70 Jahren Buchenwald-Befreiung

„Europa verneigt sich vor Opfern der NS-Verbrechen“

Blumen zum Gedenken an die mindestens 50.000 Toten des Konzentrationslagers Buchenwald
Blumen zum Gedenken an die mindestens 50.000 Toten des Konzentrationslagers Buchenwald© Maik Schuck / epd

12. April 2015 von Timo Teggatz

Weimar. Gedenken an die Toten und Appelle für die Zukunft: In Weimar ist am Wochenende an die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vor 70 Jahren erinnert worden. Politiker riefen zum Engagement für die Menschenrechte auf, Überlebende erneuerten den „Schwur von Buchenwald“.

Mit zahlreichen Veranstaltungen ist am Wochenende in Weimar an die Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald vor 70 Jahren erinnert worden. Bei einer Gedenkfeier am Sonntag im Deutschen Nationaltheater sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD), Europa verneige sich vor den Opfern. An dem europäischen Gedenkakt mit zahlreichen Gästen aus Politik und Gesellschaft nahmen rund 80 Überlebende des KZ Buchenwald und Veteranen der US-Armee teil, die das Lager bei Weimar am 11. April 1945 befreit hatten.

Am Nachmittag wurden die Opfer mit einer Kranzniederlegung auf dem einstigen Appellplatz geehrt. Dabei erneuerten Überlebende den "Schwur von Buchenwald", mit dem sich die befreiten Häftlinge am 19. April 1945 zum Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit verpflichtet hatten.

Buchenwald war von 1937 bis 1945 mit 250.000 Häftlingen aus ganz Europa das größte Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Deutschland. Durch den Terror der SS, durch Zwangsarbeit, Krankheiten und medizinische Experimente starben rund 56.000 Menschen. Die Befreiung durch die US-Armee erlebten rund 20.000 Häftlinge, darunter auch etwa 900 Kinder.

US-Soldaten sahen "die Apokalypse"

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) sagte bei dem Gedenkakt im Nationaltheater, die amerikanischen Soldaten hätten 1945 hinter dem Eingangstor von Buchenwald "die Apokalypse" gesehen. Das Vermächtnis der Überlebenden sei heute Grundkonsens des demokratischen Selbstverständnisses in Thüringen. Dazu gehöre auch das Eintreten gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Die Aufnahme von Bürgerkriegsflüchtlingen sei humanitäre Pflicht und ein Auftrag christlicher Nächstenliebe, betonte Ramelow.

Der Präsident des Internationalen Buchenwald-Komitees, Bertrand Herz, appellierte an die Jugend, sich überall für Freiheit und Menschenrechte sowie gegen Antisemitismus und Rassismus einzusetzen. So lange es Fremdenhass und Unterdrückung in der Welt gebe, sei der "Schwur von Buchenwald" noch nicht erfüllt.

EU-Parlamentspräsident Schulz dankte in seiner Ansprache den Überlebenden ausdrücklich für ihren "schmerzhaften Weg des Erinnerns". Durch Zeugnisse einst inhaftierter Politiker, Schriftsteller, Künstler und Geistlicher werde der Terror in den Konzentrationslagern vor dem Vergessen bewahrt. Vor dem Hintergrund der Ereignisse in Tröglitz äußerte sich Schulz besorgt über eine zunehmende Fremdenfeindlichkeit.

Gedenkgottesdienst der evangelischen Kirche

Vor der Gedenkveranstaltung hatte die evangelische Kirche in einem Gedenkgottesdienst mit einem Schuldbekenntnis Mitverantwortung für die Verbrechen der Nationalsozialisten übernommen. Angesichts des Lagers vor den Toren der Stadt hätten "viele evangelische Christen nicht mutig bekannt und benannt", was mitten im Land und auch ganz in der Nähe geschah, betonte Superintendent Henrich Herbst.

Am Samstag gedachten auf dem Lagergelände zahlreiche Überlebende mit ihren Angehörigen zum historischen Zeitpunkt der Befreiung vom 11. April 1945 mit einer Schweigeminute der in Buchenwald umgekommenen Mithäftlinge. Als Zeichen der Hoffnung pflanzten Kinder an der Zufahrt zur heutigen KZ-Gedenkstätte Bäume.

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