Journal zur Landessynode im September 2025, Tag 1
25. September 2025
Unsere Landessynode tagt vom 25. September bis zum 27. September 2025 in Lübeck-Travemünde. In unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe. Dies ist die zweite Tagung der III. Landessynode unserer Landeskirche.
Livestream und weitere Informationen finden Sie auf dem Portal der Landessynode
Den Auftakt des ersten Sitzungstages bildet ein Workshop der Synodalen zum Schutzkonzept (Prävention). Weitere Schwerpunkte der Tagung sind:
- die Berichte der Landesbischöfin, der Kirchenleitung sowie aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern,
- die Novellierung des Klimaschutzgesetzes,
- die Beratungen zum Zukunftsprozess,
- ein Beschluss „Gemeinde in Zukunft gestalten“,
- die Besetzung der beratenden Ausschüsse (Teilhabeausschuss, Klimaausschuss sowie Ausschuss Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung)
Der Synodengottesdienst wird am Donnerstagabend, 25. September 2025, um 18.30 Uhr in der St. Lorenz-Kirche in Lübeck gefeiert.
TAG 1: Die Tagung der Landessynode beginnt um 10 Uhr
Mit einer Andacht von Vizepräses Elke König und Pastor Jakob Pape werden die Synodalen auf die Tagung eingestimmt. Die beiden geben einen kurzen Einblick in die Themen der kommenden Tage, die Synodalen singen gemeinsam "Meine Hoffnung und meine Freude".

König und Pape sprechen im Wechsel ein Gedicht von Hans Dieter Hüsch:
Ich bin vergnügt, erlöst, befreit.
Gott nahm in seine Hände meine Zeit,
mein Fühlen, Denken, Hören, Sagen,
mein Triumphieren und Verzagen,
das Elend und die Zärtlichkeit.
Was macht, dass ich so fröhlich bin
in meinem kleinen Reich?
Ich sing und tanze her und hin
vom Kindbett bis zur Leich.
Was macht, dass ich so furchtlos bin
an vielen dunklen Tagen?
Es kommt ein Geist in meinen Sinn,
will mich durchs Leben tragen.
Was macht, dass ich so unbeschwert
und mich kein Trübsinn hält?
Weil mich mein Gott das Lachen lehrt
wohl über alle Welt.
Präses Anja Fährmann eröffnet die Tagung. Nach den Präliminarien geht es zum ersten Tagesordnungspunkt über, der Weiterarbeit am Schutzkonzept der Landessynode.

Präses Anja Fährmann und Mirja Beck, Leiterin der Stabsstelle Prävention - Fachstelle gegen sexualisierte Gewalt, leiten in die Workshops der Synodalen zum Schutzkonzept (Prävention) ein.
Gerade in einer Zeit, in der sich kirchliche Institutionen intensiv mit Fragen der Gewaltprävention, der Sensibilität für Diskriminierung und der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt auseinandersetzen, ist für uns selbstverständlich: Schutz, Verantwortung und Transparenz gehören zum Kern kirchlichen Handelns. Anja Fährmann, Präses der Landessynode
Ein zentraler Punkt dabei sei der bewusste und reflektierte Umgang mit Macht.
"Macht ist ein basaler Bestandteil menschlichen Miteinanders und ein Grundprinzip unserer Gesellschaft. Im Miteinander füllen wir Rollen aus und schreiben Rollen zu, die mit Macht einhergehen. Macht ist nicht per se negativ – aber sie ist nie neutral. Sie verlangt nach Bewusstheit, nach Transparenz und nach klaren Verantwortlichkeiten", so die Synodenpräses weiter.
Deshalb solle mit dem Schutzkonzept ein tragfähiges Fundament gelegt werden: "Für eine Haltung des achtsamen Miteinanders – ruhig, verlässlich, und so selbstverständlich wie einatmen und ausatmen", so Färmann.

Mirja Beck von der Stabsstelle Prävention ergänzt: "Es zeigt, dass wir uns aktiv dafür einsetzen, Räume zu gestalten, in denen sich Menschen sicher und respektvoll begegnen können - Räume, in denen Vertrauen wachsen kann, Beteiligung möglich ist und Verantwortung geteil wird."
Ein Schutzkonzept schaffe einen Rahmen – nicht nur für klare Abläufe, sondern für eine Kultur, in der Schutz mitgedacht werde, so Beck weiter. "Das gilt nicht nur im Krisenfall, sondern im Alltag, in Gremien, in Leitung und Gestaltung."

zusammenkommen. Darum muss die Kirche sexualisierter Gewalt mit Kraft entgegenstehen.
© Nordkircheepd- Bericht: Sexualisierte Gewalt: So will die Nordkirche Betroffenen im Idealfall helfen
FAQ Prävention sexualisierter Gewalt (PDF)
Jahresbericht der Nordkirche mit Schwerpunkt Prävention und sexualisierte Gewalt
Aber ein Schutzkonzept sei ein Prozess, der mit Leben gefüllt werden müsse. Dieser Prozess brauche Offenheit, Auseinandersetzung und auch Widerspruch, so Beck. Mirja Beck: „Die Landessynode macht mit der gemeinsamen Weiterarbeit am eigenen Schutzkonzept deutlich: Prävention, Schutz und Beteiligung sind feste Bestandteile kirchlicher Verantwortung, auch innerhalb der Arbeit der Synode.“
Die Workshops der Synodalen finden in einem geschützten Rahmen statt und sind nicht öffentlich.
Das Thema „Prävention sexualisierter Gewalt“ steht auch im Mittelpunkt des Synodengottesdienstes am Donnerstagabend (25. September, 18.30 Uhr) in der St. Lorenz-Kirche in dem die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck der Nordkirche, Kirsten Fehrs, predigen wird.

Nach der Mittagspause wendet sich Anja Fährmann an die Synodalen. Die Befassung mit dem Schutzkonzept sei ein wichtiger Schritt der Sensibilisierung für alle, auch für das Präsidium. "Mir hilft die Selbstbefassung mit dem Schutzkonzept, sie macht mich wach und schärft den Blick", so die Präses.
Ein Raum, in dem sich alle sicher und gesehen fühlen
Das Schutzkonzept sei ein Baustein für ein Mit- und Füreinander, eine Erinnerung immer wieder Nähe und Distanz zu überprüfen. Die Landessynode solle ein Raum sein, in dem sich alle sicher und gesehen fühlen, so die Präses.
Klimaschutz im Fokus
Die Nordkirche hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die klärt, zu welchen Bedingungen und Kosten der Gebäudebestand der Nordkirche von Pastoraten bis zu Kitas klimaneutral werden kann. Durchgeführt wurde diese von der Firma Wortmann-Energie aus Kiel. Sie weist unterschiedliche Szenarien aus, die unter Berücksichtigung von verschiedenen Förderungen, Optimierungszeiträumen und der Möglichkeit, Gebäude abzustoßen, die Investitionskosten ermittelt hat.

Das Fazit: Die angepeilte Treibhausneutralität bis 2035 ist ambitioniert, aber unter hohen Kosten machbar. Die Studie weist hier einen jährlichen Betrag von 87 Millionen Euro aus. Ein wesentlicher Punkt stellt dabei die Umrüstungen der Heizungsanlagen (z.B. durch Einsatz von Wärmepumpen) dar. Verlängert man die Frist, reduziert sich die jährliche Belastung entsprechend.
Auf Grundlage dieser Studien schlägt die Kirchenleitung der Synode eine Novellierung des Klimaschutzgesetzes vor. Die entscheidenden Punkte des Gesetzesentwurfs:
- Mindestens 0,8 Prozent der Kirchensteuerzuweisungen werden bis 2040 für Klimaschutz gebunden. Damit sollen unter anderem Stellen für Klimaschutzmanagement in den Kirchenkreisen und auf Nordkirchen-Ebene gesichert werden.
- Ein besonderer Fokus soll auf der energetischen Optimierung von Gebäuden liegen. Bis 2026 sollen alle kirchlichen Gebäude Strom aus erneuerbaren Quellen beziehen.
- Zudem soll ein neuer Klimabeirat gebildet werden, um besser gremienübergreifend arbeiten zu können.
- Bis 2035 sollen mindestens 90 Prozent der Treibhausgase im Vergleich zu 2015 (erstes Klimaschutzgesetz der Nordkirche) reduziert werden.

Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt weist bei der Einbringung des Entwurfes darauf hin, dass die Nordkirche 2015 als erste Landeskirche ein Klimaschutzgesetz verabschiedet hat. Sie habe damit wichtige Pionierarbeit geleistet. Gleichzeitig erinnert sie daran, dass die Nordkirche trotz hoher Kosten, tun müsse, was in ihrer Macht stehe, um ihren Beitrag zum Klimaschutz zum Wohle aller zu leisten.
Wenn wir Hoffnung für morgen säen wollen, müssen wir heute Verantwortung übernehmen. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt
Zum Hintergrund: Seit 2015 haben die Synodalen zweimal für je sechs Jahre einen Klimaschutzplan verabschiedet. Dieser beschreibt die konkreten Maßnahmen und Schritte, um das im Gesetz beschlossene Klimaziel auch umzusetzen. Der jüngste Klimaschutzplan läuft von 2022 bis 2027 und hat weitere Handlungsfelder identifiziert. In der aktuellen Legislatur der III. Landessynde sollen neue Erkenntnisse einfließen und Ziele und Maßnahmen definiert werden.
Aktuell verfügt die Nordkirche über etwa 5000 Gebäude, darunter Gemeindehäuser, Kirchen und Betreuungseinrichtungen, die zusammen mehr als 70 Prozent der Emissionen der Landeskirche ausmachen.
Gottesdienst: "Schenke mir, Gott, ein hörendes Herz"
In der St. Lorenz-Kirche Travemünde kommen die Synodalen am Abend zum traditionellen Synodengottesdienst mit Abendmahl zusammen.

Bischöfin Fehrs greift in ihrer Predigt den inhaltlichen Schwerpunkt des ersten Sitzungstages auf: Sie ermutigt die Zuhörenden, mit einem hörenden Herzen aufeinander Acht zu geben und sensibel für das Leid anderer zu sein, insbesondere da, wo Macht missbraucht werden könnte.
Unsere Kirche und exemplarisch unsere Synode soll ein sicherer Ort für alle sein. Dazu braucht es Regeln. Konzepte. Klar. Vor allem aber braucht es ein hörendes Herz, damit wir immer besser verstehen lernen, wie Macht missbraucht werden kann. Damit wir hören, bevor wir für andere sprechen. Damit wir sehen, was geschieht. Und unseren Augen und Ohren trauen. Damit wir uns trauen, zur Sprache zu bringen, wenn Unrecht geschieht.
Bischöfin Kirsten Fehrs
Das Ziel sei eine angstfreie Atmosphäre, in der jede und jeder sagen könne, wenn etwas schief läuft. Dazu gehöre auch, die Schuldgeschichte der evangelischen Kirche anzunehmen und daraus zu lernen.

Fehrs hebt den Mut derjenigen hervor, die schreckliches Leid erfahren haben und sich trotz der Angst vor Ablehnung an die Öffentlichkeit gewandt haben. Es sei ihnen zu verdanken, dass wir nun ebenfalls "Sehende und Hörende" werden könnten. Mehr zum Inhalt des Gottesdienstes lesen Sie in unserer Pressemitteilung.
Auf dem Vorplatz der Kirche singen die Synodalen gemeinsam das Lied "O Heilger Geist, kehr bei uns ein" (EG 130).
O Heilger Geist, kehr bei uns ein
und lass uns deine Wohnung sein,
o komm du Herzens Sonne,
Du Himmelsicht, lass deinen Schein, bei uns und in uns kräftig sein
zu steter Freud und Wonne.
Sonne, Wonne, himmlisch Leben willst du geben,
wenn wir beten, zu dir kommen wir getreten.
Die Kollekte des Gottesdienstes geht an Zornrot e.V., eine Beratungsstelle bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche aller Geschlechter.
