Kirchentag in Nürnberg beginnt: "Religion und Politik zusammendenken"
07. Juni 2023
Heute startet der Deutsche Evangelische Kirchentag (7. bis 11. Juni) in Nürnberg. Unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt und Bischöfin Kirsten Fehrs sind dabei. Gemeinsam mit Kirchentagspräsident Thomas de Maizière eröffnet unsere Landesbischöfin heute das traditionelle Gläserne Restaurant.
In der Großküche werden 60 ehrenamtliche Köche aus kirchlichen Tagungshäusern und Kindergärten am Donnerstag, Freitag und Sonnabend jeweils etwa 1.000 Mittagessen zubereiten.
Dabei sollen nur saisonale und möglichst regional produzierte Bio-Nahrungsmittel sowie fair gehandelte Produkte genutzt werden.
Das erste Gläserne Restaurant stand bereits 1987 auf dem Kirchentag in Frankfurt am Main. Seitdem hat sich das Projekt zu einer Fortbildungsmaßnahme weiterentwickelt und bietet seinen Gästen ausschließlich vegetarische Gerichte an. Die Gäste können zusehen, wie die Gerichte entstehen, denn die Küche ist frei einsehbar.
Zusammen mit dem Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz hat der Kirchentag eine App entwickelt, auf der die Rezepte vergangener Kirchentage nachgeschlagen werden können. Die kostenlose App Gläsernes Restaurant gibt es für Apple-Geräte bei iTunes und für Android-Systeme im Google Play Store.
Treffen mit Markus Söder und Manuela Schwesig
Anschließend ist unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt Gast beim Empfang anlässlich der Eröffnung des Kirchentages durch den bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU) und den Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg Marcus König (CSU) und nimmt am Eröffnungsgottesdienst teil.
Am Donnerstag trifft sich Kristina Kühnbaum-Schmidt mit der Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern, Manuela Schwesig (SPD), und Teilnehmenden aus dem Gebiet der Nordkirche. So unter anderem mit Pfadfinderinnen und Pfadfinder aus Wismar und der Bläsergruppe mit Landesposaunenwart Martin Huss (Mecklenburg-Vorpommern).
Bischöfin Fehrs auf Kirchentag: Religion und Politik zusammendenken
Im Laufe des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentages (7. bis 11. Juni) nimmt auch Kirsten Fehrs, Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck, mehrere Termine wahr, in denen sie auch politische Akzente setzen wird – für Menschenrechte, Kirchenasyl und Solidarität mit Betroffenen von Ausgrenzung und Gewalt.
Politisches Nachtgebet beschäftigt sich mit Kirchenasyl
Bischöfin Fehrs: "Kirchenasyl ist das älteste Recht des Menschen auf Schutz und Achtung der Würde. Es ist für mich dieser helle Ort inmitten dunkler und böser Geschichten. Ein vielleicht rechts-freier, politisch leider inzwischen immer weniger akzeptierter Ort, aber eben ein Ort, in dem die Sehnsucht nach Menschenrecht und Freiheit zuhause ist."
Religion und Politik zusammenzudenken, um Menschen zu erreichen – in dieser Tradition stehen die Politischen Nachtgebete, die bis heute ein prägender Bestandteil der Evangelischen Kirche sind.
Hoffnung und Stärkung für diejenigen, die selbst keine Stimme haben
In unterschiedlichen Gottesdiensten setzt sich Kirsten Fehrs für Menschen ein, die ansonsten nicht gehört und gesehen werden. Darunter Frauen, die Gewalt, auch sexualisierte Gewalt, erfahren haben, die in Angst, Ohnmacht oder mit tiefen Verwundungen leben. "Wir müssen aktiv gegen bestehende Systeme struktureller Gewalt vorgehen und dafür sorgen, dass keine neuen entstehen. Hier braucht es gesamtgesellschaftlich eine neue Kultur", so Bischöfin Fehrs.
Zudem will sie die harten Arbeits- und Lebensbedingungen der Seeleute sowie die Tätigkeit der Deutschen Seemannsmission sichtbar machen. "Als Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck sind mir der Hafen und die Seefahrt natürlich besonders nah."
Bibelarbeit mit Samuel Koch
Außerdem gestaltet Bischöfin Fehrs erneut eine unkonventionelle Bibelarbeit mit Schauspieler Samuel Koch, der seit seinem Unfall bei "Wetten, dass…?" querschnittsgelähmt ist. Anhand der Geschichte von Joseph und seinen Brüdern werden Geschwister-Beziehungen und das Überwinden traumatischer Erlebnisse thematisiert. "Wer Samuel Koch kennt, weiß, dass er einen wunderbaren Humor hat, sodass der Schwere mancher Themen eine Leichtigkeit entgegengesetzt wird“, verrät Kirsten Fehrs vorab.
Inklusives "Alstersnack"-Team auf dem Kirchentag
Das inklusive Team des "Alstersnack" der Evangelischen Stiftung Alsterdorf (ESA) gestaltet zusammen mit Mitarbeitenden anderer diakonischer Einrichtungen das Café Pause inklusiv auf dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag im bayerischen Nürnberg.
Das Café verstehe sich als Ort der Begegnung und der Vielfalt, wie die ESA mitteilte. Auch Menschen, die sonst nicht in der Gastronomie arbeiten, würden mitmachen, hieß es. Erstmalig würden nur Snacks aus handwerklicher inklusiver und diakonischer Produktion angeboten.
"Ich freue mich, dass Menschen mit und ohne Behinderung das Café Pause inklusiv als einen Ort gestalten, an dem alle willkommen sind", sagte ESA-Vorstandsvorsitzender Uwe Mletzko.
Begegnungen auf Augenhöhe
Kirchentage seien so etwas wie eine gesellschaftliche Zeitansage: "Begegnung und Austausch sind wichtig für eine aktuelle Standortbestimmung. Das Motto 'Jetzt ist die Zeit' passt dazu: Nicht irgendwann, sondern jetzt und hier ist unser Handeln für eine gerechte und barrierefreie Gesellschaft notwendig." Es sei gut, dass der Kirchentag die Möglichkeit biete, dass sich Menschen auf Augenhöhe begegnen, die etwas bewegen wollen.