Draußen mit dabei auf Erlebnissuche
16. Dezember 2017
Sie übergeben nicht nur am 17. Dezember das Friedenslicht aus Bethlehem an die Gemeinden. Gemeindepfadfinder sein bedeutet viel mehr. Rausgehen, Gemeinschaft erleben, gemeinsames Spielen - Erfahrungen für die ganzen Sinne sammeln und den eigenen Stärken Raum geben.
"In den vergangenen Jahren haben wir ein großes Wachstum erfahren", sagt Sascha Ahlers, der sich nicht nur in der Kirchengemeinde Kirchbarkau in der Pfadfinderarbeit engagiert, sondern auch auf Ebene des Rings Evangelischer Gemeindepfadfinder (REGP) in Fort- und Weiterbildung. "Derzeit haben wir rund 6500 Mitglieder in 118 Gemeinden - Tendenz ist steigend. Denn pro Jahr gibt es fünf, sechs Neugründungen an Stämmen."
Gemeinsame Erlebnisse sammeln
Warum das so ist, kann Liv Tiede, stellvertretende Sprecherin des REGP, ziemlich genau ausmachen: "Es geht bei uns darum, gemeinsame Erlebnisse zu haben und rauszugehen - das ist etwas, das in der heutigen Zeit auch gerade die Eltern unterstützen, denn ihnen ist wichtig, dass die Kinder nicht den ganzen Tag vor dem Computer sitzen." Aber es ist noch mehr: "In vielen Kirchengemeinden sind die Pfadfinder inzwischen so etabliert, dass den Kindern schon klar ist, da müssen wir hin, um dazu zu gehören." Im Schneeballsystem werden dann die Erfahrungen in andere Gemeinden getragen - und die wollen dann auch ihren eigenen Stamm gründen.
Jeder hat Platz mit seinen Fähigkeiten und Stärken
Gerade in der stärker digitalisierten Welt hat zudem die Pfadfinderei etwas, das alle Sinne anspricht. Dort kann man richtiges Abenteuer kennenlernen; selbst Feuer machen, Fährten lesen. "Wenn die Kinder nach Hause kommen, dann haben sie eben mal eine dreckige Hose und riechen nach Rauch", sagt Ahlers. "Das sind Erfahrungen, die sie sonst nicht machen." Dazu kommt ein stark inklusiver Gedanke: "Jeder hat seinen Platz mit seinen Stärken und Fähigkeiten - für die wir auch einen Raum schaffen", sagt der angehende Lehrer. "Wir bestärken uns gegenseitig und versuchen neue Möglichkeiten offen zu legen - das führt dazu, dass eine gewisse Verbindlichkeit; ein Heimatgefühl in seiner positivsten Form entsteht." Auch das ist eine Form, für sich einen Pfad zu finden.
Starke Gemeindebindung
Das führt dazu, dass viele Pfadis nicht nur im Kindesalter bei den Pfadfindern sind und sie dann wieder verlassen, sondern weiter dabei bleiben. "Und so sind sie ihr ganzes Leben noch absolute Unterstützer der Pfadfinderei und schicken auch ihre kinder wieder dorthin", sagt Ahlers. Darin enthalten ist eine starke Gemeindebindung: Die Menschen, die den Pfadfindern verbunden bleiben, bleiben auch bei ihrer Kirchengemeinde, bzw. in der Kirche.
Und dass diese Verbindung erhalten bleibt, ist für die Pfadis sehr wichtig: "Wir arbeiten mit 95 bis 99 Prozent Ehrenamtlern, da sind wir auf jede Unterstützung angewiesen", sagt Ahlers. Schon Fahrdienste oder Kuchenspenden oder ein Besuch in einer Gruppenstunde können da hilfreich sein. Neugründungen von Stämmen werden zudem vom REGP in jeder möglichen Form unterstützt.
Nachfolger gesucht
Doch was ihnen gerade fehlt, ist ein neuer Beauftragter, der ihre Belange auch innerhalb der Nordkirche vertritt und größer angelegte Projekte vorbereiten kann. Denn Gründungsvater Ulli Schwetasch ist nun von seinem Posten zurückgetreten. "Das ist ein großer Umschwung, ein Generationenwechsel", sind sich die Pfadfinder einig. Intern ist derzeit wohl kein Nachfolger in Sicht. Doch sie bleiben zuversichtlich: "Wir sind so aufgestellt, dass wir auch einen Quereinsteiger gut integrieren könnten."