Sonnabend, 22. November

Journal zur Landessynode im November 2025, Tag 3

22. November 2025 von Julia Krause, Simone Viere

Heute ist der letzte von drei Tagungstagen unserer Landessynode in Lübeck-Travemünde. Hier in unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe. Dies ist die dritte Tagung der III. Landessynode unserer Landeskirche.

Den Livestream und weitere Informationen finden Sie auf dem Portal der Landessynode

Das war Tag 1

Das war Tag 2

Unsere Landessynode hat zu Beginn ihrer Tagung die Kirchenleitung neu gewählt. Am Freitag hat die Synode unter anderem über die Richtlinien kirchlichen Handelns beraten. Ebenfalls an diesem Tag befasste sich das Kirchenparlament mit der Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte unter dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Geteilte Verantwortung“.

An Tag 3 steht unter anderem der Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck auf dem Programm, gehalten von Bischöfin Kirsten Fehrs.

Singen und gemeinsam Gottesdienst und Andachten feiern gehört genauso zu jeder Tagung wie Debatten führen und Kirchengesetze beschließen. Im Bild: Der Synodenchor probt.© Henning Angerer, Nordkirche

Der dritte Tagungstag startet mit dem Morgensingen. Der Synodenchor singt im Wechsel mit den Synodalen "Mein Herz, oh Gott, ist dir bereit" von Heinrich Schütz.

"Mein Herz, oh Gott, ist dir bereit, ich will dir Lieder singen, 
ich will dir spielen alle Zeit, O Herr lass wohlgelingen."

Morgensingen der Landessynode in Lübeck-Travemünde am dritten Tagungstag.© Henning Angerer, Nordkirche

Nach dem Morgensingen werden Stellvertreter:innen für die Kirchenleitung gewählt. Vertreter:innen, oder Nachrücker:innen im Falle eines Ausscheidens aus der Kirchenleitung werden nach Anzahl der Stimmen besetzt.

Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck

Bischöfin Kirsten Fehrs warnt auf der Tagung der Landessynode vor wachsenden Bedrohungen für Mensch und Demokratie. Sie hebt in ihrem Sprengelbericht zugleich positive Projekte in Hamburg und Lübeck hervor.

Zusammenarbeit angesichts globaler Krisen

Fehrs blickt zunächst zurück auf das Projekt GAIA, die eindrückliche Kunstinstallation einer von innen beleuchteten, sich drehenden Weltkugel, die sieben Wochen lang im Rahmen einer internationalen Nachhaltigkeitskonferenz, der Hamburg Sustainability Conference, im Kirchenhimmel der Hauptkirche St. Katharinen schwebte.

Riesige sich drehende Erdkugel in einer Kirche
Das Kunstwerk "Gaia" des britischen Künstlers Luke Jerram war zum ersten Mal in Hamburg zu sehen. "Gaia" ist griechisch und bedeutet Mutter Erde.© Timo Neuscheler / St. Katharinen

Fehrs spricht von einem „wachsenden Bedarf, sich innerlich neu zu sortieren“. Denn das Leben sei „nicht nur durch das ausbeuterische und zerstörerische Verhältnis des Menschen zu seinen Lebensgrundlagen bedroht“. Es sei „auch bedroht durch Drohnen, Raketen, Atombomben. Durch Massaker und Folter. Durch Hunger und Armut.“ Menschen flüchteten deshalb und suchten nach Hilfe. Diese jedoch werde ihnen immer öfter verwehrt. Das Kirchenasyl sei in Not, die Demokratie gefährdet.

Die Bischöfin dankt allen, die sich für die Menschen und das Kirchenasyl stark machen und weiter durchhalten.

Was gelingt, gelingt zusammen. Das ist keine wirklich neue Erkenntnis, klar, aber wir leben in einer so hochindividualisierten Zeit mit stark narzisstischen Strömungen, dass es gut ist, sich daran zu erinnern. Nur zusammen werden wir den Destruktionen unserer Zeit etwas entgegensetzen können und die Spur der Verheißung lebendig halten.

Beispiele seien das neue Trinitatis-Quartier und auch das neue Diakoniehaus im Münzviertel. „Hier wird Kirche in Gestalt ihrer Diakonie glaubwürdig, die gerade in Menschen in Not das Gesicht Gottes erkennt und hilft, wo die Not am größten ist“, betonte die Bischöfin.

Ein starkes Zusammenwirken von Kirche, Stadt, Land und Bund sowie privaten Spenderinnen und Spendern zeige sich auch beim Erhalt der historischen Altstadt-Kirchen in Lübeck, so Fehrs. Als Beispiel für gutes Zusammenwirken von Staat und Kirche nannte Fehrs den Erhalt der historischen Kirchen in Lübeck. 

Blick auf die Lübecker Innenstadt© taranchic, iStockphoto

Demokratie stärken

„Nur zusammen sind wir auch stark genug, unsere Demokratie zu verteidigen“, so die Bischöfin in ihrem Bericht.

Eindrücklich zitierte sie den Publizisten Michel Friedman, der am 7. Oktober 2025 in einer öffentlichen Rede vor dem Berliner Parlament die Frage stellte: Können Sie mir garantieren, dass ich in fünf bis zehn Jahren noch in einer Demokratie lebe?

„Die Demokratie hat viele, hochaggressive Gegner. Menschen, die sich herausnehmen, bestimmten Mitmenschen ihre Würde abzusprechen, die das Recht des Stärkeren anstelle eines regelbasierten Miteinanders durchsetzen wollen – auch mit Gewalt.“ Im Angesicht dieser wachsenden Bedrohung hätte sich beispielsweise die Kirchenkreissynode Lübeck-Lauenburg mit Populismus, Extremismus und Rassismus als Schwerpunktthema auseinandergesetzt. 

Bischöfin Kirsten Fehrs hält ihren Bericht aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck.© Henning Angerer, Nordkirche

Kirche neu aufstellen

Während zeitgleich in allen drei Kirchenkreisen des Sprengels neue Strukturen diskutiert werden, um die kirchliche Arbeit zukunftsfähig aufzustellen, stellte Bischöfin Fehrs klar: „Noch ist nichts beschlossen, noch wird alles ergebnisoffen in verschiedenen Formaten diskutiert. Aber was diskutiert wird, sind einschneidende Veränderungen, nicht nur die Anpassungen des Körperschaftsrecht der Nordkirche nach sich ziehen könnten.“

"Von Kopf bis Fuß auf Frieden eingestellt"

Am Ende ihres Berichts blickt sie noch einmal zurück zur Ausstellung in St. Katharinen: „Der Blick auf GAIA, die unfassbare Schönheit unserer Erde und ihrer Bewohner, macht nicht nur dem Kopf, sondern auch dem Herzen klar, was auf dem Spiel steht und warum es aller Mühe wert ist, weiterhin zusammen an einer menschenfreundlichen und nachhaltigen, an einer friedlichen und gerechten Zukunft zu arbeiten. Von Kopf bis Fuß auf Frieden eingestellt“, so Fehrs.

Bericht des Präsidiums 

Das Synodenpräsidium erläutert die Leitplanken der Zusammenarbeit. "Die Synode ist die größte und vielfältigste Kontaktfläche der Nordkirche und das sollten wir nutzen", so Friedemann Magaard. Es gehe bei den Zusammenkünften um echte Begegnungen und einen Diskurs, in dem auch gegensätzliche Positionen ausgehalten und respektvoll diskutiert werden.

Gleichwohl werde die Synode nicht umhinkommen, zu sparen. Das bedeute, dass eine von drei Tagungen nicht im Maritim Hotel, sondern digital stattfinden werden, erläuterte Anja Fährmann. 

"Du bist ein Geschenk!"

Die Synodalen bekommen vom Präsidium als Dank für ihre Arbeit zwei Bänder mit der Aufschrift "Du bist ein Geschenk" überreicht: Eines ist für sie selbst, eines zum Verschenken. So werde der Gedanke von Liebe und Wertschätzung weitergetragen.

Entwickelt wurde die Aktion "Du bist ein Geschenk" von Kirche im Dialog, um Menschen zur Adventszeit einzuladen, sich und anderen mit Achtung und Zuneigung zu begegnen.

Hintergrund

Die Landessynode ist das Kirchenparlament und damit verfasstes Leitungsgremium der Nordkirche. Ihr gehören 156 stimmberechtigte Mitglieder an.

Die Nordkirche ist in 13 Kirchenkreise in den Sprengeln Schleswig und Holstein, Hamburg und Lübeck sowie Mecklenburg und Pommern gegliedert. Bischöfin und Bischöfe in den Sprengeln sind: Nora Steen (Sprengel Schleswig und Holstein), Kirsten Fehrs (Sprengel Hamburg und Lübeck) und Tilman Jeremias (Sprengel Mecklenburg und Pommern).

Rund 1.450 Pastorinnen und Pastoren arbeiten vor Ort und in den Hauptbereichen der Nordkirche. Außerdem sind rund 66.000 Ehrenamtliche in den Kirchengemeinden und in kirchlichen Einrichtungen aktiv. 

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