Nachhaltigkeit im Blick: Landesbischöfin besucht Landwirte
01. Oktober 2021
An diesem Wochenende feiern wir Erntedank. Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hat schon vor dem Fest Landwirte im Norden besucht und mit ihnen darüber gesprochen, was sie bewegt und vor welchen Herausforderungen sie in Zeiten des Klimawandels stehen.
"Wenn ich sonntags am frühen Morgen bei den Kühen auf der Weide sitze und über die Felder schaue, dann ist das was für die Seele", erzählt Claus-Dieter Tobaben und ergänzt: "Da spüre ich Gottes Nähe." 40 Jahre lang hat der Landwirt aus Faulenrost bei Malchin jeden Morgen gemolken, jetzt stellt er seinen Betrieb um, auf ökologische Färsenmast und Ackerbau.
Verantwortungsvoller Umgang mit Ressouren
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hat ihn und andere Landwirte in Norddeutschland besucht, um zu hören, was sie beschäftigt. Claus-Dieter Tobaben ist zufrieden mit seiner Ernte, wie er sagt. Sie sei durchschnittlich. In den drei Jahren zuvor sei es problematischer gewesen, entweder zu nass oder zu trocken.
Was dem Landwirt in seiner Arbeit besonders wichtig ist: "Mir ist es ein Anliegen, diese Schöpfung zu bewahren. Wir müssen weiter mehr Ressourcen sparen und verantwortungsvoll mit unseren Lebensmitteln umgehen. Wir sollten den Tieren, die uns anvertraut sind, mit Wertschätzung begegnen." In seiner täglichen Arbeit bedeute das für ihn auch, Hecken, Trockensteinmauern oder Blühstreifen an den Feldrändern stehen zu lassen.
Soziales Miteinander zählt
Aber Claus-Dieter Tobaben ist nicht nur Chef eines großen landwirtschaftlichen Betriebes, sondern darüber hinaus auch vielfach in der Region engagiert. Als Bürgermeister in seiner Gemeinde Faulenrost, als Kirchengemeinderatsmitglied in Rittermannshagen und als Musiker im Posaunenchor.
"In vielen Dörfern und Gemeinden sind Landwirte sehr wichtig für das soziale Leben vor Ort. Neben der Arbeit in ihren eigenen Betrieben sind sie bei der Freiwilligen Feuerwehr oder auch in der Kirchengemeinde tätig. Ein ganz vielfältiges Engagement, das dazu beiträgt, ein soziales Miteinander, ein gutes Leben im Ort zu ermöglichen. Ich finde das sehr beeindruckend. Es ist wichtig, dass Kirche und Landwirtschaft auf diese Weise gut miteinander in den Dörfern und Gemeinden im Gespräch sind. Dafür bin ich sehr dankbar,", so Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt.
Bienen haben nicht mehr genug Nahrung
Besucht hat sie in diesen Tagen auch Dr. Mirko Lunau in Cambs – Ahrensboek. Der Biologe ist Handwerker, Imker und Obstbauer in der Nähe von Schwerin. "Wer Bienen hat, sieht die Welt mit anderen Augen. Der Klimawandel ist für mich täglich erlebbar", so Lunau. Über die letzten Jahre hätten die Erträge von Obst und Honig extrem geschwankt.
Es habe Jahre gegeben, an denen er mit seinem Team täglich 16 Stunden am Stück gemostet habe, in anderen Jahren seien sie schon nach kurzer Zeit fertig gewesen. Dramatisch sei, dass die Bienen nicht mehr genug zu Fressen finden. "Ohne die von uns selbsthergestellte stärkende Zusatznahrung könnten viele der Völker nicht überleben", so der Imker.
"Uns geht die Biodiversität verloren"
Der Biologe beobachtet zudem, dass sich die Jahreszeiten immer weiter nach vorne verschöben. Durch die Kälte in diesem Mai habe er beispielsweise nur fünf Tage Flugwetter für die Bienen gezählt, an denen die Bestäubung von Apfelbäumen möglich gewesen sei, viel zu wenig für eine gute Ernte: "Uns geht die Vielfalt, das Artenspektrum und die Biodiversität verloren. Ich würde allerdings das Wort Krise durch ‚Aufgabe‘ ersetzen wollen. Wir alle haben eine Klimaaufgabe. Jeder kann etwas tun, aktiv werden und die Welt so verändern", appelliert Dr. Mirko Lunau.
Den Austausch mit den Landwirten habe sie als sehr informativ und bereichernd empfunden, so Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt: "In den Gesprächen mit Claus-Dieter Tobaben und Dr. Mirko Lunau hat mich sehr bewegt, dass beide gesagt haben, der Klimawandel sei etwas, was ihnen in ihrem Alltag ganz existentiell begegnet.
Jeder kann etwas tun
Für mich heißt das: Die Auswirkungen der Klimakrise sind schon längst nicht mehr nur weit weg von uns, sondern wir bemerken sie auf den Äckern und Feldern, wir bemerken sie bei unseren Bienen, wir bemerken sie an unserem Obst. Und mich hat sehr beeindruckt zu hören und zu sehen, wie die Landwirte versuchen, damit auf achtsame und nachhaltige Weise umzugehen. Mich motiviert das noch mal mehr, auch selbst möglichst viel zu tun, dass unser Leben sich so gestaltet, dass wir Gottes Schöpfung erhalten, bewahren und behüten."