Jüdische Kultur im Grindelviertel

Koscher essen im Hamburger Uni-Viertel

Im Edeka-Supermarkt an der Grindelallee werden koschere Produkte durch einen Aufkleber auf dem Preisschild gekennzeichnet
Im Edeka-Supermarkt an der Grindelallee werden koschere Produkte durch einen Aufkleber auf dem Preisschild gekennzeichnet© epd/Julia Reiss

30. August 2013 von Doreen Gliemann

Ob eine Speise koscher ist, schmeckt man nicht. In Hamburg bezeugt das Siegel von Rabbiner Bistritzky, dass die Kaschrut, die komplizierten jüdischen Speisegesetze, eingehalten wurden. Das gilt für alle Waren im Laden. Und ebenso fürs Schulessen: dort gibt's Fleisch nur vom roten Teller.

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Im Essensraum der jüdischen Schule im Hamburger Grindelviertel gibt es alle Teller, Schalen und Schüsseln doppelt - einmal in blau und einmal in rot. Die Schüler wissen: Blau heißt "milchig", rot bedeutet "fleischig". Montags, mittwochs und freitags gibt es Brötchen mit Käse, Milchreis oder Nudeln mit Rahmsauce, an den anderen Tagen stehen Schwarzbrot mit Thunfischcrème oder Eintopf mit Rindfleisch auf dem Speiseplan.

Die Speisen in der Joseph-Carlebach-Schule werden nach den jüdischen Speiseregeln Kaschrut zubereitet und ausgegeben. Und das bedeutet: Fleischige und milchige Produkte werden weder zusammen verarbeitet noch gegessen.

Guido Schilowsky ist mit seiner Firma "Wooks" auf die Verpflegung großer Gruppen und Firmen sowie Veranstaltungen spezialisiert. Vor einem Jahr übernahm er das Catering der jüdischen Schule. Damit weitete er auch das Angebot des Cateringservice auf koschere Gerichte aus - und hat damit "in ein Wespennest gestochen". Die Nachfrage sei enorm, so Schilowsky. Nicht nur die Jüdische Gemeinde Hamburg lasse Veranstaltungen von ihm ausrichten, sondern auch Firmen und Vereine. "Wir haben auch schon ein paarmal ins Rathaus geliefert, wenn jüdische Gäste in der Stadt waren."

Hotels profitieren vom "Room Service" des Cateringdienstes: Schilowsky liefert ab einer Portion aus. "Da ist dann der Kurier manchmal teurer als das Essen." Doch dafür sei das Siegel von Landesrabbiner Shlomo Bistritzky drauf. Die Kennzeichnung "koscher" verlangt, dass ein Rabbiner das Essen auf die Zubereitung nach den Kaschrut-Gesetzen überprüft hat. Schilowsky selbst ist kein Jude, der gelernte Koch hat drei Jahre in Israel gearbeitet und dort das koschere Kochen gelernt.

Ende August eröffnete Schilowsky zusätzlich den Lebensmittelmarkt "Deli King" (Grindelallee 146). Es gibt Backwaren, frisches Obst und Gemüse sowie Tiefkühl-Fleisch, Humus und Snacks. Die Speisen werden direkt aus Israel und anderen Ländern importiert. Koschere Weine und Bücher zum Judentum bringt Mitgründer Ulrich Lohse ein, dessen bisheriger Laden "Mezzada" in "Deli King" übergeht. Milchprodukte liefert "Kruses Milchhof", die einzige Molkerei Norddeutschlands, die auch koscher produziert. 

Richtig fertig sei der Laden eigentlich noch nicht, erzählt Schilowsky, doch sollte der Laden bereits zum jüdischen Neujahrsfest "Rosh Hashana" (5. September) offen sein. Bis Oktober wird der Laden zu einem "Deli" ausgeweitet, in dem man frische Speisen zum Mitnehmen bekommt.

Zehn Häuser weiter kleben in der Edeka-Filiale von Sven Anders kleine blaue Aufkleber an manchen Regalen. Hier werden seit zwei Jahren koschere Lebensmittel extra gekennzeichnet. "Wir haben einerseits Produkte aus Israel wie gefüllten Fisch", sagt Filialleiter Anders. Viele Produkte, vor allem aus den USA, seien aber sowieso koscher: "Heinz Ketchup, Kellogg's Cornflakes und Walkers Shortbread zum Beispiel." Das Angebot wird gut angenommen - nicht nur von Juden, sondern auch von Moslems, so der Kaufmann.

Von den 112 Schülern der Joseph-Carlebach-Schule sind zwar lediglich die Hälfte Juden, doch koscher essen alle. Eigenes Essen darf nicht mitgebracht werden. "Das Essen schmeckt auch denen gut, die sich nicht koscher ernähren", sagt Schilowsky. "Koscher schmeckt man ja nicht." Er erhofft sich sogar auch andere Käufergruppen in seinem Laden. "Vegetarier und Veganer profitieren auch von den Gesetzen der Kaschrut." Wenn etwas als "pave" zertifiziert sei, also weder fleischig noch milchig, könne man absolut sicher sein, dass es keine tierischen Bestandteile enthält.

Dass sich die koscheren Einkaufsmöglichkeiten in Hamburg alle in einem Viertel ballen, ist kein Zufall: Im Grindelviertel siedelten sich seit Ende des 19. Jahrhunderts viele Juden an. 1933 lebten 40 Prozent der rund 24.000 Hamburger Juden in der Gegend um die Universität. Die erste Synagoge wurde dort 1895 eröffnet, es folgten weitere. Es gab koschere Metzgereien, Bäcker und Buchhandlungen mit Judaika. Während des zweiten Weltkrieges wurden die Juden von den Nationalsozialisten direkt aus dem Viertel deportiert. Inzwischen hat sich wieder viel jüdische Kultur im Grindelviertel etabliert.

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