Frauenordination

„Unser Herr Pastor ist eine Frau” - Radiogottesdienst aus Neumünster

Neumünster hat Kirchengeschichte geschrieben, an jenem Sonntag im April 1967. Bischof Friedrich Hübner führte in der Anscharkirche sieben Frauen in ihren Dienst als Pastorinnen ein. Das hatte es vorher in der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holstein noch nie gegeben.
Neumünster hat Kirchengeschichte geschrieben, an jenem Sonntag im April 1967. Bischof Friedrich Hübner führte in der Anscharkirche sieben Frauen in ihren Dienst als Pastorinnen ein. Das hatte es vorher in der Ev.-Luth. Landeskirche Schleswig-Holstein noch nie gegeben. © Kirchenkreis Altholstein | Jürgen Schindler

31. März 2017 von Oliver Quellmalz, Jürgen Schindler

Am Palmsonntag (9. April, 10 Uhr) erinnert ein Radiogottesdienst aus der Anscharkirche in Neumünster an ein historisches Ereignis im Jahr 1967: die Ordination von sieben Frauen in den Dienst der damaligen Landeskirche Schleswig-Holstein.

Neumünster hat Kirchengeschichte geschrieben, an jenem Sonntag im April 1967. Bischof Friedrich Hübner führte in der Anscharkirche sieben Frauen in ihren Dienst als Pastorinnen ein. Das hatte es vorher in der damaligen Landeskirche Schleswig-Holstein noch nie gegeben.

Fünfzig Jahre später ist das erneut Anlass für einen Gottesdienst an Palmsonntag, 9. April, um 10 Uhr in der Anscharkirche. Mit „Unser Herr Pastor ist eine Frau” ist er überschrieben und wird live im Radio übertragen, auf NDR Info und WDR 5.

Einen historischer Abriss soll es geben, persönliche Erfahrungen vorgetragen, Frauen im Pfarramt theologisch und perspektivisch betrachtet werden. Unzählige Bausteine machen den Gottesdienst so vielfältig wie die Persönlichkeiten, die ihn vorbereiten.

Martin Luther hat „die Pforte aufgestoßen"

Da ist Pastorin Angelika Doege-Baden-Rühlmann. Sie ist fasziniert, wie Martin Luther schon „die Pforte aufgestoßen” hat, so dass Jahrhunderte später Frauen auf die Kanzel steigen konnten: „Luther hat sinngemäß gesagt, dass alle Christen Pfaffe oder Pfäffin sein können. Ob Herr oder Knecht, Frau oder Magd”, erklärt Doege-Baden-Rühlmann. Schon zu Reformationszeiten habe es eindrucksvolle Frauengestalten gegeben. Im Radiogottesdienst möchte sie unter anderem Katharina Zell vorstellen. „Sie stand mit Luther im Briefkontakt, hat in Straßburg gepredigt - allen öffentlichen Widerständen zum Trotz”, weiß die Anscharpastorin.

An ihrer Seite im Gottesdienst ist Pastorin Ute Schöttler-Block. Seit dreißig Jahren ist sie Pastorin und blickt unter anderem auf ihren eigenen Werdegang zurück. „Im Theologiestudium waren wir zur Hälfte Männer, zur Hälfte Frauen. Später im Vikariat war nur noch ein Viertel Frauen”, erinnert sie sich. Als Schöttler-Block dann ihre erste Pfarrstelle antrat, gab es nicht wenige in der Kirchengemeinde, die ihr das Amt nicht zutrauten. Auch heute noch spürt sie vereinzelt Ressentiments gegenüber Frauen im Talar.

Ordination von Frauen durch die ökumenische Brille gesehen

Von den frühen Pastorinnen hat Diakonin Silke Leng profitiert. Sie ist die Dritte im Vorbereitungsteam. „Die Pastorinnen haben mir die Chance gegeben, am geistlichen Amt teilzuhaben”, denkt sie an ihren Berufsanfang zurück. Damals, 1991, stand die Frage im Raum, was Diakoninnen dürfen und was nicht: predigen? Abendmahl austeilen? Gar konfirmieren? Silke Leng betrachtet die Ordination von Frauen aber auch durch die ökumenische Brille. So haben die ersten Pastorinnen in Tansania und Indien gerade stolz ihr 25-jähriges Jubiläum gefeiert, während die lutherische Kirche in Lettland in Zukunft keine Frauen auf der Kanzel mehr zulässt.

Pastor Stefan Bemmé nimmt im Radiogottesdienst den männlichen Blickwinkel ein. In seinen Augen ist die Gleichberechtigung noch nicht fertig, sondern sie hat erst gerade eben begonnen. Deshalb möchte das Vorbereitungsteam auch nach vorne schauen, wie Frauen das Pfarramt verändern und die Kirche bereichern.

So vielschichtig die Wortbeiträge so abwechslungsreich ist auch die Musik im Gottesdienst: Klarinette, Orgel, Xylophon und Percussion erwarten die Besucher. Sven Thomas Haase, Kati Frölian und Lukas Meyer-Lindner musizieren.

Vorkämpferinnen der Gleichberechtigung

Die sieben Pastorinnen, die im April 1967 in der Anscharkirche ordiniert wurden, waren Vorkämpferinnen. Noch bis 1979 dauerte es, bis man ihnen in der Nordelbischen Kirche die gleichen Rechte wie ihren männlichen Kollegen zugestand. Bis dahin mussten Pastorinnen ledig sein, heirateten sie, mussten sie mit Einschränkungen rechnen oder verloren gar ihr Amt.

Zusammenfassung

Radiogottesdienst „Unser Herr Pastor ist eine Frau”
Palmsonntag, 9. April 2017, 10.00 Uhr
Anscharkirche, Am alten Kirchhof 6, 24534 Neumünster

Der Radiogottesdienst wird übertragen auf NDR Info und WDR 5. 

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