Kirchen und Bauernhöfe: Gemeinsam für die Bewahrung der Natur auf Feldern und Wiesen
13. Mai 2025
Die Kirche im Dorf und Felder drumherum: So ist seit vielen Jahrhunderten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern das Leben. Vor allem die sogenannten ländlichen Räume sind geprägt von Bauenhöfen mit ihrer Bewirtschaftung. Auch viele Kirchengemeinden besitzen Flächen, die an Bauern vor Ort verpachtet werden. Austausch und ein gemeinsames Verständnis für die Bewahrung der Schöpfung sind wichtig.
Mehr erfahren über die Nutzung von kirchlichen Flächen auf dem Infoportal Kirchenland
Wer verantwortungsvoll Lebensmittel produziert und Tiere hält, kann viel für die Artenvielfalt und den Klimaschutz tun. Deswegen empfiehlt die Nordkirche, dass Gemeinden bei der Verpachtung ihrer Flächen darauf achten.
Insgesamt verfügen mehr als 800 von etwa 1000 Kirchengemeinden der Nordkirche über eigene Flächen. Zusammen sind es rund 78.000 Hektar.
Ursprünglich sollten die Ländereien dafür sorgen, dass die Pastoren sich und ihre Familien ernähren konnten. Heute können die Gemeinden über eine alternative Weiterverwendung, wie etwa die Verpachtung an Landwirte, entscheiden.

Bio oder konventionell: Keine Gegensätze
Schnell geht es in vielen Diskussionen um die Art der Bewirtschaftung: Ist es ein zertifizierter Bio-Hof oder ein konventioneller Betrieb. Doch oftmals gibt es diese klaren Trennungen gar nicht und sie sind auch nicht immer hilfreich.
Blühstreifen, Knicks, das Anpflanzen von einheimischen Sorten oder auch die Haltung von Tieren auf der Weide sind alles Bausteine zum Schutz der Artenvielfalt und Natur.

Und künftig werden auf kirchlichen Flächen zum Beispiel auch Windräder oder PV-Anlagen stehen, denn auch sie schützen unser Klima und damit auch die Natur. Darum kümmern sich das Energiewerk der Nordkirche und auch das Kirchliche EnergieWerk in Mecklenburg.
Bischöfin Nora Steen: Vertrauen in Landwirte ist wichtig
Bischöfin Nora Steen und Propst Helgo Jacobs wollten sich selber ein Bild von einem Hof in ihrem Sprengel machen und haben deswegen Anfang Mai Landwirt Dirk Petersen im idyllischen Angeln zwischen Ostsee und Schlei, in Brarupholz, besucht.
Es ging über gelb blühende Rapsfelder, Hügel und Wiesen, prachtvolle Reetdachhäuser. Bei strahlendem Sonnenschein informierten sie sich über seine besondere Art des Wirtschaftens, die Vorteile und die verschwommenen Grenzen zwischen Bio- und konventionellen Höfen.

Als Landwirt probiert Dirk Petersen neue Wege für Nachhaltigkeit und Biodiversität. Begleitet wird er dabei vom Fachbereich Landwirtschaft der Uni Kiel und weiteren Forschungsinstituten.
Auch das ist möglich: Ein Erfahrungsbericht über Solidarische Landwirtschaft, zum Beispiel in Boienhagen in Mecklenburg.
Gemeinsam mit seinem 28-jährigen Sohn, der den Hof bald übernehmen soll, und zwei Mitarbeitern melkt Petersen 151 Angeliter Milchkühe und bewirtschaftet ca. 100 ha Land. 7.000 Liter Milch liefert er alle zwei Tage an die Meierei. Ein Bio-Hof sei er nicht, macht er schnell deutlich, er sei konventionell. Ob es ein Bio-Hof wird, entscheidet später der Sohn, denn es sei auch eine Entscheidung für oder gegen mehr Bürokratie, meint Petersen.
Schnell wird aber auch deutlich, dass „bio“ oder „konventionell“ heute keine Gegensätze mehr sind, sondern es zahlreiche Mischformen, Nuancen und Nischen gibt. „Da liegt viel dazwischen“, sagt Petersen, der zum Beispiel Klee sät, um auf Mineraldünger verzichten zu können.
Seine Kühe holt er von Frühjahr bis Herbst nur zum Melken rein. Das bedeutet, dass er wesentlich weniger Gülle ausbringt und auch weniger Diesel braucht, weil er weniger Futter mit dem Traktor ernten muss. Die Uni hat ihm dafür eine bessere CO2-Bilanz bei gleichen Erträgen bescheinigt.
Weidehaltung sei klimaschonender, erklärt Petersen dem kirchlichen Besuch. Dabei hat er viele Faktoren im Blick: Neben dem CO2-Ausstoß und dem Eintrag von Stickstoff auch, aus welchen Pflanzen sich die Weide zusammensetzt, welche Insekten in welcher Menge vor Ort leben und weiteres mehr.
„Alles hängt miteinander zusammen. Jeder einzelne Faktor hat Auswirkungen auf die Kühe, auf unsere Lebensmittel, auf die Natur und auf die Umwelt", betonte Bischöfin Nora Steen. Es gebe so viele Formen der Landwirtschaft, dass wir heute mit Gegensätzen zwischen Bio und nicht-Bio nicht weiterkämen, so die Bischöfin. Sie sagte:
Wir dürfen nicht pauschal urteilen, sondern wir müssen den Landwirten zutrauen, dass sie die richtige Form des Wirtschaftens finden.
Und Propst Helgo Jacobs zeigte sich beeindruckt, dass Dirk Petersen diesen Weg gemeinsam mit wissenschaftlicher Begleitung geht. Er sagte: „Es ist immer richtig, neue Wege auszuprobieren. Die wechselseitigen Erkenntnisse von Praxis vor Ort und Wissenschaft, die auch noch in die künftige Ausbildung der jungen Landwirt:innen einfließen, bringen uns alle weiter.“