Zeitzeugen

Erinnerungen an die Zeit vor der Fusion zur Nordkirche

Ulrike Hillmann ist seit 2018 Synodenpräses der Nordkirche.
Ulrike Hillmann ist seit 2018 Synodenpräses der Nordkirche.© Dean Zill

05. Juni 2022

Synodenpräses Ulrike Hillmann, Kirchenleitungs-Mitglied Henning von Wedel und Pastor i.R. und früherer Oberkirchenrat Andreas Flade blicken mit uns zurück auf die Zeit kurz vor der Fusion der Landeskirchen in Mecklenburg, Nordelbien und Pommern zur Nordkirche:

Synodenpräses Ulrike Hillmann: Manchmal zu schnell

Es war ihre erste Periode in der Synode und sie hatte das Gefühl, dass es nicht so richtig zu ihr passt, doch dann kamen die Verhandlungen zur Fusion – plötzlich war Ulrike Hillmann ganz in ihrem Element. Heute ist sie Synodenpräses der Nordkirche.

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So richtig wohl fühlte sie sich in der nordelbischen Synode nicht, sagt Ulrike Hillmann. Es war ihre erste Amtsperiode und die Verfassungsrichterin überlegte, ob das wirklich so ihr Ding war. Dann begannen die Verhandlungen zur Fusion der Nordkirche und ihm Rahmen dessen wurde sie gefragt, ob sie Lust hätte in einer Arbeitsgruppe zur Verfassung mitzuarbeiten. „Das war etwas, das mich als Verfassungsrichterin in Schleswig-Holstein sehr gereizt hat“, erinnert sich die heutige Synodenpräses.

Es sei eine ausgesprochen spannende Arbeitsgruppe gewesen. „Es waren nicht nur Juristen, sondern auch Theologen – das war eine Mischung, die mir bisher noch nicht geläufig war.“ Eine „wunderschöne Zeit“, so Hillmann. Und es sei eine gute Gelegenheit gewesen, auch die anderen Kirchen besser kennenzulernen.

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ein Besuch mit der Arbeitsgruppe in der Krippenausstellung in Güstrow in der Adventszeit. „Als ich die Krippen so betrachtet habe, zwischen all den rechtlichen Diskussionen, da habe ich gedacht, ,Okay, jetzt weißt du wieder, wieso du das machst‘“, erinnert sich Hillmann.

Vereinheitlichung des Arbeitsrechts noch offen

Man sei schnell auf einen Zusammenschluss zugegangen und habe dabei Rechtsangleichungen offengelassen. „So mussten wir uns in den letzten zehn Jahren viel mit Rechtsangleichungen beschäftigen“, so Hillmann. Jetzt sei noch ein großer Punkt offen, nämlich die Vereinheitlichung des Arbeitsrechts. „Wir sind in dieser zweiten Periode jetzt wieder dazu gekommen, uns doch wieder gemeinsam inhaltlich auszurichten und das empfinde ich als ausgesprochen positiv.“

Die Landeskirchen kamen aus ganz unterschiedlichen Traditionen und man habe sich erst kennenlernen müssen. „Das ist uns gut gelungen“, meint Hillmann. In der ersten Synode sei das gut erhalten geblieben. „In der jetzigen hat sich das so ein bisschen verloren. Manchmal merkt man da in den Diskussionen, dass es schön wäre, wenn wir uns mal wieder darüber austauschen würden“, betont die Synodenpräses.

"Ein hochemotionaler Moment mit Jubel und Begeisterung"

Sie habe festgestellt, dass die Leitung der Kirche sehr schnell gewesen ist. „Manchmal zu schnell für die Menschen in der Kirche“, bedauert Ulrike Hillmann. An die abschließende Entscheidung zur Fusion kann Hillmann sich noch gut erinnern. „Es war ein hochemotionaler Moment mit Jubel und Begeisterung, und dieser Geist hat sich weitergetragen beim Fest in Ratzeburg“, so Hillmann. Und er sei unter anderem mit den Linden auch weitergetragen worden in die Gemeinde.

Andreas Flade, Pastor im Ruhestand und früherer Oberkirchenrat in Schwerin und Kiel.
Andreas Flade, Pastor im Ruhestand und früherer Oberkirchenrat in Schwerin und Kiel.© Dean Zill

Andreas Flade: „Es kann noch einfacher werden“

Verhandlungen auf Augenhöhe waren es für ihn nicht, aber sie waren fair. Der frühere Oberkirchenrat Andreas Flade war anfangs einer von den Skeptischen, kann der Fusion heute aber vieles abgewinnen.

„Mein Eindruck ist, dass die Nordkirche in zehn Jahren gut zusammengewachsen ist und einen selbstverständlichen Rahmen bildet. Es ist nicht alles ideal, aber das sind wir gewöhnt aus unserer Kirche, das nicht immer alles ideal ist, sondern Dinge verbessert werden müssen“, sagt Andreas Flade, Pastor im Ruhestand und früherer Oberkirchenrat, erst in Schwerin, dann in Kiel.

Er sei einer von den Skeptischen gewesen, was die Fusion angeht, gibt er zu. „Ich hätte mir das damals alles zehn Jahre später gewünscht. Heute denke ich, dass es eben der Zeitpunkt war, zu dem es sein sollte.“ Trotz der sehr unterschiedlichen Größen der Kirchen sei bei den Verhandlungen in einer sehr fairen Weise miteinander umgegangen worden, das habe ihn berührt. „Mit Augenhöhe war es schwierig, aber fair war es“, so Flade.

Auch die Strukturen der alten Landeskirchen waren sehr unterschiedlich, gleichzeitig kannte man sich schon gut untereinander. „Wir hatten ja auch vor der Phase der Verhandlung schon eine Phase der Zusammenarbeit“, erklärt Andreas Flade.

Gespannt auf die nächste Generation

Für ihn gibt es einiges, das heute besonders schön ist. „Zum Beispiel das Nordkirchenchorfest, das in diesem Jahr im August stattfinden soll.“ Doch manches sei auch nicht gelungen, findet Andreas Flade. „Zum Beispiel die komplizierte Leitungsstruktur. Es ist für viele nicht ersichtlich, wer was entscheidet. Ich denke, das kann noch vereinfacht werden“, betont der Pastor im Ruhestand. Er sei sehr gespannt auf die nächste Generation der Leitenden. Flade: „Ich denke, dass die einiges einfacher und eff ektiver gestalten werden.

Henning von Wedel, Jurist und Mitglied der Kirchenleitung.
Henning von Wedel, Jurist und Mitglied der Kirchenleitung.© Dean Zill

Henning von Wedel:  "Nicht unerheblicher Widerstand“

Er ist einer der Macher der Verfassunf der Nordkirche: Henning von Wedel. Der Jurist erinnert sich vor allem daran, dass es bei der Fusion bis zur letzten Abstimmung spannend war.

Bis zum Schluss wusste keiner, ob es wirklich klappt. Henning von Wedel, ehrenamtliches rechtskundiges Mitglied der Kirchenleitung und einer der Macher der Nordkirchen-Verfassung, erinnert sich gut an die Unsicherheit im Vorfeld der Abstimmungen zur Fusion. „Wir brauchten ja überall eine Zweidrittelmehrheit und ob wir die bekommen würden, war bis zur letzten Abstimmung unklar“, so von Wedel. Umso größer sei die Freude gewesen. „Eine Gruppe stimmte ,Großer Gott wir loben dich‘ an, als es geschafft war.“

Der Widerstand sei auch in Nordelbien anfangs „nicht unerheblich“ gewesen. „Es war eine so große Fläche und dann auch noch eine Ostkirche ...“ Das Hauptproblem sei nachher aber eher der Widerstand aus Mecklenburg gewesen. „Da gab es so starke Obstruktionen, dass es für uns schwierig war, manchmal überhaupt kompetente Ansprechpartner zu finden“, so von Wedel. Insgesamt habe er dann aber eine tolle Zusammenarbeit erlebt.

"Es fehlt nur noch ganz weig Zusammenwachsen"

Es habe einige Anlaufschwierigkeiten gegeben, aber die seien fast alle überwunden. „Wir haben erreicht, dass die meisten die Nordkirche gut finden. Ich höre eigentlich kaum noch Kritik“, sagt Henning von Wedel. „Wir sind eigentlich sehr sehr weit und es fehlt nur noch ganz weig Zusammenwachsen“, ist der Jurist überzeugt. Auf Gemeindeebene könne der Austausch noch besser sein, findet er. Da habe es vor der Fusion fast mehr Austausch gegeben. Insgesamt sieht er die Nordkirche in einer guten Ausgangsposition.

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