Sommerkirche auf Dörfern

Lebendige Kirche im Dorf: Kunst und Musik bringen Menschen rund um Dorfkirchen zusammen

Die Dorfkirche in Kirche-Mummendorf bei der Eröffnung von "Dorfkirche mon Amour" 2025
Die Dorfkirche in Kirche-Mummendorf bei der Eröffnung von "Dorfkirche mon Amour" 2025© Nordkirche, Annelie Haack-Birgden

05. August 2025 von Claudia Ebeling

Kino, Konzert, Kunstworkshop, Bücherflohmarkt oder Fahrradchor: Im Sommer sind unsere Dorfkirchen in Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein überhaupt nicht verschlafen. Ein Kulturprogramm sorgt in vielen Orten für Leben, Begegnung und oft auch für eine Zukunftsperpektive von Gemeinden.

Mehr erfahren über das gesamte Programm von "Dorfkirche mon amour", für das Landesbischöfin Kirstina Kühnbaum-Schmidt die Schirmherrschaft übernommen hat.

Hier ansehen: Unser Film über "Dorfkirche mon amour" auf YouTube

Was mit sechs Veranstaltungen vor etwas mehr als drei Jahren begann, ist heute zu einem Besuchermagneten für viele Kirchen in norddeutschen Dörfern geworden: Die "Dorfkirche mon amour" - frei übersetzt: "Meine geliebte Dorfkirche". Vor allem in den Sommermonaten locken Musik- und Kunstprogramme die Menschen in ihre Dorfkirchen.

Hier sind jetzt Begegnungen möglich und es ist Engagement rund um diese Kirchen gewachsen - auch um sie zu erhalten und neu zu beleben. Denn auf dem Gebiet der Nordkirche gibt es fast 2000 Kapellen und Kirchen, viele von ihnen stehen leer oder sind baufällig und müssen möglicherweise aufgegeben werden.

Neues Leben in Kirchen: Putzen, Schlüsseldienst, Ausstellung

Initiatorin der Aktion "Dorfkirche mon amour" ist die Kunsthistorikerin Luise Klafs. Hier erzählt sie, was sie auf den Dörfern und mit den Menschen vor Ort erlebt.

Die Studienleiterin für Kunst und Kirche: Luise Klafs.© epd-bild

Frage: Wie hat sie die Aktion seit ihrem Anfang entwickelt?  

Luise Klafs: Dorfkirche mon amour läuft jetzt seit drei Jahren – wir haben mit 6 Aktionen gestartet, mittlerweile sind wir bei über 60 Einzelveranstaltungen!

Das ist toll und zeigt mir, dass das Engagement und die Lust, etwas in die Hand zu nehmen, da sind. Von uns braucht es eine Ermöglichungskultur, die diese Energie ernstnimmt und unterstützt! Und: Die Aktionen werden super angenommen: Bis zu 200 Besucher:innen kommen zu den Veranstaltungen, manchmal müssen extra Stühle rangebracht werden, damit alle reinkönnen.

Zum Nachlesen: Ehrenamtliches Engagement in Fördervereinen für Dorfkirchen

Artikel: Zukunftswerkstatt Kirchgebäude - Neue Wege für alte Gemäuer

Artikel: Mit Einsatz und Engagement für den Erhalt der Kirchenlandschaft auf Eiderstedt

Wie belebt das Dörfer und bringt Gemeinschaften neu zusammen?

Eines meiner besten Beispiele ist die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Christine de Boom. Sie ist nun seit drei Jahren dabei und entwickelt Konzepte, die die Menschen vor Ort mit ihrer Region und ihrer Kultur verbinden.

„Crossover - Kirch-Rosin“, Christine de Boom
Ein Werk aus Kirch-Rosin der mecklenburgischen Künstlerin Christine de Boom: Ihre Arbeiten hier tragen den Titel „Zwischentöne in Kirch-Rosin“. Auf den acht Leinwänden sind Dorfkirchen aus der Umgebung zu sehen, die sie zunächst fotografiert und dann übermalt hat.© Christine de Boom

In diesem Jahr ist etwas ganz Besonderes gelungen: Die Dorfgemeinschaft hat Interesse an der kleinen Kirche in Karcheez gewonnen und ist aktiv geworden: Kirche putzen, Schlüsseldienst für das Auf- und Zuschließen der Kirche, Pläne für weitere Nutzungen – all das wurde angestoßen durch das Projekt der Künstlerin vor Ort. Das schafft Miteinander und belebt die Region!

Blick in die Dorfkirche von Karcheez mit Bildern der Künstlerin Christine de Boom im Rahmen von Dorfkirche mon amour
Eine Ausstellung bringt neues Leben in die alte Dorfkirche von Karcheez bei Güstrow.

Was entsteht Ihrer Erfahrung nach vielleicht auch langfristig daraus?

Was mich besonders freut, ist, wenn Einzelaktionen mit der Zeit verstetigt werden. Unsere Erfahrung zeigt: Die Unterstützung durch das Projekt "Dorfkirche mon amour" und der Erfolg, etwas gemeinsam auf die Beine gestellt zu haben, kann motivieren, dran zu bleiben. Die Dorfkirche wird zum gemeinsamen Projekt.

Grund zur Freude: Die Vorsitzende des Fördervereins zum Erhalt der Dorfkirche Zahrensdorf erhält aus den Händen von Schirmherrin Kristina Kühnbaum-Schmidt die Plakette „Dorfkirche mon amour Kulturkirche“.
Grund zur Freude: Die Vorsitzende des Fördervereins zum Erhalt der Dorfkirche Zahrensdorf erhält 2024 aus den Händen von Schirmherrin Kristina Kühnbaum-Schmidt die Plakette „Dorfkirche mon amour Kulturkirche“. © Jonny Franzke / Nordkirche

 

Und tatsächlich gibt es jede Saison Vereinsgründungen von Menschen, die sich das erste Mal intensiv ihrer Dorfkirche gewidmet haben. Für mich ist das ein Kernanliegen: Das Potential an motivierten Menschen vor Ort zu stärken um die ein oder andere Kirche und ihre Gemeinschaft dadurch auch langfristig zu erhalten!

Was hat Sie überrascht oder auch frustriert?

Jedes Jahr wieder überrascht es mich, wie viele Menschen ihre Dorf- oder Quartierskirchen lieben, unter ihnen viele, die gar nicht in Gottesdienste gehen oder die sogar auch gar keine Kirchenmitglieder mehr sein. Ehrenamtliche leisten hier absolut den Großteil!

Das finde ich toll und beweist, dass Kirchenräume wirklich Frei-Raum bieten können – besonders in Gebieten mit schlechter Infrastruktur und kultureller Grundversorgung!

Wir sind alle auf dem Weg und tasten uns in diesem großen Themenfeld „Leerstand von Kirchen“ vor. Da frustriert eigentlich nur eines: Wenn eine:r weiß, wie es vermeintlich richtig geht und sich aus dem Gespräch mit anderen rausnimmt.

Ich glaube, es tut gut, wenn wir uns immer mehr vernetzen und in Gesprächen entdecken, was wo funktioniert und was nicht. Das ist für mich ein spannender und wirklich lebendiger Weg!

Hintergrund: Das Projekt "Dorfkirche mon amour"

Veranstaltet wird "Dorfkirche mon amour" vom "Kulturhimmel" unter der Leitung von Dr. Anna Luise Klafs und der Arbeitsstelle Kirche & Tourismus mit Morten Kauke. Vor Ort werden sie unterstützt von der Evangelischen Akademie der Nordkirche (Wiebke Juhl-Nielsen) und dem Kirchenkreis Mecklenburg (Kersten Köpcke).

Bewerbungen für das jeweilige Jahr können immer bis zum 28. Februar jeden Jahres an info@kulturhimmel.de eingereicht werden.

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