Nordkirche nicht ausgewogen bei der Gleichstellung
06. März 2015
Hamburg/Kiel. Gleichstellung ist in der Nordkirche noch nicht in allen Bereichen erreicht. Das kritisieren die Gleichstellungsbeauftragten zum Internationalen Frauentag. Sie mahnen, daran weiter zu arbeiten.
Die Nordkirche hat bei der Gleichstellung von Frauen und Männern offensichtlich Defizite. In der Kirchenleitung sind Frauen nur mit 38 Prozent und in der Landessynode nur mit 35 Prozent vertreten, heißt es im Gleichstellungsatlas der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der zum Internationalen Frauentag vorgestellt wurde. Der Tag wird am kommenden Sonntag begangen. Dabei ist die Mehrheit der Kirchenmitglieder (56 Prozent) weiblich. Unter den Ehrenamtlichen liegt die Frauenquote sogar bei 72 Prozent, und auch in den Kirchengemeinderäten haben Frauen eine Mehrheit von 56 Prozent.
Der Atlas belege, dass die Gleichstellung nicht in allen Bereichen erreicht ist, kritisierten Stephanie Meins und Thomas Schollas, Gleichstellungsbeauftragte der Nordkirche. "Tatsächliche Gleichberechtigung ist das Ziel." Der Internationale Frauentag mahne, an der Gleichberechtigung in der Kirche weiter zu arbeiten.
Innerhalb der Nordkirche gibt es große Unterschiede beim Kirchenpersonal: Bei den Kirchenangestellten sind 74 Prozent weiblich, in der Diakonie liegt der Anteil noch höher. In der Pastorenschaft sind dagegen nur 36 Prozent weiblich. Doch die Zahl der Pastorinnen wird aller Voraussicht nach steigen: 59 Prozent der Theologie-Studierenden sind weiblich.
Als Nordelbien Geschichte schrieb
Dass die Kirche im Norden einst Vorreiter in der Gleichstellung war, ist längst Vergangenheit. Weltweit schrieb die damalige Nordelbische Kirche 1992 Geschichte, als mit Maria Jepsen in Hamburg die erste lutherische Bischöfin gewählt wurde. 2001 trat Bärbel Wartenberg-Potter zudem ihr Bischofsamt in Lübeck an. Heute steht Bischöfin Kirsten Fehrs (Hamburg) in der Nordkirche vier männlichen Bischöfen gegenüber.
Nach dem Jahrtausendwechsel waren nahezu sämtliche Spitzenämter in der damaligen Nordelbischen Kirche in Frauenhand: Neben den beiden Bischöfinnen gab es eine Synodenpräsidentin, eine Kirchenamtspräsidentin und zwei Diakonie-Landespastorinnen in Hamburg und Schleswig-Holstein. Als bundesweit erste Landeskirche formulierte Nordelbien 1993 die Verfassung in frauengerechter Sprache. Doch spätestens seit Gründung der Nordkirche aus den Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern ist es mit einer von Frauen geleiteten Kirche wieder vorbei: Synodenpräses, Landeskirchenamtspräsident und sämtliche Diakonie-Landespastoren sind Männer.
Im Pfarramt dominieren immer noch Männer
Auf Bundesebene werde in dem Atlas der "gefühlte Eindruck" korrigiert, dass es in der evangelischen Kirche mittlerweile mehr Pfarrerinnen als Pfarrer gebe, sagte Synodenpräses Irmgard Schwaetzer. Realität sei hingegen, dass von den aktiven Pfarrern 33 Prozent Frauen sind. Dass zunehmend Frauen ins Pfarramt streben, war etwa von dem evangelischen Theologieprofessor Friedrich Wilhelm Graf als "Feminisierung" des Pfarrberufs charakterisiert worden. Von den Pfarrerinnen waren rund 43 Prozent in Teilzeit beschäftigt.