Weltklimakonferenz in Brasilien

Kirchen weltweit: Klimaschutz beginnt jetzt!

Was passiert, wenn unsere Umwelt infolge der Erderwärmung aus dem Gleichgewicht gerät? Klimaforscher gehen davon aus, dass das Leben auf der Erde schwieriger wird. Es gilt als sicher, dass Extremwetterlagen zunehmen werden. Die Folge: Finanzielle Schäden, Fluchtbewegungen und potenziell lebensgefährliche Situationen.
Was passiert, wenn unsere Umwelt infolge der Erderwärmung aus dem Gleichgewicht gerät? Klimaforscher gehen davon aus, dass das Leben auf der Erde schwieriger wird. Es gilt als sicher, dass Extremwetterlagen zunehmen werden. Die Folge: Finanzielle Schäden, Fluchtbewegungen und potenziell lebensgefährliche Situationen. © Siegella, Unsplash

14. November 2025 von Claudia Ebeling, Julia Krause

Vor zehn Jahren hat die Weltklimakonferenz in Paris beschlossen, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen – mit allen notwendigen Mitteln und Anstrengungen. Mit großen Hoffnungen fuhren damals Delegierte, NGOs und Aktivist:innen nach Hause, um an diesem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Auch unsere Kirche verständigte sich auf Treibhausgasneutralität. Und heute?

Vor rund einer Dekade begann eine Bewegung junger Menschen, die weltweit Aufmerksamkeit erregte: Fridays for Future. Immer freitags streikten Schülerinnen und Schüler fürs Klima. Sie gingen nicht zur Schule, sondern auf die Straße, um zu zeigen, dass es nicht rechtens ist, dass Erwachsene ihre Zukunft zerstören.

Klima-Demo in Hamburg am 14. November 2025
Trotz Dauerregen und ungemütlichen Temperaturen: Hunderte Menschen - darunter das ökumenische Bündnis Churches for Future-Hamburg - demonstrierten in der Hamburger Innenstadt für mehr Klimaschutz. Da parallel die Weltklimakonferenz in Brasilien tagte, hatten Fridays for Future zu einem globalen Klima-Streik aufgerufen. © Ökumenewerk

Es ist höchste Zeit, etwas zu tun

Ihnen schlossen sich viele gesellschaftliche und politische Gruppen an, auch Churches for Future. Ihre Botschaft: Es gibt nur diesen einen Planeten und den gilt es jetzt durch Gesetzesänderungen und einen gesellschaftlichen und politischen Wandel zu schützen. Denn sonst ist es möglicherweise zu spät. 

Ihre Stimmen sind noch immer zu hören. Doch weltweite Krisen lassen die Klimaschutzbemühungen immer wieder in den Hintergrund treten.

Und in manchen Ländern, die für besonders hohe Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, werden Klimaschutz und Umweltbewegungen ausgebremst, wie sich am Beispiel der USA beobachten lässt. 

Wir spüren die Auswirkungen schon jetzt

Umso wichtiger ist es, dass in der Öffentlichkeit immer wieder die Gefahren einer Erderwärmung thematisiert werden. Aktuell tagt die Weltklimakonferenz in Brasilien, einem Land mit wertvollen Regenwäldern und zahlreichen indigenen Völkern.

Dass die Zerstörung von Wald und die Verschmutzung von Luft und Boden aber nicht nur das Problem "der anderen" im globalen Süden ist, machen aktuelle Studien deutlich: Schon jetzt liegt Deutschland im Klima-Risiko-Index auf Platz 29 und damit im ersten Viertel der am meisten betroffenen Länder im Langzeitindex. Vor allem Hitzewellen nehmen zu und verursachen enorme Schäden. 

Vor Ort bei der Weltklimakonferenz: Referentin aus dem Ökumenewerk der Nordkirche

Dr. Katherine Braun, Referentin für Flucht und Menschenrechtsfragen in der Nordkirche.
"Die betroffenen Länder im Globalen Süden können sich vielfach nicht an die Klimafolgen anpassen. Und nicht alle Menschen wollen und können fliehen, denn Migration ist teuer und riskant", erläutert Dr. Katherine Braun, Referentin für Flucht und Menschenrechtsfragen in der Nordkirche, auf einer Podiumsdiskussion.© Teo Ormond-Skeaping, lossanddamagecollaboration

"Kirchen und kirchliche Netzwerke haben in vielen Ländern weiterhin Zugänge zu Verhandlungen, die zivilgesellschaftlichen Gruppen zunehmend erschwert werden. Gleichzeitig sind Kirchen unmittelbar bei den Menschen, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind", sagt Katherine Braun in einem Interview mit der Evangelischen Zeitung. 

Hier das gesamte Interview lesen...

Die Kirche steht für Gerechtigkeit 

An diesem Freitag gehen Fridays for Future und Churches for Future gemeinsam auf die Straße, um für mehr Klimabemühungen einzustehen und die Politik zu einem konsequenteren Handeln aufzufordern. Doch warum ist eigentlich die Kirche dabei? 

"Kirchen stehen für Gerechtigkeit, sie geben durch ihr Handeln Hoffnung und Zuversicht", sagt Astrid Hake vom Ökumenischen Netzwerk "Eine Erde". Hier arbeiten mehr als 120 Landeskirchen, Bistümer, Kirchenkreise und kirchliche Organisationen zusammen, um sich gemeinsam für eine nachhaltige und gerechte Zukunft einzusetzen.

Politisches Engagement – Klimaschutz vor Ort

Sie ermutigen deshalb zu einem klimabewussten Handeln und gehen selbst mit gutem Beispiel voran: Viele Kirchen haben sich bereits verpflichtet, klimaneutral zu werden. So auch die Nordkirche. 

Politische Forderungen, Lobbyarbeit und öffentliche Stellungnahmen sind dabei genauso nötig: "Es ist unsere Verantwortung, auch öffentlich für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten", betont Astrid Hake weiter. 

Klimaschutz in der Nordkirche: So soll er umgesetzt werden

Die Landessynode hat im September 2025 das Klimaschutzziel der Nordkirche nachgeschärft: Bis 2040 soll die Nordkirche treibhausgasneutral werden. Als Zwischenziel sollen die Treibhausgas-Emissionen bis 2035 um 90 Prozent reduziert werden.

Mehr erfahren auf unserem Klimaportal.

Weltweit fordern Kirchen mehr Entschlossenheit

Vor Beginn der Weltklimakonferenz haben kirchliche Bündnisse weltweit eindringliche Appelle für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit verfasst. Der Ökumenische Rat der Kirchen forderte: "Wir brauchen eine radikale Veränderung unserer Lebensweise und ein neues Bewusstsein dafür, dass die Natur um ihrer selbst willen schützt werden muss."

Im Klartext heißt das: Die Klimakrise hat einen Kipp-Punkt erreicht, der Glaubensgemeinschaften weltweit zum Handeln zwingt. Kirchen dürften keine passiven Beobachter mehr sein, sondern müssen aktiv für Veränderungen einstehen.

Protestierende vom Vanuatu Climate Action Network
Die pazifischen Inselstaaten sind schon jetzt vom steigenden Meeresspiegel bedroht. NGOs und Kirchen in der Region kämpfen für ihre Rechte und fordern alle Staaten zu mehr Klimaschutz auf. Hier das "Vanuatu Climate Action Network". © Uniting Church of Australia

Bischöfe des Südens: "Die Kirche wird nicht schweigen"

Die Bischofskonferenzen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik forderten anlässlich des UN-Klimagipfels im November mehr Umweltgerechtigkeit. „Die Kirche wird nicht schweigen!“ so heißt es in einem gemeinsamen Brief an UN-Generalsekretär António Guterres und die neue Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock.

Sie verurteilten eine Politik, die Profit über das Leben stelle, "falsche Lösungen" wie grünen Kapitalismus, die Kommerzialisierung der Natur und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Reiche Nationen sollten ihre ökologische Schuld mit fairer Klimafinanzierung begleichen, "ohne den Globalen Süden weiter zu verschulden".

Klimakrise macht keine Pause und kennt keine Grenzen

"Die Klimakrise macht keine Pause", betonte Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche und Schöpfungsbeauftragte der EKD, Anfang der Woche auf der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Umso wichtiger sei es, Maßnahmen, Anstrengungen und Engagement für Klimaschutz weiter umzusetzen.

Auch Uli Eder von der Infostelle Klimagerechtigkeit im Ökumenewerk der Nordkirche sagt: "Klima-Kippunkte machen nicht an Ländergrenzen halt und es gibt keinen Planeten B." Die Auswirkungen der Erderwärmung seien längst auch in Deutschland spürbar. Zudem hätte die Industrienationen "eine historisch viel größere Verantwortung, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu bremsen oder Ressourcen nicht länger auszubeuten."

Churches for Future vor St. Petri bei Klima-Demo am 14. 11. 2025
Das ökumenische Bündnis Churches for Future-Hamburg hatte gemeinsam mit den Christians for Future zu einer Andacht vor die Hauptkirche St. Petri eingeladen - dann ging es auf die Klima-Demo.© Ökumenewerk

Dass die Länder, die schon seit Jahrzehnten vom Klimawandel betroffen sind, finanziell und technisch unterstützt und entschädigt werden müssen, sei richtig: Das liege im eigenen Interesse der Länder des globalen Nordens. Nur so könnten die Lebensgrundlagen für alle Menschen gesichert werden. 

Zum Anfang der Seite