Pilger-Kapelle in Hamburg

Auf dem Olavsweg: 1400 Kilometer von Hamburg nach Trondheim

Christel Willers pilgerte vom Kirchentag in Hamburg 1400 Kilometer ins norwegische Trondheim.
Christel Willers pilgerte vom Kirchentag in Hamburg 1400 Kilometer ins norwegische Trondheim. © Maren Warnecke

14. November 2013 von Simone Viere

Hamburg. Pilgern? Kirche? Zwei Stichworte, bei denen Christel Willers ihr Gegenüber noch vor wenigen Jahren entgeistert angeguckt hätte. Damals verbrachte sie lieber ganze Urlaubswochen auf der Sonnenliege, mit Religion verband sie so rein gar nichts Nützliches, wie sich die heute 62-Jährige erinnert. Inzwischen hat sie die Sonnenliege gegen Wanderschuhe getauscht und ist mit Leidenschaft Pilgerin. Über 1400 Kilometer legte sie im Frühsommer auf dem Olavsweg von Hamburg ins norwegische Trondheim zurück. Als einzige Teilnehmerin ging sie die gesamte Strecke. "Ich fühlte mich hingetragen."

Immer in Bewegung sein und doch nicht vom Fleck kommen – Christel Willers war eine Getriebene. Dabei hatte sie nichts auszustehen, heiratete mit 20, bekam eine Tochter, war materiell abgesichert. In gängige Schemata passte sie allerdings nie. Heim und Herd reichten der jungen Frau nicht, sie wollte Kind und Karriere, war leistungsorientiert und setzte sich mit ihrer Haltung "Leben und leben lassen" zwischen alle Stühle, auch bei den Frauen in ihrem Umfeld. "Sich wegzubewegen von alten Strukturen ist nicht einfach. Jahrelang habe ich gedacht, mit mir stimmt etwas nicht", erzählt sie. 

Grundunzufriedenheit Kilometer für Kilometer von der Seele laufen

Inzwischen hat sie sich ein Stück ihrer inneren Grundunzufriedenheit Kilometer für Kilometer von der Seele gelaufen. Die Hanseatin muss schmunzeln, wenn sie an ihre erste Strecke 2008 auf dem Jakobsweg zurückdenkt, wollte doch das Fragen-Karussell , das Sich-sorgen, lange nicht verstummen. "Wo schlafe ich, was esse ich?" Mit jedem zurückgelegten Schritt wuchs jedoch das Vertrauen und die Zuversicht: "Ich werde alles haben, was ich brauche." Eine Erkenntnis, die bewegt. "Da hab ich mir den ,Pilger-Virus’ geholt."

Mittlerweile ist sie vier Jahre in Bernd Lohses Pilgerteam St. Jacobi. Der Jakobsweg-Premiere folgten jährlich neue Teilabschnitte Richtung Santiago de Compostela, mal zu zweit, mal in der Gruppe. Und das ihr, der Individualistin! Der Wunsch nach wochenlangen Auszeiten, den sogenannten Sabbaticals, wird von ihrem Arbeitgeber im öffentlichen Dienst unterstützt. 
Im Pilgerteam St. Jacobi entsteht die Idee, vom Kirchentag Anfang Mai in Hamburg aus nach Trondheim aufzubrechen. Das bedeutet, drei Monate oder 83 Tage unterwegs zu sein, in Gemeindehäusern, Bauernhöfen, alten Schulen und Pilgerherbergen zu übernachten. Was andere schreckt, reizt Willers. Komfort ist ihr nicht mehr so wichtig, sie setzt nicht mehr auf Sicherheit. Staunt und lacht. "Pilgern ist gefährlich. Es verändert." 

Seit vier Jahren aktiv im Pilgerteam von Pilgerpastor Bernd Lohse in St. Jacobi

Christel Willers handelt, verkauft ihr Haus, um die Reise zu finanzieren. "Das Leben war mir immer wichtiger, als in einen Stein zu investieren." Sie lagert ihre Habseligkeiten und bricht auf. Sie, die früher um Religion stets einen weiten Bogen machte, schätzt auf der Reise nach Norwegen das kleine Heft mit den geistlichen Impulsen, die Zeile aus Johannes 14, 6 wird ihr zum treuen Begleiter: "Jesus spricht zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben..." Morgen-, Mittag- und Abendgebete geben den Wandertagen Struktur. Christel Willers versucht, immer nur das Heute im Blick zu haben, mit jedem Schritt auch die Gedanken laufen zu lassen, sich frei zu machen von den Anforderungen, die zurückgeblieben sind in Hamburg. "Wir haben nur das Jetzt." Mit einer Ausnahme: Das Handy ist aktiviert, doch nur für ihre demente Mutter. Für den Notfall.

Vorfreude auf die Pilgerkapelle in St. Jacobi

Die Begegnungen, die Gastfreundschaft, die immer dünner besiedelte Landschaft, die im besten Sinne verstörend andere Natur – das alles wirkt in ihr nach. "Ich fühle mich lebendig" Ihre Augen leuchten bei der Erinnerung an Erlebtes. Was nun kommt? Christel Willers ist offen für Neues. Nun freut sie sich erst einmal auf die Einweihung der Pilgerkapelle in St. Jacobi, "ihrer" Kirche. Dort fand sie ihren Weg.

 

Gottesdienst und Pilgerfest

In der evangelischen Hauptkirche St. Jacobi wird am Sonnabend, 16. November, um 12 Uhr Hamburgs erste Pilgerkapelle eröffnet. Dafür wurde der Raum im Sockel des Kirchturms zu einem geistlichen Treffpunkt für Pilger umgebaut. Auf der Empore zieht das Pilgerzentrum der Nordkirche ein.

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