Auftritte in aller Welt

Dieser Rendsburger Clown bringt Flüchtlinge zum Lachen

Clown Heiko Mielke – hier mit Clownspartnerin Miriam Brenner – tritt dort auf, wo Flucht und Krieg den Alltag prägen und ein unbeschwertes Lachen selten ist
Clown Heiko Mielke – hier mit Clownspartnerin Miriam Brenner – tritt dort auf, wo Flucht und Krieg den Alltag prägen und ein unbeschwertes Lachen selten ist© epd-Bild

06. März 2015 von Timo Teggatz

Rendsburg. Mit Ringelsocken und roter Nase tritt Clown Heiko Mielke an ungewöhnlichen Orten auf: in Flüchtlingslagern rund um die Welt. Seine Shows hinterlassen beim jungen Publikum Eindruck. Die Kinder spielen anschließend Clowns – und vergessen den Krieg.

Mit seiner roten Nase hat er schon Kinder in Flüchtlingslagern in Syrien, Türkei und Sri Lanka zum Lachen gebracht. Proficlown Heiko Mielke (55) aus Langwedel (Kreis Rendsburg-Eckernförde) ist dort aktiv, wo Flucht, Armut und bewaffnete Konflikte den Alltag der Menschen prägen - und ein unbeschwertes Lachen selten ist.

Im Jahr 2007 gründete er gemeinsam mit anderen den deutschen Verein "Clowns ohne Grenzen". Heute hat der Verein rund 150 Mitglieder, darunter 40 aktive Clowns. Sie treten ehrenamtlich in Not- und Krisenregionen in aller Welt auf, Reisekosten werden mit Spenden finanziert. Geboren wurde die Idee in Spanien, von wo aus seit 1993 Clowns in alle Welt reisen. Mittlerweile gibt es in elf Nationen entsprechende Vereine und Initiativen.

Traumatisierte Kinder vergessen ihr Schicksal

Sein Geld verdient Mielke mit Auftritten als Profi-Clown in Norddeutschland, für die Flüchtlinge tritt Mielke ehrenamtlich auf. Regelmäßig packt der über zwei Meter große Mielke seine Sachen und wird zum "Clown ohne Grenzen". Die Motivation für das ehrenamtliche Engagement sei vor allem die Freude der Kinder in den Flüchtlingslagern, sagt er. Dass selbst traumatisierte Jungen und Mädchen für eine kurze Zeit ihr Schicksal vergessen und lachen können, ist für den Proficlown der schönste Lohn. "Das geht mir richtig unter die Haut."

Kritische Fragen, ob eine Clown-Show angesichts von Hunger und Elend in den Lagern unbedingt notwendig sei, beantwortet Mielke immer mit einem Ja: "Lachen ist Balsam für die Seele."

Wenn Heiko Mielke zu "Herrn Heikel" wird

Wenn der Clown sich seine rote Nase aufsetzt, die Hosenträger und lustige Ringelsocken anzieht, dann verwandelt er sich in "Pepe" oder in "Herrn Heikel". Der ist mal Hausmeister und auch mal Polizist. Mit Akkordeon und Klarinette geht es dann zu den Kindern. Aber auch Erwachsene vergessen für kurze Zeit ihre Alltagssorgen, wenn "Herr Heikel" auftritt.

Vor wenigen Wochen trat Mielke in Sri Lanka auf, wo die Figur des Clowns sehr unbekannt ist. "Das dauert fünf Minuten und dann merken sie, was für lustige Trottel wir sind", erzählt er. Jeder Auftritt ist eine Mischung aus Musik, Zauberei, Jonglage und ganz viel Slapstick.

Wie wichtig angesichts von Not und Elend die Clowns gerade für Kinder sind, erfuhr das Clown-Team bei einem zweiten Besuch in einem Lager für syrische Flüchtlinge in Jordanien. Nach dem Auftritt habe ein Betreuer erzählt, dass sich das Spielen der Kinder bereits deutlich verändert habe: "Bevor ihr hier wart, spielten sie Krieg. Jetzt spielen sie Clowns." Mielke: "Da bekomme ich jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich daran denke."

Tournee für Asylbewerber in Schleswig-Holstein

Jetzt plant er eine Heimattournee. Im September und Oktober will er in Schleswig-Holstein vor Asylbewerbern auftreten. "Ich gucke gerade, wie ich die Finanzierung hinbekomme", sagt er. Auch mit den zuständigen Behörden muss er noch sprechen. Aber das wird klappen, ist der Vater zweier Kinder zuversichtlich. Eine gehörige Portion Optimismus gehört eben zum Clown-Geschäft.

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