Diakonie

Drastischer Anstieg der Wohnungsnot in Deutschland erwartet

Drastischer Anstieg der Zahl von Wohnungslosen in Deutschland prognostiziert (Symbolbild)
Drastischer Anstieg der Zahl von Wohnungslosen in Deutschland prognostiziert (Symbolbild)© Roman Bodnarchuk, iStockphoto

06. Oktober 2015 von Klaus Merhof, Simone Viere

Berlin/Hamburg. Die Nächte werden kälter, der Winter steht vor der Tür. Und schon jetzt sind viele Notquartiere in den Kommunen belegt. Der Dachverband der Wohnungslosenhilfe schlägt deshalb drastische Maßnahmen vor.

In Deutschland explodiert die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum. Neben einer drastisch gestiegenen Zahl an Wohnungslosen wollen auch Hartz-IV-Empfänger, Studenten, Flüchtlingsfamilien und andere mit wenig Geld in eigene vier Wände ziehen. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe (BAGW) sieht die Zahl der Menschen ohne Wohnung auf einem neuen Höchststand, mit zunehmender Tendenz für die kommenden Jahre. "Verteilungskämpfe" um die raren Wohnungen seien nicht auszuschließen, sagte der Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft, Thomas Specht, in Berlin.

Die Zahl der Betroffenen wird demnach von 335.000 im vergangenen Jahr auf 536.000 im Jahr 2018 ansteigen, wie das Diakonische Werk in Hamburg mitteilte. Das sei ein Zuwachs um 60 Prozent. Grund seien der weiter schrumpfende Bestand an Sozialwohnungen - seit 2002 ein Minus von einer Million - und zu wenige bezahlbare Ein- bis Dreizimmerwohnungen. Aktuell fehlten mindestens 2,7 Millionen Kleinwohnungen. 

Rund 9000 Wohnungslose allein in Hamburg

"Aktuell gehen wir in Hamburg von rund 9000 Wohnungslosen aus", sagte Gabi Brasch, Vorstand bei der Hamburger Diakonie. Nach der BAG-W-Prognose sei für 2018 mit mindestens 14.400 Wohnungslosen in Hamburg zu rechnen. Dies sei sogar eine "konservative Schätzung", da Hamburg als Metropole stärker von Wohnungslosigkeit betroffen ist als der Bundesdurchschnitt.

Dringend nötig sei ein Gesamtkonzept zur Bekämpfung der Wohnungsnot, das sowohl Flüchtlinge wie Wohnungslose einschließt, sagte Brasch. "Wir müssen verhindern, dass Betroffene gegeneinander ausgespielt werden." Dies gefährde den sozialen Frieden in der Stadt. Alle Wohnungslosen brauchten eine Wohnung und hätten auch ein Recht darauf. 

Radikale Wende in der Wohnungspolitik gefordert 

Auch Thomas Specht fordert deshalb eine radikale Wende in der Wohnungspolitik. Bundes- und Landesmittel für den sozialen Wohnungsbau müssten für die kommenden Jahre drastisch erhöht werden. Seit der Föderalismusreform von 2006 ist die Wohnungspolitik Ländersache. Dies sei eine Fehlentscheidung gewesen, sagte der BAGW-Vorsitzende Winfried Uhrig, und forderte die Bundesregierung auf, einen Wohnungsgipfel einzurufen. Das Ziel müsse ein nationaler Aktionsplan zur Bekämpfung der Wohnungslosigkeit sein.

Nötig sei der Bau von 400.000 Wohnungen im Jahr, davon mindestens 150.000 preiswerte Wohnungen und Sozialwohnungen. Bei einer erwarteten Einwanderung von 2,2 Millionen Menschen bis Ende 2018 sieht die BAGW die Nachfrage aus diesem Segment bei etwa 500.000 Wohnungen.

Die Menschen, die tatsächlich als Obdachlose auf der Straße leben, stieg zwischen 2012 und 2014 laut Wohnungslosenhilfe um 50 Prozent auf etwa 39.000. Specht kritisierte dabei, dass es keine bundeseinheitliche Wohnungsnotfallstatistik auf gesetzlicher Grundlage gebe. Dies hätten die jeweiligen Bundesregierungen bislang versäumt.

Wohncontainer und Beschlagnahmung von Gewerbeimmobilien 

Mit Blick auf die kältere Jahreszeit empfahl Specht den Kommunen, notfalls mit der Beschlagnahme von Gewerbeimmobilien und leerstehenden privaten Wohnungen Notübernachtungen zu ermöglichen. Wenn dies nicht ausreiche, müssten Zelte und Wohncontainer für Wohnungslose angeschafft werden, sagte Specht.

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