Innerdeutscher Grenzzaun ist nun Denkmal:

Am Schaalsee in Nordwestmecklenburg wird an die Todesopfer erinnert

15. August 2013 von Doreen Gliemann

52 Jahre nach dem Mauerbau erhält Mecklenburg das erste Mahnmal für einen DDR-Grenztoten. Es wird am 31. August in Kneese in Nordwestmecklenburg eingeweiht. Anlass ist der 30. Todestag von Harry Weltzin, der beim Fluchtversuch in den Westen starb.

Harry Weltzin wurde nur 28 Jahre alt. Sein Leben endete am 4. September 1983 unweit des Dorfes Kneese bei einem Fluchtversuch ins benachbarte Schleswig-Holstein. Der gebürtige Wismarer hatte beim Untergraben der Grenzanlage ein in der Erde platziertes Signalelement berührt und damit zwei von der DDR montierte Selbstschussanlagen vom Typ Splittermine SM-70 ausgelöst. Als ihn die DDR-Grenzsoldaten fanden, war er nur noch etwa 50 Meter vom Staatsgebiet der Bundesrepublik entfernt, wie den Stasi-Akten zu entnehmen ist.

Dass das Schicksal des Diplom-Ingenieurs für Elektrotechnik Harry Weltzin nicht vergessen wird, dafür hat sich unter anderem Michael Schulz vom Verein "Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft" eingesetzt. Schulz habe ihn vor zwei Jahren auf die damaligen Geschehnisse aufmerksam gemacht, sagt Hans-Jürgen Hoffmann (parteilos), Bürgermeister der kleinen Gemeinde Kneese am Ostufer des Schaalsees.

Bürgermeister Hoffmann, der selbst im DDR-Grenzgebiet aufwuchs, unterstützte das Vorhaben. Die Kommune verhandelte mit dem Eigentümer des Grund und Bodens, damit das Denkmal errichtet werden konnte. Auch bei der Suche nach dem Zaun half der Kommunalpolitiker.

Drei verzinkte Grenzzaun-Felder aus Streckmetall erhielt Michael Schulz. Zusammen mit zwei Pfählen wurde aus ihnen ein 3,30 Meter breites und drei Meter hohes Zaun-Segment errichtet, das noch mit einer Gedenktafel versehen werden soll. Beim Zaun sei alles original, "kein Walt-Disney-Park", sagt Schulz.

Eigentlich habe man in Kneese, das zu DDR-Zeiten im innersten Bereich des Sperrgebiets lag, "vom Zaun nichts mehr sehen" wollen, sagt Bürgermeister Hoffmann. Es habe auch andere Ideen für ein Mahnmal gegeben, etwa in Form eines Kunstwerkes. Letztlich seien aber Kostengründe ausschlaggebend gewesen für die jetzige Variante.

Die neue Landesbeauftragte Mecklenburg-Vorpommerns für die Stasi-Unterlagen, Anne Drescher, begrüßt das Denkmal für Harry Weltzin in Kneese. Es sei wichtig, dezentrale Gedenkorte zu sichern und zu erhalten. Die Schicksale müssten vor Ort bekannt sein und regional verankert sein.

Die DDR schloss am 13. August 1961 die Grenze nach West-Berlin und begann mit dem Bau der Berliner Mauer. Bis zu ihrem Fall am 9. November 1989 starben über eintausend Menschen an der innerdeutschen Grenze, davon allein 136 in Berlin. Letztes Mauer-Opfer in Berlin war Chris Gueffroy, der am 5. Februar 1989 bei einem Fluchtversuch erschossen wurde. Die einstige innerdeutsche Grenze erstreckte sich über rund 1.400 Kilometer von der Ostsee bis zum Frankenwald.

Wie viele Menschen im Bereich von Mecklenburg an der innerdeutschen Grenze starben, weiß Anne Drescher nicht. Daran werde noch geforscht. "Selbst die Zahlen zu den gesamten Todesfällen an der innerdeutschen Grenze schwanken stark, je nachdem, welche Institution Auskunft gibt." Voraussichtlich im Herbst werde eine Grundlagenstudie zur Grenze in Mecklenburg erscheinen. Darin sollen das Grenzregime, die Grenzsicherungsanlagen sowie Schicksale der Menschen beleuchtet werden.

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