Gefängnisseelsorge bringt Geschenke

Weihnachten im Gefängnis: Schokolade und Tabak für die Häftlinge

"Jesus hat sich schließlich auch um die Verlorenen und Abgeschriebenen gekümmert", sagt Gefängnisseelsorgerin Martina Zepke-Lembcke aus Lübeck.
"Jesus hat sich schließlich auch um die Verlorenen und Abgeschriebenen gekümmert", sagt Gefängnisseelsorgerin Martina Zepke-Lembcke aus Lübeck.© Nadine Heggen

20. Dezember 2022 von Nadine Heggen

Die Gefängnisseelsorgerin Martina Zepke-Lembcke will in der Lübecker Justizvollzugsanstalt (JVA) kleine Weihnachtsgeschenke an besonders bedürftige Häftlinge verteilen. Nicht jeder JVA-Angestellte hat dafür Verständnis.

Rund 100 Schokoladen-Weihnachtsmänner stehen im Büro von Pastorin Martina Zepke-Lembcke in der Lübecker Justizvollzugsanstalt (JVA). Zusammen mit Tabak, Feuerzeugen, Kaffeepulver und Mandarinen packt die Gefängnisseelsorgerin sie in Papiertüten mit weihnachtlichem Motiv und verteilt sie an Häftlinge.

Für ihre Aktion erntet sie nicht nur Dankbarkeit, sondern auch Kritik. „Einige Gefängnismitarbeitende sind nicht damit einverstanden, dass ich von Kirchensteuern Geschenke für Menschen kaufe, gerade wenn sie Frauen vergewaltigt oder Menschen getötet haben“, sagt Zepke-Lembcke. Sie versucht ihren Kritikern dann zu erklären, dass man einen Menschen nicht auf eine einzelne Tat reduzieren dürfe, sondern seine ganz Geschichte sehen müsse. Viele Gefangene seien zudem psychisch krank.

Auch Jesus hat sich um die Verlorenen gekümmert

Sie ist eine von insgesamt neun Gefängnisseelsorgern in der Nordkirche. Ihr Motto ist es, mit ihnen ins Gespräch zu kommen, statt sie zu ignorieren und isolieren. Ansonsten könne es passieren, dass Menschen sich abgeschrieben fühlen und an Suizid denken, so die Theologin.

Jesus habe sich schließlich auch um die Verlorenen und Abgeschriebenen gekümmert.

Konzerte, Freizeit, Gottesdienste

Seit dreieinhalb Jahren arbeitet Martina Zepke-Lembcke als Gefängnisseelsorgerin in der JVA. Ihr Arbeitsplatz ist ein Hochsicherheitsgefängnis mit etwa 500 Gefangenen und einer 1,5 Kilometer langen Mauer mit Stacheldraht. Zu ihrem Job gehört es, mit Gefangenen, deren Angehörigen und Bediensteten zu sprechen.

Mit ihrem katholischen Kollegen organisiert sie Konzerte für die Häftlinge, leitet Bibel- und Freizeitgruppen und feiert sonntags Gottesdienste. Am 11. Dezember kamen 28 Menschen zu ihren drei Gottesdiensten in die Kapelle im ersten Stock.

Auch für Heiligabend, den zweiten Weihnachtstag und Neujahr sind Gottesdienste geplant, in denen die beiden Seelsorger auch neue Kalender an die Häftlinge verteilen wollen. Die Bilder von Bergen und Seen brächten ein bisschen Farbe in die Zelle, so die Pastorin. Außer dem Blick zum Himmel und ein paar schreienden Möwen hätten die Gefangenen kein Naturerlebnis.

Auch ein ungestörtes Telefonat ermöglicht sie

Angst vor Angriffen durch die Häftlinge kennt Martina Zepke-Lembcke nicht. Vor ihrem Job im Gefängnis hat sie 26 Jahre lang in der Psychatrie-, Sucht- und Altenheimseelsorge des Landesvereins für innere Mission in Rickling (Kreis Segeberg) gearbeitet.

Auch da sei ihr niemals etwas passiert. „Ich denke, es gilt als ungeschriebenes Gesetz im Gefängnis, dass man Pastoren nicht angreift“, sagt sie.

Schließlich könne sie die Häftlinge oftmals unterstützen, ihren einsamen Alltag in der acht Quadratmeter kleinen Zelle mit einem Gespräch zu unterbrechen oder für die Inhaftierten wichtige Fragen zu klären.

Und wenn ein Häftling aus der Strafhaft mal ungestört ein dringendes Telefonat mit seiner Familie führen möchte, sei das in ihrem Büro möglich.

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