Journal zur Landessynode im September 2025, Tag 2
26. September 2025
Unsere Landessynode tagt bis zum 27. September 2025 in Lübeck-Travemünde. In unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe. Dies ist die zweite Tagung der III. Landessynode unserer Nordkirche.
So war Tag 1
Livestream und weitere Informationen finden Sie auf dem Portal der Landessynode
Zum Auftakt ihrer Herbsttagung hat unsere Landessynode am Donnerstag (Tag 1 der Synodentagung) über ein Schutzkonzept für die Synode beraten. In Workshops haben sich die Synodalen über Bedarfe, Bedingungen und Grundbausteine ausgetauscht. Danach ging es um die Novellierung des Klimaschutzgesetzes. Weitere Themen für die kommenden zwei Tage sind:
- die Berichte der Landesbischöfin, der Kirchenleitung sowie aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern,
- die Beratungen zum Zukunftsprozess,
- ein Beschluss „Gemeinde in Zukunft gestalten“,
- die Besetzung der beratenden Ausschüsse (Teilhabeausschuss, Klimaausschuss sowie Ausschuss Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung)
TAG 2: Die Sitzung der Landessynode beginnt um 9 Uhr

Pastorin Christina Duncker feiert die Morgenandacht mit den Synodalen.
Gebet
Die Welt gehört Gott
die Erde und alle Menschen.
Wie gut ist es, wie wunderbar,
einträchtig miteinander zu leben.
Liebe und Treue kommen zusammen,
Gerechtigkeit und Frieden gehen Hand in Hand.
Wenn Gottes Kinder schweigen,
werden die Steine schreien.
Öffne unsere Lippen, Gott,
und unser Mund wird dein Lob verkündigen.
Amen

Im Blick auf den auf der Tagesordnung stehende Zukunftsprozess der Nordkirche sagt die Pastorin:
"Lassen Sie uns die Haltung, die Perspektive wechseln, mutig sein und ausprobieren. 'Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit'". Gemeinsam singt die Synode "Schenk uns Weisheit, schenk uns Mut".

Bericht aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern
Der Bischof von Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias, stellt seinen Bericht unter das Leitmotiv der "schweigenden Kirche". Diese soll nicht verstummen, sondern ihre Rede aus dem Hören und aus der Stille vor Gott schöpfen.

In sieben Aspekten beschreibt er, wie eine solche Haltung praktische Gestalt annehmen kann:
Gottesdienste mit Momenten der Ruhe, eine betende Praxis, die auf Gottes Stimme wartet, Häuser der Stille als spirituelle Orte, eine aus dem Schweigen erwachsende Achtsamkeit für Schöpfung und Klimagerechtigkeit, ein sensibles Mittragen des Leids von Kriegsopfern, Geflüchteten und Betroffenen sexualisierter Gewalt sowie ein öffentliches Wort gegen Unrecht ohne Aktivismus.
Schweigen bedeute hier nicht Rückzug, sondern Wachsamkeit und Empfänglichkeit, die Kraft für Verkündigung, Versöhnung und demokratischen Diskurs schafft.

Stärkung des Ehrenamts
Besondere Anerkennung sprach der Bischof den ehrenamtlich Engagierten zu. „Ich habe gestaunt über ein rein ehrenamtliches Team, das einmal im Monat einen Gottesdienst im städtischen Kontext komplett selbst gestaltet. In solchen einfachen geistlichen Formaten zeigt sich exemplarisch etwas von einer Kirche von morgen“, so Tilman Jeremias. Das Ehrenamt brauche jedoch Begleitung. „Ein wesentlicher Schwerpunkt pastoraler Arbeit ist es in unseren Tagen, Ehrenamtliche zu motivieren, zu begleiten, fortzubilden und wertzuschätzen.“
Dank für ein Beispiel des Gottvertrauens
Zum Abschluss seines Berichts teilte Tilman Jeremias einen sehr persönlichen Brief einer 94-jährigen Frau aus Ludwigslust. Sie schilderte eindrücklich, wie sie in ihrem langen Leben immer wieder Gottes Bewahrung erfahren habe – in den Kriegsjahren, als Bombenangriffe sie nur knapp verfehlten, ebenso wie später im Alltag mit ihrer großen Familie.
Besonders bewegend sei ihr Satz: „In aller Not hat mich der gnädige Gott sicher geführet wie ein guter Hirte seine Schafe.“
Zahlreiche Synodale merkten im Anschluss an den Bericht kritisch an, wie die Kirche in Anbetracht der steigenden Umfragewerte für die AfD in Mecklenburg-Vorpommern „schweigende Kirche“ sein könne. Jeremias ergänzte, dass es auch dann darum gehe, erst zuzuhören. „Also anzubieten, sag Du erst Deins, aber im Anschluss sage ich auch Meins, und weise dann auch darauf hin, dass für mich alle Menschen gleich und Gottes Geschöpfe sind.“

Treibhausgasneutralität bleibt das Ziel der Nordkirche
Im Anschluss diskutierten die Synodalen lebhaft weiter über die Novellierung des Klimaschutzgesetzes, welches in erster Lesung angenommen wurde. „Die Nordkirche bekräftigt ihr ambitioniertes Ziel der Treibhausgasneutralität und setzt dabei auf eine langfristige, tragfähige Strategie“, zeigte sich die Präses der Landessynode, Anja Fährmann, nach der Abstimmung zufrieden. Siehe hierzu auch die Besprechung von Synodentag 1.
„Die Synodalen haben außerordentlich verantwortungsbewusst und sehr intensiv über zwei Tage lang um ein hohes Ziel gerungen“, so die Präses. „Mit ihrer heutigen Entscheidung sendet die Landesynode ein wichtiges Signal für unser verstärktes kirchliches Engagement beim Klimaschutz.“
Wahlen in Ausschüsse
Mit dem Thema Klima beschäftigen sich auch die beiden nicht-ständigen Ausschüsse, die im Anschluss an die erste Lesung gewählt werden. Die Synode wählt Mitglieder in den Klimaausschuss und in den Ausschuss "Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung". Der erstgenannte tritt erstmals zusammen, der zweitgenannte erneut.
Ebenso befassen sich die Synodalen mit den Wahlen in die Ausschüsse Digitales und Teilhabe.
Zur Erklärung: Es gibt ständige und nicht-ständige Ausschüsse. Sie haben die Aufgabe, Inhalte so vorzubereiten, dass die Synode auf Grundlage ihrer Gesetzesentwürfe Entscheidungen treffen kann.

Zu den Unterschieden: Die ständigen Ausschüsse (Beispiel: Finanzausschuss, Rechtsausschuss) können jederzeit, auch außerhalb der Synodentagungen zusammentreten, die übrigen (etwa Digitalisierungsausschuss, Teilhabeausschuss) nur mit Genehmigung des Präsidiums. Zudem müssen die Mitglieder der ständigen Ausschüsse Mitglieder der Landessynode sein, die weiteren Ausschüsse können auch Stellvertreter*innen aufnehmen.
In beiden Ausschuss-Formen stellen ehrenamtliche Mitglieder der Landessynode die Mehrheit.

Innehalten zur Tagesmitte
Theologiestudentin Juliana Götze lädt die Synodalen dazu ein, zur Ruhe zu kommen und auf Gott zu vertrauen. Aus Psalm 3:
Viele sagen von mir: Er hat keine Hilfe bei Gott. Aber du, Gott, bist der Schild für mich, du bist meine Ehre und hebst mein Haupt empor.
"So lasst uns still werden und in der Stille vor Gott, unserer Zuversicht, das bringen, was uns gerade beschäftigt", so Götze.

Ökumenischer Impuls zur Interkulturellen Öffnung
Nicolas Moumouni, Referent für Interkulturelle Kirchenentwicklung der Nordkirche, weist darauf hin, wie wichtig es ist, unsere Kirche für Menschen mit Migrationsgeschichte zu öffnen. Bundesweit hätten aktuell 45 Prozent der Grundschulkinder eine Migrationsgeschichte. "Sie sind unsere Zukunft. Wir müssen ihnen Teilhabe ermöglichen", sagte er.

Dazu gehöre auch, Rassismus entschieden entgegenzutreten. "Und bitte: Fühlen Sie sich wohl mit dem Begriff 'schwarz'. 'Schwarz' ist politisch korrekt. Sagen Sie nicht 'farbig' und Co. Im Gegenzug könnte ich sagen: Sie sind weiß gelesen."
Strukturen gegen rassistische Übergriffe, Aufarbeitung der Kolonialgeschichte, und interkulturelle Kirchenarbeit in den Ausschüssen seien alles Punkte des Gesamtkonzepts der Nordkirche. Vor allem aber müssten wir uns fragen, wie wir Kindern begegnen, so Moumouni. Wie schaffen wir es, sie zu mündigen Bürger*innen zu erziehen, die Vielfalt begrüßen?
Unser Buch: "Ich bin dabei. Wie Kirche einen rassismuskritischen Weg gehen kann": Bestellung und Download
"Hier in der Kirche bin ich ein Exot. Aber wenn ich zum Elternabend gehe oder in den Sportverein, bin ich das nicht. Da sind Leute mit Migrationsgeschichte in zweiter und dritter Generation. Das ist Realität", so Moumouni.
Kirche sollte Heimat sein – auch für Menschen, die nicht deutsch gelesen werden, so sein Plädoyer.
Nicolas Moumouni hat im Foyer des Maritim Hotel einen Infostand. Er lädt Interessierte dazu ein, dort die verschiedenen Aspekte seines Vortrags im persönlichen Gespräch zu vertiefen.
Zukunftsprozess der Nordkirche: Gruppenarbeit
Das Evangelium predigen, die Sakramente feiern und den Menschen dienen – dafür, so Bischöfin Nora Steen, werde unsere Kirche gebraucht. Und diese Aufgaben werde sie auch in Zukunft wahrnehmen. Doch in welcher Struktur?
Lasst uns mutig vorangehen, denn wir werden gebraucht!
Bischöfin Nora Steen
Beim "Priorisierungsprozess Zukunftsprozess" geht es darum, die Nordkirche fit zu machen, in Zeiten finanzieller Unsicherheit. Die Synodalen erörtern Konzepte dazu, wie Aufgaben künftig priorisiert werden können. Eine der entscheidenden Fragen: Halten sie einen zentralistischen Ansatz der Kräftebündelung für erfolgsversprechend oder liegt die Zukunft eher in einem regio-lokalem Ansatz?

Sie bestimmen mit!
Die Nordkirche ermöglicht auch Nicht-Synodalen eine Mitarbeit in den verschiedenen Bereichen. Über den folgenden QR-Code können Interessierte angeben, was sie besonders spannend finden.

Wollen Sie mehr über den Zukunftsprozess erfahren? Auf unserer Seite nordkirche.de/zukunftsprozess finden Sie die verschiedenen Handlungsfelder, den Arbeitsstand der Projektgruppen und weitere Ansprechpartner*innen.

Abendandacht
Theologiestudentin Juliana Götze lädt die Synodalen ein, vor dem Abendessen innezuhalten:
"Unser Abendgebet steige auf zu dir, Gott, und es senke sich auf uns herab dein Erbarmen. Dein ist der Tag und dein ist die Nacht. Lass, wenn des Tages Schein vergeht, das Licht deiner Wahrheit uns leuchten. Geleite uns zur Ruhe der Nacht und vollende dein Werk an uns in Ewigkeit."
Eckpunkte zu Erprobungsregelungen
Telse Vogt, Mitglied der Kirchenleitung, bringt den Beschlussvorschlag zu den Eckpunkten der Erprobungsregelungen ein. Es seien erfreulich viele Vorschläge aus den Kirchenkreisen und dem Zukunftsprozess eingegangen. "Vieles davon geht aus rechtlicher Sicht schon heute, man muss sich nur trauen", so Vogt.
Das Landeskirchenamt hat die Vorschläge thematisch sortiert und mit einer Bewertung versehen, wie mit den Ideen weiter verfahren werden sollte. Diese Bewertungen wurden kategorisiert in:
- Vorschläge, die überwiegend im Rahmen des geltenden Rechts umsetzbar wären
- Vorschläge, für die eine Erprobungsregelung geeignet wäre
- Vorschläge, die für eine grundsätzliche Rechtsänderung näher zu prüfen sind.
Die Beschluss sieht vor, dass die Kirchenleitung die vorhandenen Vorschläge auf ihre rechtliche Umsetzbarkeit hin prüft, um dann der Synode möglichst konkrete Maßnahmen zur Verwirklichung vorschlagen zu können.
Die Liste der eingegangenen Vorschläge reicht von der Verkürzung der Legislaturperioden bis zur Öffnung der Gremien für die Öffentlichkeit. Die vollständige Liste kann im Beschlussvorschlag nachgelesen werden.
Gemeinde in Zukunft gestalten
Die Synodalen diskutieren über den Beschlussvorschlag "Gemeinde in Zukunft gestalten" auf Basis des Eckpunktepapiers Christliche Gemeinde im Wandel (angenommen). Konkret geht es etwa darum, wie die kirchenkreissynodale Kompetenz gestärkt werden, die Arbeit in multiprofessionalen Verkündigungsteams gefördert werden und flexible Formen der Mitarbeit eingeführt werden können.
Im Vorfeld konnten die Kirchenkreise ihre Rückmeldungen zu den angesprochenen Punkten geben.
Abendgebet
Die Synodalen singen gemeinsam "Der Mond ist aufgegangen". Die angehende Theologin Juliana Götze beschließt den Abend mit einem Gebet:
Bewahre uns, Gott, wenn wir wachen;
behüte uns, wenn wir schlafen:
auf dass wir wachen mit Christus und ruhen in Frieden.
Es segne und behüte uns
der allmächtige und barmherzige Gott,
Vater/Mutter, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.