Tagung der europäischen Dombaumeister in Greifswald

"Wenn die Kathedrale fertig ist, geht die Welt unter"

Am zweiten Tag ihres Treffens feierten Dombaumeister aus ganz Europa einen ökumenischen Gottesdienst im Greifswalder Dom St. Nikolai. Die Feier hielten Bischof Tilman Jeremias und sein katholischer Kollege Propst Frank Hofmann.
Am zweiten Tag ihres Treffens feierten Dombaumeister aus ganz Europa einen ökumenischen Gottesdienst im Greifswalder Dom St. Nikolai. Die Feier hielten Bischof Tilman Jeremias und sein katholischer Kollege Propst Frank Hofmann.© Annette Klinkhardt
Kirchenbesichtigungen in den Hansestädten Stralsund (Bild) und Greifswald stehen auf dem Programm.
Kirchenbesichtigungen in den Hansestädten Stralsund (Bild) und Greifswald stehen auf dem Programm.© iStockphoto, Iurii Buriak

21. September 2022 von Nicole Kiesewetter

Sie tragen Verantwortung für viele der bedeutendsten Kirchenbauten in Europa: die Dombau- und Bauhüttenmeister. Auf ihrer Jahrestagung in Greifswald blicken die rund 100 Teilnehmer aus ganz Europa mit Sorge auf die Kirchen in der Ukraine.

Peter Füssenich schaut weit in die Zukunft: „Unser Restaurierungsplan für den Kölner Dom steht bis ins Jahr 2070“, sagt der Kölner Dombaumeister. Es habe viel Baugeschehen gegeben in den vergangenen Jahren, „aber bei so einem Gebäude darf man sich nie ausruhen“.

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Gerd Meyerhoff zeigt nach dem Gottesdienst einigen Dombaumeisterinnen und Baumeistern, dem Bischof und dem Propst ein Detail im Dom. Der Greifswalder Baudezernent der Nordkirche ist maßgeblich daran beteiligt, dass die Dombaumeister sich in unserer Region treffen. Typischer Blick: nach oben!© Annette Klinkhardt

Gemeinsam mit rund 100 Kolleginnen und Kollegen trifft sich Füssenich ab Mittwoch in den Ostseestädten Greifswald und Stralsund zur diesjährigen Tagung der europäischen Dombaumeister.

Die Tagung an der Ostsee sei „ein schönes Zeichen dafür, welche Schätze unsere Backsteinkathedralen darstellen“, sagte Tilman Jeremias, Bischof im Sprengel Mecklenburg und Pommern. Auch heute noch staunten die Menschen über die Leistung und den langen Atem der mittelalterlichen Dombaumeister, die über Jahrzehnte diese beeindruckenden Gebäude errichtet hätten.

Kirchenbesichtigungen und fachlicher Austausch

Auf dem Programm des fünftägigen Treffens der Europäischen Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister oder Bauhüttenmeister stehen der fachliche Austausch über Erhaltungs- und Wartungsarbeiten der Kirchen, Workshops, Fachvorträge sowie Kirchenbesichtigungen in den Hansestädten Greifswald und Stralsund.

Ziel der Vereinigung seien der Erhalt und die Pflege der großen Kirchen und Kathedralen, sagt der Vorsitzende des Vereins, der Wiener Dombaumeister Wolfgang Zehetner. „Allein aufgrund der Größe und Komplexität sowie des Alters der Kirchengebäude treten an diesen Gebäuden bauliche und restauratorische Probleme auf, die an anderen Denkmalobjekten nicht oder nur sehr eingeschränkt vorkommen.“

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Leiterin des Baudezernats der Nordkirche Deike Möller war auch dabei. Hier im Gespräch mit Bischof Jeremias© Annette Klinkhardt

Darüber hinaus möchten die Mitglieder die politische und gesellschaftliche Akzeptanz für den Schutz des gemeinsamen kulturellen Erbes fördern. Zehetner ist überzeugt, ebenso wie Kirchenmusiker seien kirchliche Baumeister „Lobbyisten für die Religion“.

Hilfegesuch aus Kiew

Weitere Informationen: 

Die Tagung der europäischen Dombaumeister findet seit 1975 jährlich statt - mit Ausnahme von 2020 und 2021. Der Dombaumeister-Verein wurde 1988 gegründet und hat 150 Mitglieder aus ganz Europa.

Die Europäische Vereinigung der Dombaumeister, Münsterbaumeister oder Bauhüttenmeister – Dombaumeister e.V.

Viele bedeutende europäische Bauwerke hätten „in den letzten Jahrzehnten des Friedens auf hohem Niveau restauriert werden können“, so Zehetner. Doch er sehe mit Sorge, dass durch den Krieg in der Ukraine nun eine erhebliche Anzahl von Kirchen in ihrem Erhalt bedroht sei. „Wir haben gerade ein Hilfegesuch von der Sophienkathedrale in Kiew erhalten.“

Nicht wenige große Kirchen unterhalten eigene Bauhütten, die sich um den Fortbestand der Kirchengebäude kümmern. Es sei „sehr bedeutend“, dass das Bauhüttenwesen vor zwei Jahren in das Register guter Praxisbeispiele der Unesco eingetragen worden sei, so die stellvertretende Vereinsvorsitzende Yvonne Faller, langjährige Münsterbaumeisterin in Freiburg (Breisgau). An der Nominierung waren 18 Bauhütten aus Deutschland, Frankreich, Norwegen, Österreich und der Schweiz beteiligt.

Restaurierungsarbeiten dauern oft viele Jahre

Der größte Vorteil des Bauhüttenwesens sei eine kontinuierliche Ausführung von Restaurierungsarbeiten, die oft über viele Jahre gingen, durch ein Team, das stark mit dem Objekt verbunden sei und dessen neuralgische Punkte kenne. „Ansonsten kocht jeder seine eigene Suppe.“

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Der Turm des Greífswalder Doms St. Nikolai.© fermate, iStock

Dombaumeister Füssenich ist überzeugt, so lange Menschen Willens seien, sich für bedeutende Kirchenbauten einzusetzen, „da bleiben die ewig stehen“. Zudem sei der Ausspruch „Wenn die Kathedrale fertig ist, geht die Welt unter“ doch allseits bekannt. „Das werden wir Dombaumeister nicht zulassen.“

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