Nach den Anschlägen in Paris

EKD warnt vor Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik

Kondolenzbuch für die Opfer der Terroranschläge in Paris im Berliner Dom
Kondolenzbuch für die Opfer der Terroranschläge in Paris im Berliner Dom© epd-bild/Rolf Zoellner

16. November 2015 von Simone Viere

Hannover/Paris/Rom. Die Terroranschläge von Paris mit mehr als 130 Toten sind in den Kirchen mit Trauer und Bestürzung aufgenommen worden. "Wir sind tief erschüttert über die hasserfüllte Welle der Gewalt in Paris", so der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm und der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx.

Die Anschläge von Paris seien letztlich "ein Anschlag auf alle Menschen und auf Europa". Auch evangelische Landeskirchen verurteilten die Terrorakte und riefen zu Gebeten für die Opfer und ihre Familien auf.

Die Terroranschläge von Paris dürfen nach Ansicht der EKD nicht für einen Kurswechsel in der Flüchtlingspolitik instrumentalisiert werden. Die Flüchtlinge aus Syrien oder dem Irak seien genau vor diesen Schrecken geflohen. Deswegen könne die Konsequenz aus den Anschlägen nicht sein, ihnen gegenüber härter zu begegnen. 

Die Kirchen werben laut Bedford-Strohm mit Nachdruck dafür, dass der Mensch in der Diskussion im Mittelpunkt stehe. Empathie müsse der Grundton aller Debatten sein. Das sei mit dem christlichen Glauben untrennbar verknüpft.

Zehntausende Gläubige beteten gemeinsam mit Papst Franziskus in Rom

Papst Franziskus betete am Sonntag in Rom gemeinsam mit Zehntausenden Gläubigen für die Opfer der Anschläge. Der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz Frankreichs, Georges Pontier, sprach von einer bisher "unerreichten Barbarei". Auch der Weltkirchenrat verurteilte die Anschlagsserie vom Freitagabend, zu der sich die Terrororganisation des sogenannten "Islamischen Staates" bekannt hat.

Papst Franziskus sagte beim Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom: "Wir sind bestürzt über so viel Barbarei und fragen uns, wie im Herz eines Menschen so schreckliche Ereignisse geplant werden können." Der Weg des Hasses und der Gewalt löse nicht die Probleme der Menschheit, mahnte der Papst. "Den Namen Gottes zu benutzen, um diesen Weg zu rechtfertigen, ist Gotteslästerung", fügte er vom vorbereiteten Redetext abweichend hinzu.

Pariser Erzbischof: Sich nicht der Angst oder dem Hass hingeben

Der Pariser Erzbischof, Kardinal André Vingt-Trois, erklärte, Frankreich erlebe erneut den Schmerz der Trauer und müsse sich der Barbarei fanatischer Gruppen entgegenstellen. Am Sonntagabend wollte er eine Messe in der Pariser Kathedrale Notre-Dame halten, um der Opfer zu gedenken. Gleichzeitig appellierte er an alle, sich nicht der Angst oder dem Hass hinzugeben. Die Vereinigte Evangelische Kirche Frankreichs bat ihre Gemeinden, für die Menschen da zu sein.

Auch die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) verurteilte die Anschläge als "abscheuliche Aggression gegen Frankreich und Angriff auf die gesamte Menschheit". In einer Solidaritätsbotschaft an die Kirchen in Frankreich rief KEK-Generalsekretär Guy Liagre zu einer friedlichen Antwort auf die Tragödie auf. "Wir müssen weiterhin auf der Grundlage unseres christlichen Glaubens unsere Werte wahren," erklärte Liagre.

Der Weltkirchenrat warnte nach der Terrorserie davor, Flüchtlingen aus Konfliktgebieten den Schutz in sicheren Ländern zu verwehren. Den Verfolgten müsste weiter Fürsorge und Gastfreundschaft gewährt werden, forderte der Ökumenische Rat der Kirchen in Genf. Zugleich unterstrich der Dachverband mit knapp 350 Kirchen, dass Gewalt im Namen von Religion Gewalt gegen Religion sei. Auch der Lutherische Weltbund mit 145 Mitgliedskirchen betonte, religiöse Motive dürften nicht zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht werden.

Ökumenischer Rat: Verfolgten weiter Gastfreundschaft gewähren

Vertreter der evangelische Kirche zeigten sich besorgt über eine mögliche Zunahme von Fremdenfeindlichkeit. Nach den Pariser Anschlägen sei zu befürchten, "dass es in den nächsten Tagen eine Diskussion geben wird, ob mit den Flüchtlingen Terror und Gewalt nach Europa gekommen sind", sagte der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung in einer Predigt im Berliner Dom.

Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms äußerte die Hoffnung, "dass die Anschläge nicht zu einer pauschalen Verurteilung der in weitesten Teilen friedliebenden Muslime führen." Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sagte, am Umgang mit den Flüchtlingen werde sich zeigen, "ob Europa eine echte Wertegemeinschaft ist, ob es eine Seele hat". Er fügte hinzu: "Wenn Europa nicht zu einem humanen Umgang mit den Flüchtlingen kommt, dann brauchen wir von einem wie auch immer gearteten christlichen Abendland nicht mehr zu sprechen."

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