsteiner Schlüssel 3,4 Prozent der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge aufnehmen. Zurzeit liegt das Land über der Sollquote, so dass im Dezember erstmals zahlreiche Jugendliche nach Niedersachsen weiterverteilt werden. "Dennoch reichen die Kapazitäten der Kinder- und Jugendhilfe in Schleswig-Holstein nicht aus, so dass Abhilfe geschaffen werden muss", so Friedrich. Deshalb habe die Landesregierung Übergangslösungen beschlossen. So dürfe beispielsweise die Zahl der Jugendlichen in Wohngruppen vorübergehend erhöht werden.