Diakonie-Projekt

Verständliche Texte: Bei "Capito" hat kompliziertes Amtsdeutsch keine Chance

Capito - ein Diakonie-Projekt für verständliche Texte
Capito - ein Diakonie-Projekt für verständliche Texte© peshkov/Getty Images/iStockphoto

03. Januar 2017 von Simone Viere

Die Schleswiger Werkstätten der Diakonie haben vor einem Jahr das Projekt "Capito" gestartet. Amtliche Mitteilungen oder Medikamentenhinweise werden in allgemeinverständliches Deutsch übersetzt. Jetzt wurde eine erste Bilanz gezogen.

Das Vorhaben leuchtet jedem Menschen ein, der Kontakt mit Ämtern hat: Das Amtsdeutsch soll verständlicher werden. Die Schleswiger Werkstätten der Diakonie starteten deshalb im Februar 2016 das Projekt "Capito". Aber nicht nur Amtsdeutsch, auch Beipackzettel von Medikamenten oder Daten-Sicherheitshinweise werden seitdem unter die Lupe genommen. Sie werden so übersetzt, dass auch Menschen sie verstehen, die aus verschiedenen Gründen nicht gut lesen und schreiben können. "Das Jahr 2016 war erfolgreich", sagt "Capito"-Leiterin Anna Lang.

Erfolgreiches Jahr 2016

Zu den Kunden von "Capito" gehören etwa der Kreis Schleswig-Flensburg, die Schleswiger Stadtwerke und die Kreismusikschule in Schleswig. Erste Kontakte gibt es auch mit dem Kreis Nordfriesland, so Anna Lang. Es habe sich bereits nach fast einem Jahr "Capito" gezeigt, dass sich die intensive Schulung der drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelohnt hat. In den Schleswiger Werkstätten bearbeiten Menschen mit Behinderungen gemeinsam mit den "Capito"-Mitarbeitern schwierige Texte.

Die 22-jährige Anna Kunkowski arbeitet in einer Montage-Gruppe in den Werkstätten der Diakonie und hat sich zu einer Prüfexpertin entwickelt. Ihr Fazit: "Capito ist cool, ich bin gerne dabei. Wir haben leichte Texte gelesen und geprüft, ob sie zu verstehen sind und ob die Schrift groß genug ist." Das sieht auch Prüfexperte Thomas Gosch (34) so, der in der Elektromontage arbeitet: "Die Texte, die wir gelesen haben, waren gut übersetzt, die konnte man gut verstehen. Schön wäre, wenn auch mal Handyverträge oder Anleitungen übersetzt werden."

Anna Lang verweist auf verschiedene Spracheinstufungen. In der Stufe "B 1" heißt es beispielsweise: "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen sie die Packungsbeilage. Fragen Sie auch Ihre Ärztin oder Ihren Arzt oder in der Apotheke." Übersetzt in die noch leichtere Verständnisgruppe "A 1" lautet der Text dann: "Medikamente sollen Ihnen helfen, damit Sie gesund werden. Aber manchmal können die Medikamente Ihnen auch schaden. Nehmen Sie ein Medikament nur dann, wenn Ihre Ärztin oder Arzt einverstanden ist."

Komplizierte Texte verständlich übersetzen - gar nicht so einfach

Komplizierter war ein Briefentwurf der Schleswiger Stadtwerke: "Die Anhebung der durch die Bundesnetzagentur reglementierten Netzentgelte, die durch die Senkung der im Saldo gesunkenen staatlichen Abgabe leider nicht aufgefangen werden kann, würde einer Preissenkung entgegenstehen. Aufgrund unserer optimierten Beschaffungspolitik ist es uns aber möglich, die an der Strombörse erzielten Vorteile an Sie weiterzugeben."

Da mussten die "Capito"-Leute ran. Die Übersetzung: "Eigentlich wäre es momentan nicht möglich, die Strompreise zu senken. Wir bezahlen zwar jetzt weniger staatliche Abgaben, aber die Nutzung der Stromnetze ist teurer geworden. Die Preise für die Nutzung genehmigt die Bundesnetzagentur. Trotzdem haben wir es geschafft, den Strom so günstig zu beschaffen, dass wir diese Vorteil an Sie weitergeben können." Dieser übersetzte Brief wurde dann den Kunden der Stadtwerke vorgelegt.

Die "Capito"-Aktiven bieten auch selbst Fortbildungen an. An den Lehrgängen nahmen bislang unter anderem Mitarbeiter aus den diakonischen Werkstätten Rendsburg, Fockbek, Eckernförde und Husum teil. Vom Kreis Schleswig-Flensburg waren Mitarbeiter aus der Eingliederungshilfe, der Rechtsabteilung und des Jugendamtes dabei. Zum Abschluss erhalten sie ein "Capito"-Zertifikat, dass sie Texte in einfache Sprache übersetzen können. 

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