Flüchtlinge

Eritrea-Gemeinde Hamburg: Aus Zuflucht wird Heimat

Auf dem Weg zu einer neuen Partnerschaft: Die Vertreter der evangelischen Tabita-Gemeinde Hamburg-Ottensen und der St. Michael-Gemeinde der eritreisch-orthodoxen Kirche
Auf dem Weg zu einer neuen Partnerschaft: Die Vertreter der evangelischen Tabita-Gemeinde Hamburg-Ottensen und der St. Michael-Gemeinde der eritreisch-orthodoxen Kirche© epd/Regine Marxen

22. Februar 2016 von Simone Viere

Seit Beginn der Flüchtlingskrise wird die Eritrea-Gemeinde in Hamburg immer größer. Die evangelische Tabita-Gemeinde in Ottensen hat der afrikanischen Gemeinschaft ihre Kreuzkirche (Hohenzollernring) zur gemeinsamen Nutzung angeboten.

Ende Januar wurde die eritreisch-orthodoxe St. Michel-Gemeinde mit einem Festgottesdienst als neuer Partner begrüßt. Die Kooperation klappt offenbar problemlos. "Was wir hier leben, ist Ökumene im besten Sinne. Denn: Wir sind alle Christen", sagt Tabita-Pastor Matthias Kaiser.

"Wir sind alle Christen"

Zweimal im Monat wird nun sonntags von 5 bis 13 Uhr in der Kreuzkirche ein eritreisch-orthodoxer Gottesdienst stattfinden. Die Tabita-Gemeinde nutzt dann ihre zweite Kirche St. Ansgar. Tsegai Mebrahtu, Vorstandsmitglied der St. Michel-Gemeinde, sieht einen großen Bedarf in der eritreischen Glaubensgemeinschaft Hamburgs. Über viele Jahre wäre diese recht klein gewesen. Bisher hätten Räume des Schröderstifts in Eimsbüttel ausgereicht. Eigene Pastoren habe es nicht gegeben. Mit der Flüchtlingsbewegung aber sei die Gemeinde innerhalb kurzer Zeit auf 1.000 Mitglieder angewachsen.

"Die Menschen sind traumatisiert und brauchen Hilfe"

Also wandte er sich hilfesuchend an die Tabita-Gemeinde mit der Bitte, die Kreuzkirche für Gottesdienste und Feierlichkeiten nutzen zu dürfen. "Die Menschen sind traumatisiert", sagt er. "Sie brauchen Hilfe und Unterstützung." Im Alltag, aber auch in der Glaubensarbeit, als Halt und Stütze. "Das ist viel Arbeit, derzeit widme ich jede freie Minute der Gemeinde", sagt Mebrahtu.

Vier Pastoren hat die Eritrea-Gemeinde inzwischen. Hybu Hargeweyne ist einer von ihnen. Seit sieben Monaten ist er in Hamburg und freut sich, nun regelmäßig in der Kreuzkirche predigen zu dürfen. Zum ersten großen eritreischen Gottesdienst Ende Januar kamen knapp 400 Gemeindemitglieder in die Kreuzkirche, um gemeinsam die Taufe Jesu zu feiern. "Wir haben extra den HVV informiert, damit sie auf den Kundenansturm vorbereitet sind", sagt Kaiser.

Zwei Kulturen in einer Kirche

Der evangelische Pastor freut sich über die Art und Weise, mit der die eritreisch-orthodoxen Christen ihren Gottesdienst zelebrieren. "Sicherlich erleben wir hier zwei Kulturen. Männer und Frauen sitzen getrennt, tragen weiße Gewänder, tanzen vor dem Altar gemeinsam. Die Musik spielt eine große Rolle. Diese Gemeinschaft hat eine so feinsinnige Liturgie", sagt Kaiser. Probleme im Umgang mit der großen Anzahl an Gläubigen hat er nicht. "Kirche ist für diese Menschen ein absolut heiliger Ort."

Nur kleinere Probleme organisatorischer Natur haben sich bisher ergeben. Das Schuhproblem zum Beispiel: Eritreische Christen ziehen ihre Schuhe vor den Kirchenräumen aus. Aber wenn rund 400 Schuhe im Eingangsbereich liegen, sind die Fluchtwege versperrt. "Darüber müssen wir dann sprechen", sagt Kaiser. 

Einstimmige Zustimmung vom Kirchenvorstand

Für die Menschen im Viertel, sagt Kaiser, sei die Kooperation durchaus ungewöhnlich und eine Herausforderung. Auch innerhalb der Gemeinde habe es einige wenige Stimmen des Unmuts gegeben. "Aber der Kirchenvorstand hat dem Nutzungsvertrag mit der St. Michel-Gemeinde einstimmig zugestimmt", betont Kaiser. Nun müsse man die Menschen im Umfeld informieren über das, was in der Kreuzkirche umgesetzt wird.

Auch Mebrahtu sieht noch viel Arbeit vor sich, um die Kulturen einander annähern zu können. Die gemeinsame Nutzung der Kreuzkirche sei ein guter Anfang. "Nun müssen wir sehen, wie St. Michel sich weiterentwickelt. Und die Menschen anhalten, weiter zu glauben." Kaiser sieht das ähnlich: Der Glauben halte Menschen aufrecht und verhindere, dass sie auf die schiefe Bahn geraten. "Hamburg muss zeigen, dass es für die Christen aus anderen Ländern nicht nur Zuflucht, sondern eine Heimat sein kann."

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