Friedhof mit neuem Konzept

Wo Hund und Katze mit ins Grab dürfen

So sieht ein Mustergrab auf dem Friedhof "Unser Hafen" aus.  Hunde dürfen hier gemeinsam mit ihrem Herrchen bestattet werden
So sieht ein Mustergrab auf dem Friedhof "Unser Hafen" aus. Hunde dürfen hier gemeinsam mit ihrem Herrchen bestattet werden© Stefan Arend / epd

03. Juni 2015 von Timo Teggatz

Ein Haustier ist für viele Menschen ein treuer Freund. Auch im Grab wären manche gerne vereint. Ein Bestattungsunternehmen reagiert auf den Trend und bietet Friedhöfe für Mensch und Tier an – zum ersten Mal in Deutschland.

Manche tun es heimlich, wenn der Friedhofsgärtner Feierabend macht oder die Dämmerung hereingebrochen ist: Sie streuen die Asche von Hund oder Katze in das Grab eines Verstorben, damit Herrchen und Hund, Frauchen und Katze auch im Tod vereint sind. Vor allem ältere Menschen wünschen sich oft, dass ihr Haustier nach Jahren gemeinsamen Lebens auch das Grab mit ihnen teilt.

Zumindest auf zwei Friedhöfen hat die Heimlichkeit jetzt ein Ende: Die Deutsche Friedhofsgesellschaft – ein Bonner Familienunternehmen, das derzeit 15 Friedhöfe betreibt – eröffnet in Essen und in Braubach bei Koblenz die bundesweit ersten Friedhöfe, auf denen Mensch und Tier in einem gemeinsamen Urnengrab beigesetzt werden können. Weitere Standorte sind in Planung.

Schon viele Anfragen

"Wir haben schon viele Anfragen bekommen, weil Menschen längst auf so ein Angebot gewartet haben", sagt Judith Könsgen von der Deutschen Friedhofsgesellschaft. Häufig hätten die Menschen bereits Tierurnen zu Hause stehen – mit der Asche von Hund oder Katze, Hamster oder Kanarienvogel, die in Tierkrematorien verbrannt wurden. Könsgen wertet das als Zeichen einer gesellschaftlichen Veränderung: "Haustiere sind immer mehr zum Familienmitglied geworden oder zum Partner für ältere, einsame Menschen."

Neu ausgebaute Wege, eine sattgrüne Rollrasenfläche mit Panoramablick, frisch angepflanzte Rabatten und zwei Mustergräber: So präsentiert sich der Friedhof für Mensch und Tier mit dem symbolträchtigen Namen "Unser Hafen". Er liegt auf einer tausend Quadratmeter großen "Friedhofserweiterungfläche" des evangelischen Bergfriedhofs in Essen-Frintrop.

"Wir haben hier nicht künstlich einen neuen Markt geschaffen, sondern reagieren auf die Bedürfnisse der Menschen", betont Friedhofsleiter Uwe Brinkmann, der schon etliche Interessierte hierher geführt hat. Skespis erlebt er vor allem, wenn Angehörige ein Tiergrab neben ihrem traditionellen Familiengrab befürchten. "Aber wenn sie hören, dass der Teil für Tiere völlig separat ist, verfliegt die Skepsis schnell wieder."

"Das wurde Zeit"

Brinkmann findet das neue Angebot gut, betrachtet es aber auch als Experiment. "Ich glaube nicht, dass hier Goldhamster oder Kanarienvögel beigesetzt werden", sagt er. "Eher ein Hund, mit dem man lange zusammengelebt hat – auch aus Kostengründen." Ein "Freundschaftsgrab" mit sechs Urnenplätzen für 25 Jahre kostet 1.725 Euro, ein "Familiengrab" für zwölf Urnen 2.300 Euro.

Für viele Tierliebhaber ist das Nebensache. "Super geniale Idee" und "Endlich, das wurde aber auch Zeit", heißt es in Kommentaren auf der Facebook-Seite von "Unser Hafen". Dort schreibt eine Frau: "Ich habe inzwischen zwei Urnen von meinen verstorbenen Haustieren bei mir zuhause und ich habe mir immer gewünscht, dass wir zusammenbleiben." Die Essener Lehrerin Sabine Schwarzkopf würde ihren Hund dagegen lieber im Garten begraben. "Er muss nicht später neben mir im Grab liegen, auch wenn er wie ein Familienmitglied ist", sagt sie.

Über die Verpachtung der Friedhofsfläche für "Unser Hafen" durch eine evangelische Kirchengemeinde gab es nach Angaben des zuständigen Pfarrers Fritz Pahlke keine große Diskussion. "Ich sehe Tiere als Mitgeschöpfe, aber ich würde keine kirchliche Trauerfeier für sie machen", beschreibt er seine theologische Position. Für die Evangelische Kirche im Rheinland sind im Blick auf die kirchenrechtliche Genehmigung allerdings noch Fragen offen.

Priester: "Ein Hund bleibt ein Hund"

Auch die Düsseldorfer Landesregierung hat noch Klärungsbedarf: Das Gesundheitsministerium prüft nach eigenen Angaben, "ob eine gemeinsame Bestattung von Mensch und Tier rechtlich zulässig ist". Die Deutsche Friedhofsgesellschaft bleibt aber gelassen. Diese Frage sei für alle Bundesländer intensiv geprüft worden, sagt Sprecher Wilhelm Brandt. Nach deutschem Bestattungsrecht ist eine Bestattung von Mensch und Tier möglich, wenn die Friedhofssatzung dem nicht entgegensteht.

Der katholische Priester und Biologe Rainer Hagencord vom Institut für Theologische Zoologie in Münster begrüßt das neue Angebot, warnt aber zugleich vor übertriebener Liebe zum Haustier. "Da wird viel in die Tiere hineinprojiziert, aber ein Hund bleibt immer ein Hund", meint Hagencord. "Die andere Fehlsicht ist, Puten, Hühner und Kühe als seelenlose Rohlinge der Fleisch-, Eier - und Milchindustrie zu sehen." Nicht nur Haustiere sollten als Mitgeschöpfe Gottes gesehen und liebevoll behandelt werden, sondern alle Tiere. Der neue Friedhof sei eine gute Gelegenheit, diese Debatte zu intensivieren.

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