Journal zur Landessynode im November 2025, Tag 1
20. November 2025
Unsere Landessynode tagt von Donnerstag bis Sonnabend in Lübeck-Travemünde. Im Zentrum der Beratungen im Maritim Hotel steht die Wahl der neuen Kirchenleitung. Hier in unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe. Dies ist die dritte Tagung der III. Landessynode unserer Landeskirche.
Den Livestream und weitere Informationen finden Sie auf dem Portal der Landessynode
Pressemitteilung: Neuwahl der Kirchenleitung und Änderung des Präventionsgesetzes im Mittelpunkt
Zum Auftakt wird Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt die scheidenden Mitglieder der bisherigen Kirchenleitung verabschieden und die neuen Verantwortlichen begrüßen. Die Landessynode wählt 13 Mitglieder der Kirchenleitung aus ihrer Mitte. Mindestens neun werden aus dem Kreis der Ehrenamtlichen gewählt. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Beratungen über das Kirchengesetz zur Änderung des Präventionsgesetzes und der entsprechenden Ausführungsverordnung.

Auch berät die Synode unter anderem über die Richtlinien kirchlichen Handelns. Zudem befasst sie sich unter dem Titel „Gemeinsame Vergangenheit – Geteilte Verantwortung“ mit der Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte.
Andacht zum Auftakt

Pastor Friedemann Magaard und Sarah Dornheim stimmen die Synodalen mit einer Andacht auf die Tagung ein. Mitgebracht haben sie einen Psalm von der Nordsee, vom ehemaligen Halligpastor Dietrich Heyde: "Denn du bist meine Warft".
Der Herr ist meine Warft, meine Zuflucht inmitten des Meeres.
Er leitet mich, wenn ich Watten durchziehe, und bei aufkommendem Nebel lässt er mich nicht aus den Augen.
Er lässt mich immer wieder heimkehren, um seines Namens willen.
Und wenn von Nordwest des Todes gewaltige Fluten kommen und die kleine Hallig überwinden, fürchte ich mich nicht.
Denn du bist meine Warft, mein Schutz im Brüllen der Wogen.
Auch wenn es im Maritim Hotel windstill sei, so habe doch hat jeder von den Anwesenden eine Sturmerfahrung mit im Gepäck oder zumindest im Gedächtnis, so Magaard und Dornheim in ihrer Andacht. "So ist doch das richtige Leben. Druck bei der Arbeit, weil es so viel ist. Sorge um erkrankte Freunde, Freundinnen, manchmal Beziehungsknatsch zu Hause", so Magaard.
"Auch unsere Kirche steht im Sturm. Die Gemeinden haben schwierige Zeiten, die Diakonie muss richtig viel aushalten. In Einrichtungen, Diensten und Werken, in den Verwaltungen, nirgends Flaute. Und überall Haupt- und Ehrenamtliche Menschen, die versuchen, den Stürmen zu trotzen und das Schiff Kirche zu lenken", so der Pastor weiter. Doch Gottvertrauen meine, die Aufgabe vor mir, auch wenn sie gigantisch erscheine, angehen.

Als erster Punkt steht die Wahl der neuen Kirchenleitung auf dem Programm. Die Landessynode wählt 13 Mitglieder der Kirchenleitung aus ihrer Mitte. Mindestens neun werden aus dem Kreis der Ehrenamtlichen gewählt, mindestens je eines aus den Gruppen der Pastor:innen, Pröpst:innen und hauptamtlich Mitarbeitenden. Dabei muss mindestens ein gewähltes Mitglied der Kirchenleitung aus dem Kirchenkreis Pommern und mindestens zwei aus dem Kirchenkreis Mecklenburg stammen.

Dank der Landesbischöfin für großes Engagement
Bevor die Ergebnisse der Wahl verkündet werden, dankt die Landesbischöfin den Mitgliedern der scheidenden Kirchenleitung.
"Die Mitglieder der Kirchenleitung haben in den vergangenen Jahren mit großem Verantwortungsbewusstsein und mit viel Zeit, Energie, Liebe, Kreativität und Verlässlichkeit dazu beigetragen, dass unsere Kirche ihren Weg in bewegten Zeiten klar und zugewandt gestalten konnte.

Sie alle haben ihre hohe Kompetenz zudem jeweils in speziellen Themengebieten eingebracht und dabei mit hohem Engagement gearbeitet. Für diesen gemeinsamen Weg und für alles, was jede und jeder Einzelne eingebracht und großzügig geteilt hat, bin ich von Herzen dankbar", so die Vorsitzende der Kirchenleitung, Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Die neue Kirchenleitung
Kraft Amtes sind die Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt, Bischöfin Kirsten Fehrs, Bischöfin Nora Steen und Bischof Tilman Jeremias Mitglieder der Kirchenleitung. Synodale müssen 13 gewählt werden. Insgesamt gibt es 24 Nominierte.

Wiedergewählt wurden:
Arne Gattermann (47) arbeitet als IT-Produktmanager. Der Werke-Synodale ist als Ehrenamtler im Sprengel Schleswig und Holstein tätig.
Sylvia Giesecke (58) ist Werke-Synodale (Sprengel Mecklenburg und Pommern). 2021 wurde der Diplom-Sozialpädagogin für ihr ehrenamtliches Engagement die Bugenhagen-Medaille verliehen.
Matthias Isecke-Vogelsang (73) ist Gemeindesynodaler aus dem Sprengel Schleswig-Holstein. Der ehemalige Schulleiter ist seit 2019 Mitglied der Landessynode.
Dr. Michael Kühn (55) ist Justitiar des Norddeutschen Rundfunks. Der Berufene Synodale kommt aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck.
Neu gewählt wurden:
Bettina Axt (36) ist Pastorin in der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Burg auf Fehmarn und vertritt in der Synode als Pastoren-Synodale den Sprengel Schleswig und Holstein.
Jens Brenne (66) ist Richter im Ruhestand. Der Ehrenamtler vertritt im Sprengel Mecklenburg und Pommern den Kirchenkreis Mecklenburg.
Diana S. Freyer (48) arbeitet hauptamtlich für die Nordkirche als Referentin „Kirche im Dialog“ im Hauptbereich „Gottesdienst und Gemeinde“. Sie kommt aus dem Sprengel Hamburg und Lübeck.
Dr. Maike Tesch (49) ist Studienleiterin für Mathematik und Physik und Präses der Kirchenkreissynode des Kirchenkreises Rendsburg-Eckernförde. Die Gemeinde-Synodale gehört zum Sprengel Schleswig und Holstein.
Jakob Pape (32) ist Pastor im Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein und Pastoren-Synodaler des Sprengels Hamburg und Lübeck.
Dr. Tobias Woydack (51) ist Propst im Kirchenkreis Hamburg-Ost und vertritt als Pastoren-Synodaler den Sprengel Hamburg und Lübeck.
Niklas Brose (26) studiert Sozialwissenschaften in Rostock. Der junge Gemeinde-Synodale ist im Sprengel Hamburg und Lübeck aktiv.
Bennet Wohler (25) studiert und ist als Gemeinde-Synodaler für den Sprengel Schleswig und Holstein aktiv.
Anne Grüttner (58) vertritt als Gemeinde-Synodale den Kirchenkreis Mecklenburg (Sprengel Mecklenburg und Pommern). Die Volljuristin ist als Finanzbeamtin tätig.
Das Durchschnittsalter der Gewählten beträgt 48 Jahre.

Andacht zur Tagesmitte
Nach der Wahl finden sich die Synodalen zur Andacht zusammen. Sarah Dornheim liest Psalm 23 "Der Herr ist mein Hirte". Sie schließt damit an die Morgenandacht an: Gott ist Zuflucht und Heimat, auch in stürmisches Zeiten. Wer glaubt, wird nicht allein sein, sondern Trost und Zuversicht erfahren.
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Finanzen: Der Jahresabschluss 2022 wurde vorgelegt
Die Synodalen haben den vorgelegten Jahresabschluss 2022 des Finanzausschusses abgenommen und Entlastung erteilt.

Schutz vor sexualisierter Gewalt: Änderung am Gesetz beraten
Die Synodalen haben über Änderungen an einem Gesetz beraten, das Betroffene von sexualisierter Gewalt besser schützen und das ihnen angetane Unrecht anerkennen soll.
"Die Anerkennungsrichtlinie – das ist ein Regelungswerk, mit dem von sexualisierter Gewalt betroffene Menschen in Kirche und Diakonie in traumasensibler, achtsamer, möglichst unbürokratischer und angemessener Art zu Anerkennungsleistungen kommen sollen", sagte Bischöfin Kirsten Fehrs zur Einbringung.
Getragen sei diese Richtlinie von unserer christlichen Grundüberzeugung, dass wir als Kirche und Diakonie Verantwortung tragen und aktiv zu übernehmen haben gegenüber Menschen, denen hier Gewalt und großes Unrecht angetan wurde.

In ihrer Einbringung warb die Bischöfin dafür, der von betroffenen Menschen mitentwickelten Richtlinie Rückenwind zu geben: "Wir sind uns bewusst, dass diese Richtlinie eine besondere ist. Schlicht, weil sich hier juristische Formulierungen mit aus Erfahrung genährten Verfahrenswegen und Haltungen verbinden. Gerade deshalb aber wäre es wichtig, dass sie Ihre Zustimmung findet – möglichst als Ganzes.“
Mehr erfahren in den Tagungsunterlagen der Synode: Kirchengesetz zur Änderung des Präventionsgesetzes und Auszug mit den wesentlichen Inhalten
Das Kirchengesetz zur Änderung Präventionsgesetzes sieht vor, die EKD-Richtlinie in Nordkirchengesetz zu überführen. An oberster Stelle steht der Wille, für das erlittene Unrecht Verantwortung zu übernehmen. Die evangelische Kirche und Diakonie möchten das erlittene Leid durch freiwillige Anerkennungsleistungen mildern. Diese sollen „schnell, unbürokratisch und würdigend“ erfolgen, so Bischöfin Fehrs.

Zustimmung ohne Änderungen und einstimmig
Die Anerkennungsleistungen seien nicht als Entschädigung zu verstehen. Schon deswegen nicht, weil das Geschehene nicht wiedergutzumachen sei, so Fehrs.
Nach intensiver Auseinandersetzung stimmten die Synodalen der Vorlage in erster Lesung ohne Änderungen und einstimmig zu.

Bericht der Beauftragten für Geschlechtergerechtigkeit
"Gleichstellungsarbeit bedeutet immer auch, Demokratie aktiv zu stärken – Schritt für Schritt, durch verantwortungsvolles Handeln und die Gestaltung kirchlicher wie gesellschaftlicher Strukturen", sagte die Beauftragte für Geschlechtergerechtigkeit der Nordkirche, Nele Bastian.

Was verstehen wir unter Geschlechtervielfalt?
„Die Geschlechtergerechtigkeit beinhaltet die gezielte Förderung von Frauen und geht darüber hinaus. Sie umfasst die Anerkennung geschlechtlicher Vielfalt, die Stärkung unterschiedlicher Familienformen und Beziehungsweisen, die kritische Auseinandersetzung mit Macht- und Gewaltstrukturen sowie die Förderung achtsamer Leitung und fairer Teilhabe“, so Nele Bastian in ihrem Bericht.
Mentoring-Programm entwickelt - Teilhabe von Menschen aller Geschlechter fördern
Zu Beginn der III. Legislaturperiode seit ein Mentoring-Programm entwickelt worden, das nach den Worten von Nele Bastian erfolgreich sei. Eine Evaluation habe gezeigt, dass das Programm für Landessynodale wirksam zur Orientierung, zum Wissensaustausch und zu persönlichen Lernprozessen beitrage.

Vor allem bei Frauen und jüngeren Synodalen habe es Selbstbewusstsein, Mitgestaltung und Kompetenzen gefördert. Sie plädierte für eine Fortführung und breitere Verankerung des Programms.
Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt verbessern
Den vollständigen Bericht von Nele Bastian können Sie in unserem Synodenportal nachlesen.
Nele Bastian nannte die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Ehrenamt als wichtigen Hebel, um Geschlechtergerechtigkeit zu fördern. Für die Familienfreundlichkeit gebe es auch Zertifizierungen und Siegel. Führungspersonen hätten bei der Umsetzung von Maßnahmen eine besondere Verantwortung.
In ihrem Bericht nennt Nele Bastian zusammefassend die folgenden Punkte zur Verbesserung der Gleichstellung:
- Vernetzung und gezielte Förderprogramme
- das Aufzeigen von Berufswegen und Weiterqualifizierungen
- transparente und faire Auswahl- und Bewerbungsverfahren
- attraktive Arbeitsbedingungen – insbesondere im Hinblick auf die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Sorgearbeit
- die Förderung offener Haltungen
- eine inklusive, lernbereite Arbeitskultur.
Der erste Sitzungstag endet mit Abendsegen
"Wir haben ein volles Programm fast geschafft", sagte Synodenpräses Anja Fährmann zum Abschluss des ersten Sitzungstages. Mit dem Lied "Abend ward, bald kommt die Nacht" und einem Segen endete die Tagung.

Morgen (21. November) um 9 Uhr geht es weiter. Das passiert an Tag 2.
