Soziales

Zahl der Wohnungslosen gestiegen - Diakonie und "Hempels" wollen gegensteuern

Die Vorwerker Diakonie in Lübeck hat ein neues Konzept: Sie mietet Wohnungen an, die dann an Menschen weiter vermietet werden, die schon länger in einer Notunterkunft leben (Symbolbild)
Die Vorwerker Diakonie in Lübeck hat ein neues Konzept: Sie mietet Wohnungen an, die dann an Menschen weiter vermietet werden, die schon länger in einer Notunterkunft leben (Symbolbild)© Brian Jackson - Fotolia

21. März 2016 von Simone Viere

Lübeck. Die Zahl der Wohnungslosen und von Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen ist in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Jetzt wollen die Vorwerker Diakonie (Lübeck) und der Kieler Verein "Hempels" gegensteuern.

Schleswig-Holsteins  Diakoniechef Heiko Naß kündigte nun in Lübeck an,  Wohnungen für Obdachlose zu beschaffen.

In den Beratungsstellen und Notunterkünften der Diakonie wurden 2015 rund 6.500 Rat- und Hilfesuchende gezählt. Das waren 1.000 mehr als 2014. 

Besonders angespannt ist die Lage in den vier kreisfreien Städten. In Flensburg, Kiel, Lübeck und Neumünster nahmen 2015 mehr als 4.850 Menschen die diakonischen Beratungsstellen und Notunterkünfte in Anspruch.

Geschätzte Dunkelziffer sehr viel höher

Aber auch in Mittelzentren wie Heide, Pinneberg und Husum gab es ein deutliches Plus bei Hilfesuchenden. "Wir schätzen, dass die Dunkelziffer noch sehr viel höher liegt", sagte Landespastor Naß. Diese Entwicklung zeige, "dass es trotz guter Konjunktur und sinkender Arbeitslosenzahlen Personengruppen gibt, die weiter dauerhaft von Armut betroffen oder bedroht sind".

Um möglichst schnell zu helfen, verfolgt die Vorwerker Diakonie in Lübeck ein neues Konzept. Sie mietet Wohnungen an, die dann an Menschen weiter vermietet werden, die schon länger in einer Notunterkunft leben.

"Wer überschuldet ist, einen Schufa-Eintrag hat oder unter psychischen Problemen leidet, wie viele unserer Klienten und Klientinnen, dem bleibt der erneute Zugang zum Mietmarkt oft versperrt“, so Heike Raddatz-Kossak von der Vorwerker Diakonie.

Perspektiven auf normalen Wohnraum

"Die Wohnungseigentümer haben den Vorteil, dass alle Risiken wie Mietausfall oder befürchtete Schäden durch die Vorwerker Diakonie abgedeckt werden. Auf diese Weise wollen wir in einem Jahr 50 Wohnungslosen eine Perspektive für normalen Wohnraum bieten", so Raddatz-Kossak weiter.

Der Verein "Hempels" in Kiel geht einen ähnlichen Weg. Noch in diesem Jahr sollen zunächst in Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt erste Wohnungen gekauft oder feste mobile Wohneinheiten angeschafft werden.

Hempels will auch mobile Wohneinheiten anschaffen

Es sind wohnwagenähnliche Einheiten mit Wohnraum, Küche, Klo und Waschraum, die auch im Winter bewohnt werden können. "Diese sollen dann an Wohnungslose vermietet werden", sagte Vorstand Lutz Regenberg.

Um das Projekt finanzieren zu können, wurde 2014 unter dem Dach der Diakonie Stiftung Schleswig-Holstein die "Hempels"-Stiftung gegründet.

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