Sonnabend, 27.9.2025

Journal zur Landessynode im September 2025, Tag 3

Mit großer Mehrheit hat die Landessynode für ein neues Klimaschutzgesetz gestimmt. Das erste stammte aus dem Jahr 2015 und galt als Vorreiter für den Klimaschutz der evangelischen Kirche in Deutschland.
Mit großer Mehrheit hat die Landessynode für ein neues Klimaschutzgesetz gestimmt. Das erste stammte aus dem Jahr 2015 und galt als Vorreiter für den Klimaschutz der evangelischen Kirche in Deutschland.© Susanne Hübner

27. September 2025 von Claudia Ebeling

Unsere Landessynode tagt bis zum 27. September 2025 in Lübeck-Travemünde. In unserem Synoden-Journal berichten wir über Schwerpunkte und Hintergründe. Dies ist die zweite Tagung der III. Landessynode unserer Landeskirche.

Den Livestream und weitere Informationen finden Sie auf dem Portal der Landessynode

Das war Tag 1

Das war Tag 2

Zum Auftakt ihrer Herbsttagung hat unsere Landessynode am Donnerstag über ein Schutzkonzept für die Synode beraten. In Workshops haben sich die Synodalen über Bedarfe, Bedingungen und Grundbausteine ausgetauscht. Danach ging es um die Novellierung des Klimaschutzgesetzes, welches am Freitag in erster Lesung beschlossen wurde.

Weitere Themen waren unter anderem der Bericht aus dem Sprengel Mecklenburg und Pommern und Beratungen zum Zukunftsprozess.

Am heutigen Sonnabend, dem dritten Tagungstag, stehen die Berichte der Kirchenleitung und der Bericht der Landesbischöfin auf der Tagesordnung.

TAG 3: Die Sitzung der Landessynode beginnt um 9 Uhr 

Morgensingen im Plenum
Auch der letzte Sitzungstag beginnt mit einem Lied und einem Morgengebet.© Susanne Hübner

Bericht der Vorsitzenden der Kirchenleitung

Als Vorsitzende der Kirchenleitung hat Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt zu Beginn des letzten Sitzungstages Schwerpunkte der Arbeit des Gremiums vorgestellt. Sie stellte den Bericht für das vergangene Jahr unter die Jahreslosung „Prüfet alles und behaltet das Gute“.

Bericht der Vorsitzenden der Kirchenleitung
Im November wählen die Synodalen eine neue Kirchenleitung. In ihrem Bericht ging die Landesbischöfin, Kristina Kühnbaum-Schmidt, als Vorsitzende deswegen vor allem auf das zurückliegende Jahr ein. Denn: "Im November werden die ganzen Jahre noch einmal gewürdigt werden".© Susanne Hübner

Das Thema Prävention und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt habe eine hohe Priorität, erklärte Kühnbaum-Schmidt. Es sei ein ständiger Tagesordnungspunkt in den Sitzungen der Kirchenleitung. „Sexualisierte Gewalt darf in unserer Kirche keinen Platz haben“, betonte die Landesbischöfin.

Auch die Kirchenleitung habe einen eigenen Schutzkonzeptprozess gestartet, um Risiken für Grenzverletzungen und sexualisierte Gewalt in ihren Beziehungs- und Machtkonstellationen zu analysieren und wirksam zu begrenzen. Bis zum Ende der Legislaturperiode soll dieser Prozess abgeschlossen werden.

Klimaschutz und Ökumene

„Die Zeit drängt“, sagte Kühnbaum-Schmidt mit Blick auf das Thema Klimaschutz. Die wichtigsten Felder seien Gebäude, Mobilität und Landverpachtung. Ein weiteres Thema, das die Kirchenleitung im vergangenen Jahr beschäftigt hat, sei die Digitalstrategie 2025+, unter anderem mit der Besetzung der Stelle des Digitaldirektors mit Michael Clormann. Zudem sei die ökumenische Reise nach Estland für die Kirchenleitung prägend gewesen.

„Der Religionsunterricht bleibt eine Gegenwarts- und Zukunftsfrage, auch für die nächste Kirchenleitung“, sagte die Landesbischöfin mit Blick auf die religiöse Bildung. Des Weiteren seien Finanzen ein Thema der Kirchenleitung gewesen, unter anderem die geplante Beendigung der Kirchengrundsteuererhebung, die das Kirchensteuerrecht in der Nordkirche vereinheitlichen wird.

Synodale Louise Jark-Albers und Bettina Axt
Wichtig auf jeder Synodentagung sind persönliche Begegnungen und Gespräche. Hier die Synodalen Louise Jark-Albers und Bettina Axt.© Susanne Hübner

Gespräch im Plenum Frank Howald und Yared Dibaba
Manche Absprachen können während der Sitzungen geklärt werden.© Susanne Hübner

Bericht von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt: Haltung und Zukunft von Kirche

Die Leitende Geistliche der Nordkirche ging in ihrem Bericht auf ermutigende Beispiele ein, wie die Zukunft der Kirche gelingen und wo ihre Aufgabe liegen kann. Denn Kirche müsse die Sorgen vieler Menschen angesichts von Rechtspopulismus, Nationalismus und gesellschaftlicher Polarisierung wahrnehmen.

KulturKirche Recknitz: Hier lebt Kirche im ländlichen Raum für die Menschen vor Ort

Ein besonderer Ort für eine zukunftsfähige Kirche und Gemeinde ist für die Landesbischöfin die KulturKirche Recknitz im Kirchenkreis Mecklenburg. Hier haben viele Ehrenamtliche und Gemeindemitglieder einen Ort der Begegnung und der Kultur geschaffen. In einem moderierten Gespräch mit Engagierten aus Recknitz wurden für die Synodalen die Bedeutung und die Hintergründe des Projektes deutlich.

Gespräch mit Engagierten der KulturKirche Recknitz vor Landessynode
Das Projekt der KulturKirche Recknitz funktioniert nur dank eines engagierten Teams aus Haupt- und Ehrenamtlichen - während ihres Berichtes auf der Landessynode stellte Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt die Erfahrungen der Engagierten im Gespräch vor. © Susanne Hübner

"Wir brauchen Geld und Mut", brachte der Berliner Axel Meier, der eine halbe Stelle als Künstlerischer Leiter des Projektes hat, seine Zukunftsvision für die KulturKirche auf den Punkt. Er plädierte dafür, kirchliche Räume im ländlichen Raum anders zu nutzen und zu öffnen und auch den Menschen vor Ort zu vertrauen.

Axel Meier Projektleiter der KulturKirche Recknitz
"Ich bin nicht in der Kirche", sagte der Berliner Schlagzeuger Axel Meier vor der Landessynode ehrlich. Doch während seiner Arbeit als Projektleiter der KulturKirche Recknitz habe er Kirche und Gemeinde neu erlebt und schätzen gelernt.© Susanne Hübner

Pastor Thomas Kretschmann und Landesbischöfin im Gespräch über KulturKirche Recknitz vor Landessynode
Pastor Thomas Kretschmann hat seine Gemeinde in der Christophorus-Kirche in Laage. Dazu gehört auch die Kirche St. Bartholomäus aus dem 13. Jahrhundert im Örtchen Recknitz. Ein Kulturprogramm erweckte sie zu neuem Leben.© Susanne Hübner

15 Thesen für die Zukunft der Kirche

Sie rief dazu auf: „Zeigt Haltung – eine Haltung, die dem Evangelium entspricht. Geprägt vom klaren Bekenntnis zur Liebe Gottes, die ausnahmslos allen Menschen gilt. Eine Haltung, die einsteht für Menschenwürde, für Freiheit, für die Liebe zum Nächsten. Klar, öffentlich, gemeinsam.“

Bericht von Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt vor Landessynode
Landesbischöfin Kristina Kühnbaum-Schmidt hat auf der Landessynode ihren Bericht vorgelegt. Darin skizziert sie 15 Thesen für künftiges Handeln – von innovativen Gemeindeformen bis zur digitalen Kirche – und ruft zu klarer Haltung in gesellschaftlichen Fragen auf.© Susanne Hübner

In 15 Thesen betonte sie, die Kirche nicht als Institution im Rückzug zu begreifen, sondern als Gemeinschaft, die mutig, kritisch und hoffnungsvoll in die Zukunft geht. Entscheidend sei außerdem die Haltung jedes Einzelnen. „Wachsam sein heißt, die Zeichen der Zeit zu sehen. Mutig sein heißt, die eigene Stimme zu erheben. Stark sein heißt, gemeinsam zu handeln. Und alles in Liebe – weil unsere Haltung nicht in Härte, sondern in Hoffnung wurzelt“, so die Landesbischöfin.

Synodaler Broder Feddersen läutet die Sitzungsglocke in Travemünde
Wenn die Glocke läutet, geht es weiter: Synodaler Broder Feddersen läutet die Sitzungsglocke in Travemünde.© Susanne Hübner

Landessynode beschließt in zweiter Lesung neues Klimaschutzgesetz

Zum Nachlesen: Die Diskussionen zum Klimaschutzgesetz an Tag 1 und Tag 2. Hintergrund und Fachwissen in unserem Klimaportal.

Nach engagierten Diskussionen und einem thematischen Schwerpunkt am ersten Sitzungstag haben die Synodalen in zweiter Lesung mit großer Mehrheit für eine Novelle des Klimaschutzgesetzes votiert. 

Abstimmung Klimaschutzgesetz Landessynode September 2025 Blick ins Plenum
Mit großer Mehrheit hat die Landessynode für ein neues Klimaschutzgesetz gestimmt. Das erste stammte aus dem Jahr 2015 und galt als Vorreiter für den Klimaschutz der evangelischen Kirche in Deutschland.© Susanne Hübner

Die entscheidenden Punkte sind die energetische Optimierung von Gebäuden, die Bindung von mindestens 0,8 Prozent der Kirchensteuerzuweisungen für Klimaschutz, die Einrichtung eines Klimabeirates und die Reduktion der Treibhausgase um mindestens 90 Prozent bis 2035. 

Die wichtigsten Änderungen in Kürze (1/2)

  • Verlängerung der Pflicht, mindestens 0,8 Prozent der Kirchensteuerzuweisungen für Klimaschutzmaßnahmen zu verwenden, bis zum Haushaltsjahr 2040 
  • Anpassung und Schärfung des Klimaziels: Bis 2040 soll die Nordkirche treibhausgasneutral werden. Als Zwischenziel soll die Emission bis 2035 der Treibhausgase um 90 Prozent reduziert werden. 
  • Einführung von Mobilitätsmanagement (Erhebung von Reisedaten, klimaschonende Reiseregeln) als Teil der Klimaschutzverantwortung.
  • Aufnahme des Themas Landverpachtung als möglicher Hebel für Klimaschutzmaßnahmen, auch wenn Emissionen daraus aktuell nicht direkt in die nordkirchliche Klimabilanz eingehen  
  • Förderung von Maßnahmen zur energetischen Optimierung, Effizienzsteigerung und Nutzung erneuerbarer Energien in Bau, Sanierung, Beschaffung und Gebäudebetrieb 
  • Verankerung eines Klimabeirats als koordinierendes Gremium zwischen Kirchenkreisen, der Kirchenleitung und weiteren Akteuren 
  • Pflicht zur Fortschreibung des Klimaschutzplans in einem regelmäßigen Abstand (z. B. alle sechs Jahre) 

Abstimmung Klimaschutzgesetz Landessynode September 2025
Paragraph für Paragraph werden die einzelnen Abschnitte des neuen Klimaschutzgesetzes auf der Landessynode abgestimmt. Immer wieder ist der Vorsitzende des Rechsausschusses gefragt.© Susanne Hübner

Beschlossen wurde ebenfalls das Kirchengesetz zur Anpassung kirchenkreisverwaltungsrechtlicher Vorschriften an die geltende Haushaltsführung.

Wahlen in Ausschüsse und Gremien unserer Kirche

Letzte Tagesordnungspunkte für die Synodalen sind die Wahlen in diverse Ausschüsse und Gremien der Nordkirche. Präses Anja Fährmann und Vizepräses Elke König hatten die Aufgabe, sich durch zahlreiche Listen mit Namen und Namensvorschlägen zu arbeiten.

Elke König und Anja Fährmann Präsidium Landessynode
Positiv und klar führen Synodenpräses Anja Fährmann und Vizepräses Elke König durch die umfangreiche Tagesordnung der Landessynode.© Susanne Hübner

Bischöfin Nora Steen: Intensive, bewegte und auch kontroverse Tagung

Nachdem alle Mitglieder für die Ausschüsse und Gremien feststanden, beendet Bischöfin Nora Steen die Synodentagung. "Es waren intensive, bewegte und auch kontroverse" Tage, betonte sie. "Aber wir sind gut miteinander auf dem Weg", so dass auch strittige Themen ausgesprochen werden könnten.

Zum Abschluss sangen die Synodalen gemeinsam den bekannten Reisesegen Nr. 43:

Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen,
mögest du den Wind im Rücken haben,
und bis wir uns wieder sehn, und bis wir uns wieder sehn,
möge Gott seine schützende Hand über dir halten.

Möge warm die Sonne auch dein Gesicht bescheinen,
Regen sanft auf deine Felder fallen,
und bis wir uns wieder sehn, und bis wir uns wieder sehn,
möge Gott seine schützende Hand über dir halten.

Mögen gute Freunde deine Wege auch begleiten,
mög die Kälte dir den Mut nicht nehmen,
und bis wir uns wieder sehn, und bis wir uns wieder sehn,
möge Gott seine schützende Hand über dir halten.

Das Präsidium singt zum Abschluss der Tagung einen Reisesegen
Bischöfin Nora Steen stimmt zum Abschluss der Synodentagung einen Reisesegen an: "Mögen sich die Wege vor Deinen Füßen ebnen".© Susanne Hübner

Die nächste Synodentagung finden vom 20. - 22. November statt.

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