Kirchentag

Gerhard Robbers - "Ein Präsident, der ermuntert und ermutigt"

Der Präsident des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der Trierer Jura-Professor Gerhard Robbers.
Der Präsident des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der Trierer Jura-Professor Gerhard Robbers.© epd-bild / Jens Schulze

27. März 2013 von Simone Viere

Hamburg. Er wolle "kein Sondersüppchen kochen", hat Gerhard Robbers einmal gesagt. Und es ist dem Präsidenten des 34. Evangelischen Kirchentags in Hamburg anzumerken, dass er es auch so meint. Große Gesten oder ein Drängen auf die Bühne sind seine Sache nicht. Dabei ist der Kirchentag vom 1. bis 5. Mai mit seinen über 2.500 Veranstaltungen und rund 100.000 Teilnehmern genau das: ein Großereignis.

Robbers mag nicht viel Wind machen um sich und die vielen Termine seiner Präsidentschaft. Er sei dankbar für dieses Amt, in dem er so vielen interessanten Menschen begegne. "Es ist immer wieder beglückend", sagt der 62-Jährige. "All diese vielen Menschen, die sich intensiv einbringen." Die daraus erwachsene Kreativität dürfe nicht durch das Herausstellen einzelner Personen oder durch Weisungen "von oben" verloren gehen.

Dankbarkeit für das Amt

Gerhard Robbers studierte Jura in Freiburg, promovierte über "Gerechtigkeit als Rechtsprinzip" und habilitierte über das Thema "Sicherheit als Menschenrecht". 1989 folgte der Ruf nach Trier, wo er seitdem als Professor lehrt. Robbers ist verheiratet und hat vier Kinder hat. 

"Er ist ein Präsident, der ermuntert und ermutigt", sagt Ellen Ueberschär, die Generalsekretärin des Kirchentags. Gebe es Schwierigkeiten, sei er sofort bereit zu helfen und Gespräche zu führen. Robbers habe mit seiner gewinnenden und humorvollen Art "inzwischen fast ganz Hamburg persönlich von den Vorzügen des Kirchentags überzeugt".

Nach Kirchenaustritt zurück zum Glauben gefunden

Dabei war Robbers in jungen Jahren selbst gar nicht überzeugt. Mit 16 oder 17 ist er aus der Kirche ausgetreten, "weil ich nicht geglaubt habe, was die mir da erzählen wollten". Doch mit Anfang 30 hat er zurück gefunden zum evangelischen Glauben als einer "Erkenntnisebene, die man als junger Mensch nicht hat". Seitdem weiß Robbers, "auch wer nicht dazu gehört, hat die selben Fragen wie die Menschen, die ihren Glauben haben".

Die Kirchentagslosung "Soviel du brauchst" sieht der Jura-Professor "als Zuspruch und als Aufforderung". Diskutieren will er etwa über die Frage, wie "ethisches Wirtschaften in Unternehmen verankert werden kann". Und es gehe darum, "wie wir unterschiedliche Kulturen, Weltanschauungen und Religionen zusammenbringen." Robbers ist selbst ein Experte für diese grundlegenden Fragen.

In Büchern und Aufsätzen hat er sich mit dem Staatskirchenrecht, dem Streikrecht in Kirchen sowie mit Gottesbezügen in Verfassungen beschäftigt. Eine Kernthese: Staat und Bürger sollten "religionsoffen" sein und Religionsfreiheit für jeden in vollem Umfang gewähren - egal ob Christ, Jude oder Moslem. Er argumentiere immer für ein Weiterdenken, für Offenheit von Kirche und Christen gegenüber Andersgläubigen, sagt Ellen Ueberschär. Gerade für den Kirchentag im multikulturellen Hamburg sei das "eine große Stärke".

Herzensthema: "Es gibt eine Einsamkeit, die einem überall begegnet"

Doch für Robbers gibt es noch ein Thema, das ihm sehr am Herzen liegt. Die Einsamkeit. Sie werde nicht nur deutlich an der steigenden Zahl von Single-Haushalten. Es gebe eine Einsamkeit, die einem überall begegne, "wenn man nur die Augen offen hält". Dann erzählt er die Geschichte von dem obdachlosen Mädchen in Hamburg. Eine der vielen Obdachlosen in einer der reichsten Städte Deutschlands. Aber dieser jungen Frau, die ihre Habseligkeiten in zwei Plastiktüten aufbewahrte, hat Robbers eines Abends beim Vorübereilen in die Augen geschaut: "Ich war berührt von der unendliche Leere, die ich gesehen habe".

Einen Moment lang überlegte er zurückzugehen, ihr Hilfe anzubieten - und setzte seinen Weg dann doch fort. Eine Begegnung, die ihn immer noch beschäftigt. War er wieder einmal in Eile? War er unsicher, wie die junge Frau auf seine Ansprache reagieren würden? Er weiß es nicht. Aber er habe an die Losung des Kirchentags denken müssen: Soviel Du brauchst. Und ihm sei schmerzhaft bewusst geworden: "An diesem Abend hatten wir beide von etwas Wichtigem zu wenig".

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