Christen in Ägypten

Egal wie die Woche ist – der Sonntag kommt immer

Silhouette von Kairo / Ägypten (Symbolbild)
Silhouette von Kairo / Ägypten (Symbolbild)© Katharina Eglau

26. Februar 2014 von Silke Roß

Hamburg. Eine Kirche ohne Frauen – oder zumindest ohne Frauen auf der Kanzel – für die Nordkirche ein nicht vorstellbares Bild. In Ägypten, zumindest in der presbyterianischen Nilsynode, ist das Alltag. „ Ich darf zwar Pastoren ausbilden“, erklärt die Psychologin, Soziologin und Theologin Anne Zaki, die sich vor fünf Jahren um ihre Ordination beworben hat und derzeit zu Gast in Hamburg ist: „ Aber selber predigen und Sakramente verwalten darf ich nicht“.

Anne Zaki hat einige Jahre mit ihrer Familie in den USA gelebt, bevor sie zurück nach Ägypten gegangen sind. „Wenn alle weggehen, ist ja niemand mehr da, um die Gesellschaft zu gestalten“, begründet sie ihre Entscheidung, die viele in den USA lebende Freunde irritierte. Die gesellschaftlichen Umbrüche in den vergangenen Jahren in Ägypten haben zu mehreren Ausreisewellen geführt, während derer vor allem Christen das Land verlassen haben. „Mubarak wollte die strikte Trennung von Staat und Religion“, erzählt Anne Zaki: „er verbat sich religiöse Einmischung und mischte sich auch selbst nicht in die Angelegenheiten der religiösen Gemeinschaften".

"Opferbonus" für Islamisten

Mit besonderer Härte ging er gegen die Islamisten vor, für die eine Trennung von Staat und Religion ausgeschlossen ist – was diesen wiederum viele Sympathisanten brachte, die Gruppierungen wie die Muslimbrüder oder die Salafisten als Opfer sahen. Die Menschen in Ägypten wehrten sich und standen nach der Absetzung von Mubarak vor der Situation, eine neue Gesellschaft aufzubauen. „Darauf waren wir nicht vorbereitet“, sagt Zaki, „die einzigen, die auf diesen Tag gewartet hatten, waren die Islamisten, und die übernahmen dann auch schnell die Kontrolle. Erst hatten sie viele Sympathien aus den Reihen der gemäßigten Moslems, aber nachdem die Islamisten zum Beispiel das Erbrecht änderten – im Islam steht der Ehefrau die Hälfte des Erbes zu, nach der Auslegung der Machthaber ging die Frau leer aus – und das Mindestheiratsalter der Frau, dass bei 18 Jahren lag, ersatzlos strichen und damit die Kinderheirat wieder einführten, verspielten die Islamisten diesen Bonus relativ schnell“.

Muslime schützen christliche Gottesdienste

Ägypten gilt als eines der am meisten westlich geprägten Länder im Nahen Osten, und diese Ausrichtung ist in der Gesellschaft stark verankert. Aus diesem Grund gab es nach kurzer Zeit einen neuen Umbruch, denn zum Beispiel protestierten die Medien in einer konzertierten Aktion gegen Diktatur und für Freiheit – ein mutiger Schritt in einem Land ohne funktionierende Rechtssysteme. Als sich Anschläge auf die christlichen Gemeinden häuften, vermutete der koptische Papst Tawadros II. darin ein System: Offenbar wollten die Islamisten so ein Eingreifen der christlichen Welt herausfordern, um damit das Land im Kampf gegen „die Christen“ zu vereinen. Der Patriarch lehnte jede Hilfe von außen ab und hatte sich nicht verschätzt: „In dieser Situation zeigte sich, dass die Islamisten ihre Sympathisanten verloren hatten, denn als christliche Gemeinden in den durch Anschläge zerstörten Gebäuden Gottesdienste feiern wollten, wurden diese Gruppen von ihren muslimischen Nachbarn geschützt. Sie bildeten Menschenketten um die Gottesdienst-Orte und ermöglichten so die ungestörten Versammlungen.

Veränderungen brauchen Zeit

Mit Verbot und Absetzung der islamistischen Vereinigungen ist Ägypten jetzt auf einem neuen Weg. „Ich hoffe, dass wir alle die Geduld aufbringen, der neuen Regierung die nötige Zeit für Aufbau, Stabilisierung und Reform des Landes zu gewähren“, sagt Anne Zaki:„ aber für einige geht die Entwicklung zu langsam – aber wenn wir Christen keine Hoffnung mehr haben, obwohl uns die Auferstehung in der Bibel zugesagt wird – wer denn dann, denn egal wie die Woche ist, der Sonntag kommt immer.“ Aus diesem Grund halten viele Christen es auf der Basis dieser gesellschaftlichen Situation und der Entwicklung einer neuen Zivilgesellschaft für möglich, auch Impulse zur Veränderungen in die Kirchen zu tragen, zum Beispiel auch den Mut zu der Ordination von Frauen. Anne Zaki: „ Es sollte wichtig sein, dass die Predigten von Menschen gehalten werden, die dazu berufen und befähigt sind. Das kann die Kirche ja auch überprüfen und einfordern – das aber ohne eine Überprüfung von Qualifikation und Berufung die Menschen ausgeschlossen werden, die sich wahrscheinlich keinen Vollbart wachsen lassen können – das ist ungerecht!“

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Berno Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Versöhnungskirchengemeinde Schwerin-Lankow

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite