Diakonie-Statistik

Wohnungslosigkeit im Norden drastisch gestiegen

Inflation und Energiekrise sorgen dafür, dass deutlich mehr Menschen von Obdachlosigkeit bedroht sind als in den Vorjahren. Prekär: Viele Unterkünfte sind überfüllt und in keinem guten Zustand.
Inflation und Energiekrise sorgen dafür, dass deutlich mehr Menschen von Obdachlosigkeit bedroht sind als in den Vorjahren. Prekär: Viele Unterkünfte sind überfüllt und in keinem guten Zustand. © Pixabay

04. April 2023

In Schleswig-Holstein sind so viele Menschen ohne Wohnung wie seit langem nicht. Der Anstieg Hilfesuchender im vergangenen Jahr ist gewaltig: 2022 nahmen 8.844 Menschen die Angebote der diakonischen Wohnungslosenhilfe in Schleswig-Holstein in Anspruch, das sind gut 1.000 mehr als 2021.

„Als ich diese Zahlen das erste Mal sah, habe ich einen Riesenschreck bekommen. Der Anstieg ist dramatisch“, sagte Diakonie-Chef Heiko Naß am Dienstag bei der Vorstellung der Wohnungslosenhilfe-Statistik der Diakonie Schleswig-Holstein in Kiel.

Diakonie- und Landespastor Heiko Naß
Diakonie- und Landespastor Heiko Naß© Diakonie SH

Preisentwicklung steigert die Not 

Ratsuchende Frauen erreichten mit 3.029 eine neue Höchstmarke. Brennpunkte der Wohnungslosigkeit sind nach wie vor die kreisfreien Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster. Auch das Hamburger Umland ist betroffen.

Hauptursache für die Entwicklung seien die rasant gestiegenen Lebenshaltungskosten. „Menschen mit prekären Einkommensverhältnissen fällt es bei den hohen Kosten für Lebensmittel und Energie immer schwerer, über die Runden zu kommen“, sagte Naß. Diese Menschen müssten oftmals 46 Prozent ihrer Einkünfte für Miete und Energie ausgeben. Das sei nicht tolerabel. „Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum.“

Hohe Mieten und Inflation ausschlaggebend

Kathrin Kläschen von der Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie Schleswig-Holstein forderte eine deutliche Aufstockung des Bürgergeldsatzes um mindestens 100 Euro. „Wer schon vor dem Anstieg der Inflation kaum klargekommen ist, gerät jetzt erst recht in große Schwierigkeiten“, betont sie. Außerdem müssten die in zahlreichen Kommunen viel zu niedrigen Mietobergrenzen für Wohngeldempfänger angepasst werden.

Die Coronapandemie habe den psychischen Druck in vielen Familien erhöht, hieß es. Trennungen seien die Folge. Frauen rutschten in den Leistungsbezug und könnten dann oft die Wohnungsmiete nicht mehr bezahlen. „Wir brauchen deshalb ein Sofortprogramm für Frauen mit frauenspezifischer Beratung wie in Kiel und Lübeck“, sagte Naß.

Notunterkünfte mangelhaft

Sabine Willert von der diakonischen Wohnungslosenhilfe in Rendsburg-Eckernförde kritisierte, dass ein persönliches Gespräch mit dem Vermieter bei Zahlungsproblemen oft nicht mehr möglich sei. „Die Wohnungsgesellschaften sitzen in der Regel nicht mehr vor Ort, sind telefonisch nicht erreichbar und antworten nicht auf E-Mails“, sagte Willert. Seien Mieter mit der Zahlung im Rückstand, komme es schneller zu einer Wohnungsräumung als früher. Bezahlbarer Wohnraum sei knapp, potenzielle neue Mieter ständen Schlange.

Um alle Menschen, die ihre Wohnung verlieren, unterbringen zu können, fordert die Diakonie von den Kommunen, landesweit ausreichend Notunterkünfte. Dabei sollten Mindeststandards eingehalten werden. Dazu gehören Einzelunterbringung, Kochmöglichkeiten, gute Anbindung an öffentliche Einrichtungen und den Nahverkehr und Barrierefreiheit. „Bislang befinden sich zahlreiche Notunterkünfte in einem beklagenswerten Zustand“, sagte Naß.

Sofort Hilfe suchen

Die Wohnungslosen-Statistik der Diakonie erfasst alle Menschen, die sich an die 35 Anlaufstellen der Diakonie in Schleswig-Holstein wenden. Dazu zählen Beratungsstellen, Tagestreffs und stationäre Hilfen. Alle in Schleswig-Holstein von Wohnungslosigkeit betroffenen oder bedrohten Menschen werden durch die Statistik aber nicht erfasst.

Veranstaltungen
Orte
  • Orte
  • Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Flensburg-St. Johannis
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Gertrud zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien zu Flensburg
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Michael in Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Nikolai-Kirchengemeinde Flensburg
    • Ev.-Luth. St. Petrigemeinde in Flensburg
  • Hamburg
    • Hauptkirche St. Jacobi
    • Hauptkirche St. Katharinen
    • Hauptkirche St. Michaelis
    • Hauptkirche St. Nikolai
    • Hauptkirche St. Petri
  • Greifswald
    • Ev. Bugenhagengemeinde Greifswald Wieck-Eldena
    • Ev. Christus-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Johannes-Kirchengemeinde Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Jacobi Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Marien Greifswald
    • Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Greifswald
  • Kiel
  • Lübeck
    • Dom zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Aegidien zu Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Jakobi Lübeck
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Marien in Lübeck
    • St. Petri zu Lübeck
  • Rostock
    • Ev.-Luth. Innenstadtgemeinde Rostock
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock Heiligen Geist
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Evershagen
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Rostock-Lütten Klein
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Johannis Rostock
    • Ev.-Luth. Luther-St.-Andreas-Gemeinde Rostock
    • Kirche Warnemünde
  • Schleswig
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schleswig
  • Schwerin
    • Ev.-Luth. Domgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Nikolai Schwerin
    • Ev.-Luth. Petrusgemeinde Schwerin
    • Ev.-Luth. Schloßkirchengemeinde Schwerin

Personen und Institutionen finden

EKD Info-Service

0800 5040 602

Montag bis Freitag von 9-18 Uhr kostenlos erreichbar - außer an bundesweiten Feiertagen

Sexualisierte Gewalt

0800 0220099

Unabhängige Ansprechstelle für Betroffene von sexualisierter Gewalt in der Nordkirche.
Montags 9-11 Uhr und mittwochs 15-17 Uhr. Mehr unter kirche-gegen-sexualisierte-gewalt.de

Telefonseelsorge

0800 1110 111

0800 1110 222

Kostenfrei, bundesweit, täglich, rund um die Uhr. Online telefonseelsorge.de

Zum Anfang der Seite