Vor 20 Jahren starb Dorothee Sölle - Erinnerungen an die Theologin
26. April 2023
Spiritualität und Widerstand gehörten für die Theologin Dorothee Sölle untrennbar zusammen. Gemeinsam mit anderen entwickelte sie das Politische Nachtgebet, in dem christlicher Glaube und politisches Handeln zueinander in Beziehung gesetzt werden.
Alle Informationen und ein Link zum Livestream: Politisches Nachtgebet am 28. April in St. Katharinen
Bundesweit wird mit zahlreichen Gedenkveranstaltungen an die prominente und auch streitbare Theologin erinnert. In Hamburg lädt das Frauenwerk der Nordkirche in die Hauptkirche St. Katharinen ein, dort wird ein Politisches Nachtgebet gefeiert.
Dorothee Sölle stand für Gerechtigkeit und Feminismus
Eine umfangreiche Website bündelt zahlreiche Informationen über Dorothee Sölle
Dorothee Sölle (1929-2003) gehört zu den einflussreichsten Theologinnen des Protestantismus. Eines ihrer zentralen Lebensthemen war „Gottes Vorliebe für die Armen“. Damit wurde sie zu einer der führenden europäischen Befreiungstheologinnen.
Die Befreiungstheologie entstand vor allem in Lateinamerika und steht für eine Kirche der Armen, die sich für die Befreiung der Unterdrückten einsetzt.
Zeitlebens hatte sie eine Abneigung gegen die - vor allem von Männern geprägte - Kreuzestheologie. Sölle und andere feministische Theologinnen sehen im Kruzifix ein Symbol für männliche Brutalität und Todesverherrlichung.
Politisches Nachtgebet für Frieden
Das Format wurde von Dorothee Sölle gemeinsam mit anderen erstmals 1968 beim Katholikentag in Essen gefeiert. Es sollte Menschen mit Informationen, Impulsen aus der Bibel und Meditation befähigen, ins Tun zu kommen. Damals ging es um Widerstand gegen den Vietnam-Krieg und zog tausende Menschen in die Kirche.
"Sölle hat das Format entwickelt, um drängende Fragen der Zeit aufzugreifen. Wir haben uns entschieden, die Friedensthematik zu behandeln, denn wir erleben in der Frauenarbeit, dass viele Frauen fassungslos sind angesichts der weltweit zunehmenden Gewaltschraube", erklärt Irene Pabst vom Frauenwerk.
Das Dorothee-Sölle-Haus in Hamburg-Altona
In Hamburg sind zahlreiche Einrichtungen von Kirche und Diakonie in einem gemeinsamen Verwaltungszentrum untergebracht. Der Ort heißt "Dorothee-Sölle-Haus" und erinnert im Foyer mit Tafeln und Zitaten an die Theologin.
Unter anderem sind hier das Amt für Kirchenmusik, das Diakonische Werk Hamburg, das Kommunikationswerk und die Evangelische Akademie zu finden. "In der Tradition der Theologin Dorothee Sölle stehen wir für die Verbindung von Glaube und gesellschaftspolitischem Engagement", heißt es im Selbstverständnis.