Güstrower Barlach-Stiftung zeigt "entartete Kunst"
12. August 2013
Güstrow. Die Güstrower Ernst-Barlach-Stiftung hat am Sonntag eine Sonderausstellung von wichtigen Vertretern der Klassischen Moderne eröffnet, deren Werke in der NS-Zeit als "entartete Kunst" beschlagnahmt wurden. Unter dem Motto "Verfemt - verfolgt - beschlagnahmt" werden bis zum 24. November etwa 50 Werke zu sehen sein. Gezeigt werden vorwiegend Druckgrafiken, Zeichnungen, Radierungen und Holzschnitte, die von Künstlern wie Otto Dix, Lyonel Feininger, Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Käthe Kollwitz, Franz Marc oder Henry Moore geschaffen wurden.
Die Werke stammen aus dem Nachlass des Kunsthändlers Bernhard A. Böhmer (1892-1945) und sind heute im Besitz des Kulturhistorischen Museums Rostock, teilte die Barlach-Stiftung im mecklenburgischen Güstrow mit.
Präsentiert werden auch die beiden Plastiken "Kopf in Messing" von Rudolf Belling, die von Ernst Barlach angefertigte Maske des Schauspielers Paul Wegener und ein Ölgemälde von Christian Rohlfs.
Bernhard A. Böhmer gehörte nach Angaben der Barlach-Stiftung zu den vier Kunsthändlern, die in der NS-Zeit mit Werken der sogenannten entarteten Kunst handeln durften. Böhmer sei durchaus ambivalent zu sehen. Er habe sich mit dem Handel zwar finanziell saniert, aber er habe auch viele beschlagnahmte Werke zurückgekauft und gerettet. Böhmer war seit Ende der 1920er Jahre Sekretär und Gehilfe des Künstlers Ernst Barlach (1870-1938) in Güstrow.
Das Kulturhistorische Museum Rostock besitzt 603 Werke aus dem Böhmer-Nachlass, darunter 537 Druckgrafiken. Sie bilden das weltweit umfangreichste Konvolut ehemals beschlagnahmter "entarteter Kunst" in Museumsbesitz.
Verfolgung seit 1930 - Beschlagnahme, Vernichtung und Raub von 21.000 Werken
Die Verfolgung von Künstlern der Klassischen Moderne in Deutschland begann bereits im April 1930 mit dem vom thüringischen NS-Volksbildungsminister Wilhelm Frick ergangenen Erlass "Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum". Einen Höhepunkt erreichte der NS-Kampf gegen die Moderne in der Beschlagnahmeaktion "Entartete Kunst" vom Juli bis August 1937. Dabei wurden systematisch deutsche Museen durchsucht. Über 21.000 Werke wurden beschlagnahmt, davon wurden nachweislich über 5.000 vernichtet. Etwa 8.700 Arbeiten wurden ins Ausland verkauft, um Devisen zu beschaffen. Der Verbleib der übrigen Werke ist unbekannt.
Info
Die Sonderschau im Ausstellungsforum-Graphikkabinett der Güstrower Barlach-Stiftung kann bis zum 24. November besichtigt werden.
- August: täglich von 10-17 Uhr
- September bis Oktober: dienstags bis sonntags von 10-17 Uhr
- ab November: dienstags bis sonntags von 11-16 Uhr
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