Kerzen brennen auf dem Rathausmarkt für tote Flüchtlinge
26. April 2015
Hamburg/Lübeck. Es erklang ein Saxophon, Menschen zündeten Kerzen an: Auf dem Rathausmarkt haben 300 Menschen der ertrunkenen Flüchtlinge gedacht. Ihre Kritik: Das Erschrecken sei jedesmal groß – aber immer kurz.
Mit einem stillen Gedenken auf dem Hamburger Rathausmarkt haben etwa 300 Menschen an die ertrunkenen Flüchtlinge im Mittelmeer erinnert. Zu den Klängen eines Saxophons legten sie Blumen nieder, zündeten Kerzen an oder malten mit Straßenkreide Kreuze auf die Steinplatten vor dem Rathaus. Dietlind Jochims, Flüchtlingsbeauftragte der Nordkirche, sprach von einer "symbolischen Würdigung für die Toten, aus der hoffentlich eine tatsächliche Würdigung der Lebenden wächst". Der Toten zu gedenken heiße, die Lebenden zu schützen.
"Seit Jahren sterben die Menschen im Mittelmeer, mindestens 1.700 allein dieses Jahr, mindestens 5.000 nach Lampedusa im Oktober 2013", sagte Jochims. Das Erschrecken sei "immer groß und jedesmal kurz". Auch die Forderungen, was sofort getan werden müsse, seien nicht neu. Jochims: "Alle hier teilen diese Scham über ein Europa der Worte und der Deklarationen, das seinen Friedensnobelpreis in die Vitrine der Auszeichnungen gestellt hat und verstauben lässt."
Demonstration auch in Lübeck
In Lübeck demonstrierten am Sonnabend einige Hundert Menschen unter dem Motto "Es reicht: Fähren statt Frontex" gegen die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung und der Europäischen Union. Zu der Kundgebung hatte das Lübecker Flüchtlingsforum aufgerufen. Nach dem Auftakt "Auf dem Markt" folgte ein Demonstrationszug durch die Innenstadt. Gefordert wurde ein Seenot-Rettungsprogramm im Mittelmeer und freie Einreisen nach Europa. Die Polizei sprach von rund 300 Teilnehmern, das Flüchtlingsforum von knapp 500.