Hamburgs erster Erzbischof Ludwig Averkamp gestorben
29. Juli 2013
Hamburg. Er war der erste katholische Erzbischof im evangelisch geprägten Hamburg und hat das neue Erzbistum über die ehemalige deutsch-deutsche Grenze hinweg aufgebaut. Ludwig Averkamp ist am Montagmorgen im Alter von 86 Jahren in Hamburg gestorben.
1995 hatte er das flächenmäßig größte deutsche Erzbistum mit Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg übernommen und sieben Jahre lang geleitet.
Mit dem Tod Averkamps verliere die Kirche einen engagierten Seelsorger und eine prägende Persönlichkeit, sagte Erzbischof Robert Zollitsch (Freiburg), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Er habe in die Debatten gleichermaßen seinen Humor und einen tiefen Ernst eingebracht. Es sei ihm immer wieder um Ausgleich und Verständigung gegangen. Zudem sei er ein Vorbild in der Ökumene gewesen.
Nordkirchenbischof Gerhard Ulrich würdigt Averkamps Zuversicht und Glaubensgewissheit
Gerhard Ulrich, evangelischer Landesbischof der Nordkirche, würdigte die "Zugewandtheit und Menschenfreundlichkeit" Averkamps. Er habe ihn in persönlichen Begegnungen als einen Bischof erlebt, der sich "mit Leib und Seele seinem Auftrag verbunden fühlte", sagte er. Die "Zuversicht der Hoffnung auf ein Leben in Gottes ewigem Reich" verbinde die Schwestern und Brüder beider Kirchen im Norden.
Repräsentation, öffentliche Debatten und Medienauftritte waren Averkamp während seiner Amtszeit fremd. Das überließ er gern seinem Weihbischof Hans-Jochen Jaschke. Ihm selbst lag vor allem die geistliche Begleitung seiner Gemeinden am Herzen. Als er zu seiner Emeritierung vor elf Jahren nach den Höhepunkten seiner Amtszeit gefragt wurde, nannte er die Weihe- und Sendungsgottesdienste für seine Mitarbeiter. Die tägliche Heilige Messe sei für ihn "Gipfel und Quelle" seines Lebens: "Der spirituelle Part liegt mir besonders."
"Der geduldige Dialog ist durch nichts zu ersetzen"
Ein wichtiges Anliegen war ihm über seine aktive Amtszeit hinaus das Zusammenwachsen der christlichen Gemeinden in Ost und West. Das werde "eine ganze Generation" brauchen, sagte er in seiner Bilanz zum 80. Geburtstag. Es seien vor allem tiefer liegende, gefühlte Differenzen, die überwunden werden müssten. "Der geduldige Dialog ist durch nichts zu ersetzen."
Seine seltenen Stellungnahmen wiesen ihn als Konservativen aus. Eine künstliche Empfängnisverhütung wie Pille oder Kondom lehnte er strikt ab. Schutz vor Aids biete vor allem "die Treue in der Ehe", sagte er. Zwar pflegte er gute Kontakte zur evangelischen Kirche, doch ein gemeinsames Abendmahl hielt er auf absehbare Zeit für unrealistisch.
Sein Amtssitz lag mitten im Bahnhofsviertel St. Georg, das damals noch zwischen Alternativkultur, Straßenstrich und Drogenszene schillerte. Doch auch als Pensionär blieb Averkamp seinem Viertel treu. Er hielt geistliche Seminare, leitete Exerzitien und Einkehrtage, feierte Gottesdienste und war als geistlicher Begleiter tätig. Seine Vorliebe für Schalke 04 gab der Fußball-Fan nicht auf. Zudem widmete er sich mit Freude der Musik.
Auch nach zahlreichen Jahren in Hamburg verriet sein Tonfall seine münsterländische Heimat. Dort war Averkamp nach Studium und Promotion Kaplan in Rheine, Leiter eines Bischöflichen Gymnasiums und des Münsteraner Priesterseminars. 1973 wurde er in Münster zum Bischof geweiht. Zunächst war er Weihbischof des Bistums Münster in Xanten (Niederrhein). Dann leitete er das Bistum Osnabrück. Für viele überraschend wurde er dann 1995 zum Erzbischof des neu gegründeten Erzbistums Hamburg bestimmt.
An seinem 75. Geburtstag, am 16. Februar 2002, trat er in den Ruhestand. Mit einem Requiem, das Erzbischof Werner Thissen leitet, wird das Erzbistum am Freitag (2. August) um 15 Uhr im St. Marien-Dom von Ludwig Averkamp Abschied nehmen.
Requiem am 2. August
Das Requiem für Averkamp feiert Erzbischof Werner Thissen am Freitag (2. August) um 15 Uhr im St. Marien-Dom (Danziger Straße). Der Sarg soll nach Angaben der katholischen Pressestelle ab Dienstag (30. Juli, 18.15 Uhr) in der Krypta des Doms aufgebahrt werden.
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