Kirchen weltweit: Klimaschutz beginnt jetzt!
14. November 2025
Vor zehn Jahren hat die Weltklimakonferenz in Paris beschlossen, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen – mit allen notwendigen Mitteln und Anstrengungen. Mit großen Hoffnungen fuhren damals Delegierte, NGOs und Aktivist:innen nach Hause, um an diesem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Auch unsere Kirche verständigte sich auf Treibhausgasneutralität. Und heute?
Vor rund einer Dekade begann eine Bewegung junger Menschen, die weltweit Aufmerksamkeit erregte: Fridays for Future. Immer freitags streikten Schülerinnen und Schüler fürs Klima. Sie gingen nicht zur Schule, sondern auf die Straße, um zu zeigen, dass es nicht rechtens ist, dass Erwachsene ihre Zukunft zerstören.

Es ist höchste Zeit, etwas zu tun
Ihnen schlossen sich viele gesellschaftliche und politische Gruppen an, auch Churches for Future. Ihre Botschaft: Es gibt nur diesen einen Planeten und den gilt es jetzt durch Gesetzesänderungen und einen gesellschaftlichen und politischen Wandel zu schützen. Denn sonst ist es möglicherweise zu spät.
Unser Bericht: Wie der Klimawandel in Norddeutschland Leben verändert
Ihre Stimmen sind noch immer zu hören. Doch weltweite Krisen lassen die Klimaschutzbemühungen immer wieder in den Hintergrund treten.
Und in manchen Ländern, die für besonders hohe Treibhausgasemissionen verantwortlich sind, werden Klimaschutz und Umweltbewegungen ausgebremst, wie sich am Beispiel der USA beobachten lässt.
Wir spüren die Auswirkungen schon jetzt
Umso wichtiger ist es, dass in der Öffentlichkeit immer wieder die Gefahren einer Erderwärmung thematisiert werden. Aktuell tagt die Weltklimakonferenz in Brasilien, einem Land mit wertvollen Regenwäldern und zahlreichen indigenen Völkern.
German Watch veröffentlicht Klima-Risiko-Index.
Mehr erfahren: Adil, L., Eckstein, D., Kuenzel, V., Schaefer, L., Climate Risk Index 2026 - Who suffers most from extreme weather events?
Dass die Zerstörung von Wald und die Verschmutzung von Luft und Boden aber nicht nur das Problem "der anderen" im globalen Süden ist, machen aktuelle Studien deutlich: Schon jetzt liegt Deutschland im Klima-Risiko-Index auf Platz 29 und damit im ersten Viertel der am meisten betroffenen Länder im Langzeitindex. Vor allem Hitzewellen nehmen zu und verursachen enorme Schäden.
Die Kirche steht für Gerechtigkeit
An diesem Freitag gehen Fridays for Future und Churches for Future gemeinsam auf die Straße, um für mehr Klimabemühungen einzustehen und die Politik zu einem konsequenteren Handeln aufzufordern. Doch warum ist eigentlich die Kirche dabei?
"Kirchen stehen für Gerechtigkeit, sie geben durch ihr Handeln Hoffnung und Zuversicht", sagt Astrid Hake vom Ökumenischen Netzwerk "Eine Erde". Hier arbeiten mehr als 120 Landeskirchen, Bistümer, Kirchenkreise und kirchliche Organisationen zusammen, um sich gemeinsam für eine nachhaltige und gerechte Zukunft einzusetzen.
Politisches Engagement – Klimaschutz vor Ort
Sie ermutigen deshalb zu einem klimabewussten Handeln und gehen selbst mit gutem Beispiel voran: Viele Kirchen haben sich bereits verpflichtet, klimaneutral zu werden. So auch die Nordkirche.
Politische Forderungen, Lobbyarbeit und öffentliche Stellungnahmen sind dabei genauso nötig: "Es ist unsere Verantwortung, auch öffentlich für die Bewahrung der Schöpfung einzutreten", betont Astrid Hake weiter.
Weltweit fordern Kirchen mehr Entschlossenheit
Vor Beginn der Weltklimakonferenz haben kirchliche Bündnisse weltweit eindringliche Appelle für mehr Klimaschutz und Klimagerechtigkeit verfasst. Der Ökumenische Rat der Kirchen forderte: "Wir brauchen eine radikale Veränderung unserer Lebensweise und ein neues Bewusstsein dafür, dass die Natur um ihrer selbst willen schützt werden muss."
Im Klartext heißt das: Die Klimakrise hat einen Kipp-Punkt erreicht, der Glaubensgemeinschaften weltweit zum Handeln zwingt. Kirchen dürften keine passiven Beobachter mehr sein, sondern müssen aktiv für Veränderungen einstehen.

Bischöfe des Südens: "Die Kirche wird nicht schweigen"
Die Bischofskonferenzen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der Karibik forderten anlässlich des UN-Klimagipfels im November mehr Umweltgerechtigkeit. „Die Kirche wird nicht schweigen!“ so heißt es in einem gemeinsamen Brief an UN-Generalsekretär António Guterres und die neue Präsidentin der UN-Vollversammlung, Annalena Baerbock.
Sie verurteilten eine Politik, die Profit über das Leben stelle, "falsche Lösungen" wie grünen Kapitalismus, die Kommerzialisierung der Natur und die Ausbeutung natürlicher Ressourcen. Reiche Nationen sollten ihre ökologische Schuld mit fairer Klimafinanzierung begleichen, "ohne den Globalen Süden weiter zu verschulden".
Klimakrise macht keine Pause und kennt keine Grenzen
"Die Klimakrise macht keine Pause", betonte Kristina Kühnbaum-Schmidt, Landesbischöfin der Nordkirche und Schöpfungsbeauftragte der EKD, Anfang der Woche auf der Tagung der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland. Umso wichtiger sei es, Maßnahmen, Anstrengungen und Engagement für Klimaschutz weiter umzusetzen.
Auch Uli Eder von der Infostelle Klimagerechtigkeit im Ökumenewerk der Nordkirche sagt: "Klima-Kippunkte machen nicht an Ländergrenzen halt und es gibt keinen Planeten B." Die Auswirkungen der Erderwärmung seien längst auch in Deutschland spürbar. Zudem hätte die Industrienationen "eine historisch viel größere Verantwortung, um den Ausstoß an Treibhausgasen zu bremsen oder Ressourcen nicht länger auszubeuten."

Dass die Länder, die schon seit Jahrzehnten vom Klimawandel betroffen sind, finanziell und technisch unterstützt und entschädigt werden müssen, sei richtig: Das liege im eigenen Interesse der Länder des globalen Nordens. Nur so könnten die Lebensgrundlagen für alle Menschen gesichert werden.

