Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt: „Endlich zusammen!”
06. Juni 2022
Zum zehnjährigen Bestehen der Nordkirche spricht unsere Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt ein Geleitwort.
Endlich zusammen! Das war im Januar 2012 auch dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ eine Meldung wert. Von 255 Synodalen hatten 227 für eine neue Landeskirche aus Ost und West votiert. Damit war der Weg frei für die Nordkirche.
Staunen über das Wunder
„Endlich“, werden wohl auch manche gedacht haben, die die Verfassunggebende Synode in Warnemünde erlebten und darüber berichteten. Wer alles beschlossen wähnte und zu früh in die Redaktion zurückgekehrt war, den überraschten die Landessynodalen mit selbstbewussten Entscheidungen, die bis in die Nacht gingen.
Wohl auch deshalb war für das Gründungsfest unserer Nordkirche das Staunen über Gottes Wunder zentral. „Da sind wir nun – eine Kirche!“ – so begann die Predigt im Ratzeburger Dom zum Gründungsfest der Nordkirche am 27. Mai 2012.
„Selig sind, die Frieden stiften“
Vor zehn Jahren staunten viele nicht schlecht, was gelungen war: Eine Kirche aus Ost und West, die Menschen in Städten und ausgeprägt ländlichen Regionen verbindet, in der Menschen aller Geschlechter, in verschiedenen Lebensformen und Beziehungsweisen willkommen sind. Eine Inspiration und Herausforderung dieser neuen Kirche lautete damals: „Selig sind, die Frieden stiften.“ (Matthäus 5, 9) In welch bedrängender Weise aktuell diese Zusage Jesu heute doch ist!
„Pfingsten erinnert uns: Gottes Geist beflügelt uns, unser Leben aus unserer Glauebenshoffnung und in Gemeinschaft mit vielen neu zu denken.
Wir feiern unseren Nordkirchengeburtstag in einer Welt, die sich nach Frieden sehnt, einem Frieden, der die gesamte Schöpfung umfasst. Uns bewegt die Suche nach Frieden als eine der Herausforderungen, vor der wir gemeinsam mit allen Menschen in einer globalisierten Welt stehen.
Die menschengemachte Klimakrise zeigt uns insbesondere im Austausch mit unseren ökumensichen Partnerinnen und Partner dabei deutlich, wie sehr alles Leben auf unserem Planeten miteinander verbunden und voneinander abhängig ist. Dass unsere Erde bewohnbar bleibt, für alle Geschöpfe, ist die zentrale Herausforderung, vor die wir als von Gottes Schöpfung beschenkte und für sie verantwortliche Menschen gestellt sind.
Ein Fest der Ökumene
Ich freue mich deshalb sehr, dass wir den 10. Geburtstag unserer Nordkirche mit Geschwistern aus unseren weltweiten Partnerkirchen feiern können und dass Anne Burghardt, Generalsekretärin des Lutherischen Weltbundes, dabei die Festpredigt halten wird! Mich ermutigt, dass so viele ehren- und hauptamtlich Mitarbeitende unserer Kirche zukunftszugewandte und innovative Ideen entwickeln, die befreiende Botschaft der Liebe Gottes in einer pluralen und säkularen Gesellschaft weiterzusagen.
Deutlich wird das auch an der intensiven Beteiligung an unserem Zukunftsprozess – ich bin gespannt auf seine Ergebnisse! Und ich bin froh über die vielen Menschen, die deutlich machen, dass wir als Nordkirche auch zukünftig aus unserem Glauben heraus gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen und in Kooperation mit anderen Akteur:innen daran mitwirken wollen, das Leben hoff nungsvoll und zukunftsmutig zu gestalten. So, dass alle an einem gesellschaftlichen Leben in Würde und Freiheit teilhaben können.
Gottes Geist beflügelt uns
Pfingsten erinnert uns: Gottes Geist beflügelt uns, unser Leben aus unserer Glaubenshoffnung und in Gemeinschaft mit vielen neu zu denken. Dazu schenke uns Gottes Geist Fantasie und Tatkraft, lasse uns träumen und Verantwortung tragen. Als Gottes geliebte Geschöpfe, als in Christus versöhnte Geschwister. Möge uns Gottes Geistkraft weiter beflügeln, uns für Gottes Liebe und die befreiende Kraft des Evangeliums von Jesus Christus begeistern!