Intensiver Austausch zum Krieg in der Ukraine

Synode Altholstein debattiert über Frieden

Die Synodalen des Kirchenkreises Altholstein trafen sich in der Petruskirche in Kiel-Wik, um sich über ihre Positionen zum Thema Krieg und Frieden auszutauschen.
Die Synodalen des Kirchenkreises Altholstein trafen sich in der Petruskirche in Kiel-Wik, um sich über ihre Positionen zum Thema Krieg und Frieden auszutauschen. © Stefanie Rasmussen-Brodersen

15. März 2023

Die Synode des Kirchenkreises Altholstein hat sich intensiv mit der Rolle der Kirche im Ringen um Frieden beschäftigt. Zu Gast war unter anderem Tillmann Müller, Spezialvikar bei der Evangelischen Militärseelsorge in Flensburg.

„Wer den Frieden will, soll nicht mehr den Krieg vorbereiten, sondern den Frieden selbst. Und das, indem die Bedingungen des Friedens zur Handlungsorientierung werden“, mit diesen Worten leitet Tillmann Müller, Spezialvikar bei der Evangelischen Militärseelsorge in Flensburg die die Synode zum Schwerpunktthema Frieden ein. An dieser Stelle – und das auch nur als äußerstes Mittel – und an strenge Kriterien gebunden, erlaube das Leitbild des gerechten Friedens politische Gewalt zur Wiederherstellung der Rechtsordnung.

Kein Schwarz-Weiß-Denken

Dazu zähle auch Gegengewalt als Verteidigung bei Angriffen auf die Souveränität eines Staates und seine Bürger und Bürgerinnen, wie es nun seit über einem Jahr seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine täglich zu sehen sei. Christen und Christinnen sind in der Sphäre des Politischen ständig vor das Erfordernis gestellt, nicht zwischen dem Richtigen oder Falschen entscheiden zu können, sondern häufig nur die Wahl zwischen einem relativ Besseren und einem relativ Schlechteren zu haben, so Müller. 

In diesen Abwägungen gehöre die Schuldübernahme für moralisch problematische Handlungen immer dazu, wie Dietrich Bonhoeffer, der Theologe, der mit Fragen von Krieg und Widerstand am aller konkretesten konfrontiert war, eindrücklich gezeigt habe.

Frieden oder nur die Abwesenheit von Krieg? 

„Im Gespräch mit Soldatinnen und Soldaten werden einem die Konsequenzen von Gewalt und Krieg noch einmal in einem ganz anderen Ausmaß vor Augen geführt“, sagt Der Spezialvikar. Und weiter führt er aus: „Die Ukraine hat den Krieg nicht gesucht. Daran müssen wir uns bei allen Debatten immer wieder erinnern. Keine Waffen und keine Selbstverteidigung bedeuteten eben nur einen Frieden, der seinen Namen nicht wert ist – nur die Abwesenheit von Krieg!“.

In der Debatte spricht sich Margit Bonin, die in Neumünster das Friedensforum mitbegründet hat, klar gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Sie sieht den Westen durch die Osterweiterung der Nato als mitschuldig am Konflikt an. „Wenn wir Frieden wollen, müssen wir aufhören militärisch zu denken und alles tun, um den Frieden mit Verhandlungen zu erreichen“.

Kontroverse um militärische Hilfe 

Vom Glauben her müsse die evangelische Kirche an einer pazifistischen Position festhalten, meint Stefanie Kämpf aus Bordesholm. „Was maßen wir uns an, jetzt zu wissen, was richtig ist, wenn wir doch im Rückblick auf vergangene Kriege sehen, dass manches eben nicht so eindeutig war“, stellt die Pastorin der Christuskirchengemeinde fest.

Reinfried Barnett, Kantor an der Thomasgemeinde im Kieler Stadtteil Mettenhof, erzählt, wie er in jungen Jahren aus Überzeugung den Wehrdienst verweigert hat und erklärt, dass er heute die Dinge anders sieht: „Heute müsste ich aus Überzeugung den Wehrdienst ableisten, um Bedrängten Hilfe leisten zu können. Mein tiefer Respekt gilt den Soldatinnen und Soldaten, die in letzter Konsequenz diese Drecksarbeit des Tötens machen.“

Frage nach Schuld und Verantwortung 

Die Neumünsteraner Pastorin Simone Bremer ist überzeugt: „Wir werden schuldig. Wir verraten den Frieden oder wir verraten die Freiheit.“ Es gelte die demokratische Freiheit genauso wie den gerechten Frieden zu verteidigen, notfalls mit Waffen.

Vizepräses Falk Stadelmann, der die Debatte leitet, fasst zusammen:

Die Geschichte zeigt, dass sich leider erst dann, wenn die Akteure begreifen, dass die Verluste, die sie bei der Fortsetzung des Krieges erleiden, in keinem vernünftigen Verhältnis mehr zu den möglichen Gewinnen stehen, und dass sie ihre maximalen Kriegsziele aufgeben müssen, ein Fenster für diplomatische Verhandlungen für einen Friedensschluss öffnet. Unsere Aufgabe als Kirche ist es, dieses Fenster für den Frieden schneller suchen zu helfen.

„Ich habe das Gefühl, dass es uns zerreißt! “ sagt Präses Michael Rapp am Ende dieser kontroversen Diskussion. Sie sei in ihrer Intensität eine „Sternstunde“ in der Geschichte dieser 2. Synode des Kirchenkreises gewesen. 

Position der Nordkirche

Mehr Informationen rund um die Bemühungen der Nordkirche um Frieden lesen Sie auf unserer Sonderseite "Ein Jahr Krieg in der Ukraine"

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